bei Ranatra etwa 30 Eine Verschiedenheit prägt sich auch besonders im histologischen
Aufbau aus.
Wie die Abb. 24 und 25, die beide von einer Schnittserie des Organs bei Ranatra herrühren,
zeigen, treten schon bei dicht aufeinanderfolgenden Schnitten starke strukturelle
Abweichungen auf. Deutlich heben sich aber in jedem Falle zwei Teile voneinander ab. In
dem kugelförmigen, mit einer kräftigen Chitinwand versehenen Körper, der offenbar aus
einer Einstülpung der 2. Gelenkhaut (Ghll) hervorgegangen ist, stülpt sich ein Bläschen
ein, das mit dem Antenneninnern durch einen deutlichen Porenkanal (pk) in Verbindung
steht (Abb. 24). Die Art der Verbindung der dunkelgefärbten Chitinwand des kugelförmigen
Körpers mit der Gelenkhaut I I ist aus meinen Schnitten nicht deutlich zu erkennen,
doch besteht diese Verbindung als solche zweifellos. Die Kapselwand hat eine verschiedene
Dicke und ist stellenweise gefaltet. Zwischen ihr und dem Bläschen, das durch eine Membran
(Mb) von seiner Umgebung abgegrenzt ist, befinden sich Zellen mit chromatinreichen
Kernen verschiedenster Größe. So treten neben kleinen rundlichen Kernen solche auf, die
ihrer Form und Größe nach als Sinneszellenkerne (Szk) angesprochen werden können. Dieser
Zellenkomplex grenzt an der mit einem Kreuz (X) versehenen Stelle an die Hypodermis,
ist also nicht durch die Chitinkapsel völlig abgeschlossen. E s handelt sich also höchstwahrscheinlich
um ein Sinnesorgan, obgleich ein herantretender Nerv nicht festgestellt werden
konnte. Der im Innern der Kapsel befindliche bläschenförmige Körper besteht aus dünnen
fächerartig auseinandertretenden Chitinlamellen. Zellen sind nicht vorhanden.
Da ein Nachweis aller histologischen Feinheiten auf Grund der wenigen vorhandenen
Schnitte nicht erbracht werden konnte, müssen erst weitere Untersuchungen, die ich mir
Vorbehalte, zur Klärung beitragen. Welche physiologische Deutung der bisherige Befund
an diesem Organ zuläßt, ist schwer zu entscheiden. Seinem ganzen Aufbau nach erinnert
das Gebilde an eine Statocyste, in der das Bläschen die Rolle eines Statolithen übernimmt.
Da bei den Nepiden statische Sinnesorgane erforderlich sind und bereits in Mehrzahl nachgewiesen
wurden, besteht die Möglichkeit, daß diese Gebilde der Vervollständigung der
statischen Funktionen dieser Organe dienen. Im Vergleich mit dem Gebilde bei Ranatra
wirkt das von Nepa wie eine sehr unvollständige primitive Anlage eines statischen Organs,
bei dem Sinneszellen bisher nicht festgestellt werden konnten.
3. Zusammenfassung.
Meine Untersuchungen haben mithin gezeigt, daß die Antennen von Ranatra linearis
prinzipiell ähnliche Verhältnisse in ihrem histologischen Aufbau auf weisen wie die von
Nepa cinerea. So gilt auch für Ranatra die gleiche Feststellung, die bei Nepa gemacht
wurde, daß von einer Rudimentation der Antennen und ihrer Sinnesorgane im Sinne von
Ausfallserscheinungen keineswegs die Rede sein kann. Das Auftreten des JoHNSTONschen
Organs, von Hautsinnesorganen verschiedenster Struktur und eines neuen mutmaßlichen
Sinnesorgans, dem vielleicht eine statische Funktion zukommt, läßt wohl kaum einen Zweifel
zu, daß die Antennen von Ranatra linearis voll funktionsfähig sind. Der Mangel einer
Scapusmuskulatur mag hier noch einmal erwähnt sein, spielt aber bei den Sinnesleistungen
der Antenne keine Rolle.