zeitsfliigen in der Küche von Belgrano fing, da sie noch nicht geflogen waren. Zunächst versuchte
ich in einem mit feuchtem Piltrierpapier ausgelegten größeren Aquarium die Befruchtung
zu erreichen, da dies gelegentlich bei Messor glückte. Ich probierte auch eine
Methode, welche bei Termiten in Misiones die Befruchtung auslöste: ein mehrmaliges Hochwerfen
der Weibchen und Männchen. Das dadurch ausgelöste Plättern ersetzte die Bewegungen
des Hochzeitsfluges; es traten Drüsen in Wirksamkeit, die beinahe automatisch
die Männchen zum Liebesspaziergang brachten. Es zeigte sich aber auch hier einmal wieder,
daß die Ameisen weniger zu Automatismen neigen als die Termiten; eine Befruchtung war
nicht erfolgt, obwohl danach die Flügel schneller abgeworfen wurden als vorher. Es erfolgte
indessen auch hier bei Acromyrmex lundi der Plügelabwurf fast stets früher oder
später, auch bei eindeutig nicht begatteten Weibchen.
Die normale Begattung findet demnach auch hier wohl im Fluge statt, und danach
fallen die Weibchen zu Boden, um dann die Plügel abzuwerfen. Einige solcher Tiere fand
ich schließlich auch in Buenos Aires, und sie allein brachten die Nestgründung weiter.
Von den 115 genau protokollierten Gründungsversuchen seien nur einige wenige im
Auszug beschrieben und mit den übrigen verglichen. Das Weibchen A103 wurde am 1. XI.
fliegend in Belgrano gefangen und in eine Tube mit Erde gesetzt (vgl. Abb. 21). Es verlor
in den folgenden Tagen die Plügel und baute zwei übereinanderliegende Kammern aus,
die nach außen n i c h t verschlossen waren; d.h. das Tier konnte jederzeit an die Oberfläche
kommen. Es ta t dies auch stets bei Störungen, d. h. dann, wenn ich die Tube zur Untersuchung
ans Helle brachte, und in gleicher Weise benehmen sich alle untersuchten Tiere,
die z. T. auch 3 Kammern anlegten (Abb. 21). Sie konnten sogar in Angriffsstellung übergehen
und m it geöffneten Mandibeln zu beißen versuchen. Eines der Weibchen war besonders
wild; es kam sofort aus der Kammer, in der es sich aufhielt, nach oben und biß ins Glas.
Auch dann, wenn in eine der unteren Kammern ein Lichtstrahl durch das Glas kam, wurde
dort zugebissen, und ähnliches konnte ich auch bei anderen Weibchen beobachten. Sie richteten
also ihre Angriffe stets nach dort, wo es hell wurde; ganz verständlich, denn von dort
wurde ein Peind erwartet. Daß sie sich dabei ganz so verhielten wie die Giganten-Verteidiger,
sei nebenbei erwähnt.
Das Weibchen A1Ö3 hatte am 8, XI., also eine Woche nach dem Hochzeitsflug, ein
Pilzstückchen zwischen den Mandibeln, das es ans Glas klebte, wenn es infolge der Störung
nach oben lief. Am 10. XI. war die kleine Pilzkultur an ein Stückchen Papier in der obersten
Kammer angeheftet, und das Weibchen, das ich zur Vermeidung von Störung nur bei
Dämmerlicht betrachtete, saß mit gesenktem Kopf genau so daran, wie es von Atta-
Weibehen so oft abgeb ildet worden ist. Zu dieser Zeit schienen auch bereits Eier um Pilzgarten
zu sein; infolge der schlechten Beleuchtung war dies nicht ganz genau sichtbar.
Am 13. XI. waren Eier sicher feststellbar und ebenso an einigen anderen Stellen der oberen
Kammer Pilzreste, sogar mit kleinen Kohlrabi. Die Gründung war also hier im besten
Gange. — Infolge der Reise nach dem Norden, auf die ich die Tiere mitzunehmen gezwungen
war, ging leider dieses Weibchen ein; und das Gleiche geschah auch mit einer
Anzahl anderer Kulturen. Der kleine Pilzgarten wurde fixiert; er hatte die Form und
Größe, wie sie in Abb. 34 c wiedergegeben ist.
Weibchen A 9 war geflügelt in der Küche gefangen, also nach allen anderen Erfahrungen
nicht befruchtet. Es wurde am 1. X I. in eine Tube mit E rde eingesetzt. Am 3. XI. waren
die Flügel abgeworfen; am 4. und 5. XI. konnte ich es beim Bau beobachten. Auf der Reise
hatte es Watte des Tubenverschlusses abgezupft und in die Kammer eingetragen und eben-
Abb. 84 c. Abb. 34 d.
Abb. 33. Teil eines Pilzgartens von Acromyrmex lobicornis in einem Kochgeschirr.
Abb. 34. Nestgriindung von Acromyrmex lundi. a) Weibchen bei der Pflege des ersten Pilzgartens, b) Der Pilzgarten wird
umhergetragen. c) Junger, d) älterer Pilzgarten mit Eiern. (Die Abbildungen verdanke ich Herrn Professor Dr.Carlos Bruch,
Buenos Aires.)
W. G o e t s c h : Die Staaten argentinischer Blattschneider-Ameisen.