H. Zusammenfassung der Ergebnisse.
1. Die Antennen der Hydrocores sind sehr mannigfaltig gestaltet. Stets sind sie drei- oder
viergliedrig nnd verhältnismäßig klein. Unter den untersuchten Gattungen weist
Aphelocheirus die größten Antennen auf.
2. Die Antennen der Nepiden sind entgegen der Darstellung einiger Autoren, die sie als
viergliedrig beschreiben, dreigliedrig. Die Dreigliedrigkeit ergab sich mit Sicherheit
erst nach Feststellung der Lage des JoHNSTONschen Organs.
3. Die Nepiden haben ein JoHNSTONsches Organ, das alle Elemente auf weist, die ein Scolo-
parium bilden. Es ist nur eine Verkleinerung mancher histologischer Elemente (Sinnesstifte
und angrenzende Teile) festzustellen. Eine Reduktion im Sinne von Ausfallserscheinungen
ist nicht nachweisbar.
4. Den übrigen Hydrocores (Nötonecta, Naucoris, Aphelocheirus, Corixa) kommt ein JoHNSTONsches
Organ zu, das bis auf das der Corixiden keine besondere Organisationshöhe
erreicht. Die Sinnesstifte dieser Organe haben eine annähernd normale Größe.
Bei allen Hydrocores beträgt die Länge der JoHNSTONschen Stifte das Zehnfache ihrer
Breite.
5. In den Antennen der Nepiden treten Chordotonalorgane auf, die bei Nepa cinerea im
Scapus, im Pedicellus und auf der Höhe der Gelenkhaut I I festgestellt werden konnten.
Da sie in allen Einzelheiten einander gleichen, ist hiermit zum ersten Male eine Polytopie
in den Antennen von Insekten nachgewiesen worden.
6. Die Scapalmuskulatur ist bei allen von mir untersuchten Hydrocores bis auf die Nepiden
gut ausgehildet. Letzteren scheint sie völlig zu fehlen.
7. Antennale Hautsinnesorgane treten bei allen Hydrocores in verschiedenster Form,
Größe und Ausbreitung auf. Während z. B. Aphelocheirus aestivalis einen starken
Schwund derselben auf weist, sind bei den Nepiden drei verschiedene, stark ausgeprägte
Typen von Hautsinnesorganen und hei Notonecta glauca sogar zehn voneinander abweichende
Formen von haarförmigen Hautsinnesorganen ausgebildet.
8. An der Gelenkhaut I I der Antennen der Nepiden treten bisher noch nicht beschriebene
Organe auf, die in ihrem Bau an Statocysten erinnern. Sie werden von mir als „kapselförmige
Organe“ bezeichnet.
9. Zwischen der Cuticularwanddicke der Antennenspitze und der Größe der terminalen
Sinneshaare bzw. Sinneshorsten der Hydrocores besteht eine Korrelation, die sich in
einem übereinstimmenden Ausbildungsverhältnis beider Faktoren äußert.
10. Die Antennengröße der Hydrocores steht im großen und ganzen in „umgekehrter“ Korrelation
zu der Augengröße. Während im allgemeinen bei den Hydrocores große Augen
von kleinen Antennen begleitet werden, weist Aphelocheirus aestivalis besonders große
Antennen bei sehr kleinen Augen auf.
11. Die Corixiden, die von E nderlein als selbständige Gruppe von allen Heteroptera getrennt
werden, weisen in ihren Antennen keine Merkmale auf, die sie grundsätzlich von
denen der Hydrocores unterscheiden.
12. Auf Grund der Zahl und der Mannigfaltigkeit der Sinnesorgane können die Antennen
der Hydrocores keineswegs als rudimentär im Sinne einer Funktionseinbuße bezeichnet
werden.