Mönch, der im Allerheiligsten eines Klosters eine Schlange fand, einen Bannfluch gegen ihr
ganzes Geschlecht aussprach, weshalb nicht allein Psarrä ganz schlangenfrei ist, sondern
auch jede Schlange, die den Boden der Insel berührt, sofort stirbt, und auch ein Kreis von
Erde aus Psarra, um ein Haus gestreut, dieses vor Schlangenbesuchen schützt. Davon sind
die Bewohner von Psarra, auch die Gebildeten, fest überzeugt.
Vorkommen.
Im allgemeinen sind die Reptilien Griechenlands an keine bestimmte Lokalität gebunden,
weil sich zusagende Lebensverhältnisse im größten Teil des Landes, soweit es nicht kultiviert
ist, fast überall finden. Wirklich lokalisiert sind nur einerseits die aqua tischen Formen:
Emys, Clemmys, Natrix, die in und an Sümpfen, Tümpeln, Bächen und sogar Seen
oft in Menge zu beobachten sind.
Ferner die Gebirgstiere, die zwar bis in geringe Meereshöhe herabgehen können, aber
zum mindesten die weiten Flußtäler und Ebenen meiden. Dahin gehört von den Landschildkröten
zum mindesten Testudo marginata (bis 1000 m), von den Eidechsen Lacerta
muralis (bis 2000 m) und graeca (bis 1500 m), wohl auch viridis; dag*egen sind einige wenige
Arten ausgesprochene Wiesentiere, wie in erster Linie Lacerta taurica taurica, dann auch
Ablepharus und Ophisaurus wenigstens stellenweise. Schließlich die Subterranen (Ophio-
morus, Typhlops, Eryx), z. T. noch Chalcides, die in Sand oder Erde vergraben leben.
Auf Bäumen und Gebüsch werden außer Chamaeleon noch Lacerta major und manche
Nattern angetroffen; an Felsen und Mauern die Geckos, Agama, viele Lacertiden; unter Steinen
dieselben Arten, auch die Scinciden und die Jungtiere der meisten Schlangen, während
erwachsene Tiere sich mehr in Felsspalten oder in dichtem Gebüsch auf halten und
daher meist auch schwierig zu erlangen sind.
Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen nahe verwandten Arten, die als „anthropo-
phil“ und „anthropophob“ sich verhalten. Das ist natürlich nicht so aufzufassen, als ob die
einen die Nähe des Menschen lieben würden. Es handelt sich n ur darum, daß in der Nähe
menschlicher Wohnungen die Nahrung so reichlich ist, daß dieser Vorteil die natürliche
Scheu vor den Menschen zu überwinden imstande ist. Anthropophil in diesem Sinne sind
namentlich Algyroides nigropunctatus, Lacerta peloponnesiaca, ferner Elaphe situla und
Tarbophis fallax, auch früher Vipera lebetina (auf Milos), ausgesprochen anthropophob dagegen
Algyroides moreoticus, Lacerta muralis erhardi und die meisten übrigen Schlangen.
Melanismus und Nanismus griechischer Amphibien und Reptilien.
Es gibt in Griechenland keine Amphibien, die Neigung zum Melanismus auf weisen.
Wohl aber sind unter den Reptilien einige Arten, bei denen melanotische Formen Vorkommen;
so Testudo marginata (Abb. 14), die schon normalerweise im erwachsenen Zustande
vorwiegend schwarzgefärbt ist, von der aber gelegentlich auch ganz schwarze Exemplare
gefunden werden. Ganz melanotische Eidechsen sind mir niemals untergekommen, doch ist
Lacerta muralis milensis (Abb. 28) in der Form archipelagica B e d r . (die auf alte cTcf
gegründet ist), namentlich auf der Ventralseite, aber auch dorsal bis auf die hellen (bläulichen
oder grünlichen) Flecke dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Von den Formen von
Lacerta erhardi aus dem östlichen Teil des Ägäischen Meeres sind zwar manche dunkelbraun,
aber keine wirklich schwarz gefärbt, besonders niemals auf der Ventralseite. Unter
den Schlangen kommt nur von Natrix natrix eine melanotische Form {moreoticus, Taf. XIV,
40 c) vor. Partieller Melanismus ist also als Charakter einer Lokalrasse (Lacerta muralis
milensis) bzw. einer A rt {Testudo marginata) vorhanden, bei Natrix natrix dürfte es sich
aber um eine Mutation handeln.
Zwergformen treten in Griechenland nicht selten auf. Schon die griechische Rasse von
Triturus vulgaris ist wesentlich kleiner als die Stammform und wird höchstens 7 cm lang.
Auch die Arten Rana dalmatina und ridibunda erreichen bei weitem nicht die Länge mitteleuropäischer
Exemplare. Unsere Lacerta viridis wird in ihrer mitteleuropäischen Heimat
bedeutend größer und stärker als irgendwo in Griechenland; am auffälligsten ist aber
der Unterschied zwischen der nördlichen (alpinen) Form der Vipera ammodytes mit 80 bis
90 cm Gesamtlänge und der auf den Zykladen wenig über 50 cm erreichenden Rasse meri-
dionalis.
Aber auch die mediterranen Arten sind in Griechenland häufig merklich kleiner als in
Dalmatien; das ist namentlich bei Coluber najadum, Elaphe situla, Tarbophis fallax bemerkbar.
Tarentola mauritanica und E ry x jaculus sind in Griechenland merklich kleiner als in
Nordafrika, Agama stellio kleiner auf den Zykladen als auf den Inseln an der kleinasiatischen
West- und Südküste.
F ortpflanzung.
Die Hauptmasse der griechischen Amphibien und Reptilien besteht aus eierlegenden
Arten. Lebendgebärend (ovovivipar) sind nur Salamandra salamandra, Anguis fragilis,
Chalcides ocellatus, Coronella austriaca und Vipera ammodytes. Mit dem Leben im Gebirge
hängt die Ovoviviparität nicht zusammen, denn außer Salamandra ist keine ovovivipare
Art montan, und die eigentlichen montanen, ganz abgesehen von den mitteleuropäischen
Arten (Triturus alpestris, cristatus, Lacerta viridis, muralis), sind ovipar {Lacerta graeca,
Rana graeca). Bemerkenswert ist die von H. S c hw e iz e r nachgewiesene Oviparität der
Vipera lebetina auf Milos, abweichend von allen anderen Formen der Art und den meisten
Viperiden überhaupt.
Zoogeographisches über Griechenlands Amphibien und Reptilien.
Vor allem ist das Verhältnis der endemischen Arten zur ganzen Herpetofauna bemerkenswert.
Griechenland hat keine einzige eigene Amphibienart unter 11 Arten, sondern nur eine
Form eines Wassermolches (Triturus vulgaris graeca f. corcyrensis), obwohl auch das nicht
ganz sicher ist. Dagegen wird Griechenland von einer Schildkrötenart (Testudo marginata),
2 Eidechsen (Lacerta peloponnesiaca und graeca) sowie einer Schlange (Elaphe rechingeri)
bewohnt, die fü r das Land charakteristisch sind; alle diese Arten gehören dem eigentlichen
Griechenland an, weder Mazedonien noch Griechisch-Kleinasien beherbergen eine Art, die
für das Land eigentümlich wäre.
Dagegen werden wenigstens die Inseln an der kleinasiatischen Küste von einigen A rten
sicher bewohnt, die nicht auf dem Festland Griechenlands Vorkommen; das sind: Testudo
graeca, Lacerta anatolica, Chamaeleon (Kreta) und Contia modesta.
Die Verteilung der einzelnen Arten über die verschiedenen Teile Griechenlands ist
sehr bemerkenswert. Vor allem ist die Verbreitung von Norden nach Süden in Form von
Streifen auffallend, die das ganze Land durchziehen. Wir können ein ionisches Gebiet von
einem kontinentalen, ägäischen und asiatischen unterscheiden, diese Gebiete können selbst
wieder nach ihren Verwandtschaftsbeziehungen gegliedert werden. Da aber die Besiedlung
Zoologica, Heft 94. 1 4