
gingen dann auch auf Blätter über. Die Blätter wurden in solchen Fällen ebenso wie die
Früchte und Blüten zerkaut und der austretende Saft aufgeleckt — oft in Gesellschaft, wie
dies Messor mit Samen tut. Die ausgekauten Teile fanden sich dann auf Abfallhaufen, zu
denen auch Puppenreste sowie unbearbeitete Blattstücke, Stiele und Leichen getragen wurden.
Den Kot gaben die Tiere ebenfalls auf diesen Abfallhaufen ab. Gab man jetzt den
Tieren Pilzgärten, so wurden diese meist sofort abgeweidet. Dargebotene Blätter blieben
dabei meist unbeachtet, so daß nach kurzer Zeit der Pilz verschwunden war. Die Reste der
Pilzgärten kamen ebenfalls auf die Abfallhaufen. Waren noch einige Mycelien lebensfähig
und vermochten sie sich auf den Abfällen auszubreiten, so wurden sie oft von dort wieder
geholt. Auf diese Weise konnte die Grundlage zu einem neuen Pilzgarten entstehen; d. h.
irgendwelche Blattstücke oder Blattreste mit Pilzen wurden zusammengetragen, ihnen
neue zerkaute oder nichtzerkaute Blätter angefügt und Kot darauf abgesetzt. Bei Acro-
myrmex lobicornis wie auch Acrom. striatus fanden sich an solchen jungen Pilzgärten auch
oft Puppenreste sowie Abfall anderer Art, wie abgenagte Korkstücke, Holzreste u. dergl.,
und auch auf ihnen wucherte der Pilz, besonders wenn sich reichlich Kot darauf befand.
In Nestern, die von Anfang an große Pilzgärten erhielten, zeigten sich ähnliche E rscheinungen.
Die Pilze wurden abgeweidet und ihnen zerkaute oder nichtzerkaute Blattstücke
angefügt. Auch in solchen Fällen fanden sich stets dort die dunkelgelben oder
braunen Kottröpfchen sowie Puppenreste, da in Nestern mit viel Pilzgärten ebenfalls stets
Puppen gefressen wurden, wie wir schon sahen. —
Verbrauch und Neubildung der Pilzgärten war in den Kunstnestern nie in Einklang
zu bringen. Einmal zerkauten die Ameisen dauernd Blätter und fügten sie dem Garten an,
so daß die Pilze kaum nachkamen und die ganze Masse schwärzlich aussah; ein anderes
Mal wiederum gaben sie nicht genug hinzu, so daß der Pilz überwucherte und alles weiß
erschien. Zu große Blattmassen konnten in Gärung geraten; dann verdarben die Mistbeete
nutzlos. In den überwucherten Haufen dagegen war der Pilzgarten bald ausgesogen und fiel
zusammen; und wenn dann nicht an anderer Stelle aus Abfall sich ein neuer, gut florierender
Garten entwickelte oder eine andere Arbeitsschar sich mit Schneiden und Zerkauen beschäftigt
hatte, war es aus! Die hungrigen Tiere, die vielleicht vorher sich mit anderen
Arbeiten, wie Ausbruchsversuchen, Brutpflege u. dergl. beschäftigt hatten, räumten dann
oft die verderbenden Teile aus oder fraßen die letzten Reste auf, ohne irgendwie für Neuzucht
zu sorgen.
Von einer systematischen Pflege der Pilze, wie ich sie erwartet hatte, konnte also
kaum die Rede sein; und die Kunstnester blieben oft nur dadurch am Leben, daß der
Beobachter immer wieder regulierend eingriff. Wurden die Pilzgärten vernachlässigt, dann
fügte ich selbst fein zerschnittene Blätter, Gras oder Fruchtstückchen an und mußte froh
sein, wenn die Tiere sie nicht wieder wegschleppten. Durch Darreichen von Zucker, Früchten
sowie auch Eiweiß wurden in solchen Fällen die Ameisen davon abgehalten, die Pilze
restlos zu verzehren. Es glückte mir auch einige Male, allerdings nicht immer, aus Resten
von Pilzmycelien s e l b s t Pilzgärten zu erzeugen: auf etwas feuchter Erde, die mit zerrissenen
und zerquetschten Rosenblättern u. dergl. bedeckt war, wucherte der Pilz etwa eine
Woche lang so aus wie ein Pilzgarten, der sich selbst überlassen ist. Teile hiervon wurden
dann von den Ameisen wieder übernommen, und so gelang es bisher immer wieder, die
Nester zu retten und neue Pilzgärten aufzubauen.
Wenn doch einmal die Pilzgärten restlos verschwunden waren, konnten verschiedene
Male aus einem anderen Nest Pilze von mir eingeführt werden, da bisher auch bei ganz