146 R E I S E
da wo sie am schmälsten ist. Diese geringe Weite veranlafst
Beschwerde, sie ist aber nicht gefährlich, denn da die Tiefe gleich
bey der Einfahrt sich auf i 5 bis ao Faden erstreckt, so wird
das Warpen, wenn der Wind nicht zu frisch ist, sehr leicht.
Auch aus der Bay Tayo-Hoae kann man selten anders als durch
Warpen heraus oder hinein kommen, wie wir selbst die Erfahrung
gemacht haben.
Für diesen Hafen haben die Eingebornen keinen besondern Namen,
sie benennen blofs das Thal, in welchem ihre Wohnungen
sind, Schegua. Ich-habe ihm dem Seeminister zu Ehren, P a r t
T s c h it s c h a g o f f genannt. Er liegt in 8.° '67.' 00" südlicher
Breite und i 3gf 42-' 15" westlicher Länge.
So sehr mir die Gegend in der Nähe der Wohnung des Königs
von Tayo-Hoae und bey dem Engländer Roberts gefallen
hatte, so hielt ich doch das Thal Schegua für viel reitzender.
Der Bach, der sich am Fufse einer hohen Gebirgskette durch
das Thal schlängelt, und defsen Strom der starken Neigung des
Bettes wegen sehr reifsend war, trug wohl das meiste dazu bey,
diese Gegend so sehr zu verschönern. Am linken Ufer des
Bachs hatten die Bewohner des Thals ihre Wohnungen gebaut,
und diese verriethen einen gröfsern Wohlstand, als wir in Tayo-
Hoae bemerkten; auch schienen die Menschen hier ein befseres
Ansehen zu haben. Man sah mehrere und gröfsere Pflanzungen
der Taro Wurzel und der Maulbeer Staude, und was hier den
Hauptreichthum ausmacht, auch mehrere Schweine, mit denen
sie aber gleichfalls sehr geitzten; denn auch hier konnten wir
nicht ein einziges zum Kauf erhalten. Der König dieses Thals,
defsen Name Bauting war, und welcher sich durch seine riesenhafte
Gestalt sehr auszeichnete, brachte allein uns ein Schwein
zum Verkauf. Er konnte sich indefs von seinem Schatze nicht
trennen, und nachdem er viermal von neuem den Handel ge-
schlofsen hatte, welcher zuletzt sehr vortheilhaft für ihn ausfiel,
bereuete er ihn doch sogleich wieder, und gab uns unsere Waa-
Fen, so gut sie ihm auch gefielen, zurück. So sehr mich sein
Eigensinn, oder eigentlich seine Unentschlofsenheit ärgerte, so
verliefs ich ihn dennoch nicht, ohne ihm einige Geschenke gemacht
zu haben. Unsere Ankunft verursachte hier allgemeine
Freude. Jeder lächelte uns mit Wohlgefallen an, und wir bemerkten
hier kein unbändiges Geschrei, keine unbescheidene
Zudringlichkeit, obgleich wir die ersten Europäer waren, die bey
ihnen gelandet hatten. Jeder brachte Bananen und Brodtfrucht zum
Verkaufe, die wir für Stücke von alten »eisernen Reifen einhandelten.
Auch unterschied sich das Frauenzimmer in diesem
Thale sehr von dem in Tayo-Hoae; die Weiber waren durchgängig
befser gebildet, und zwey von ihnen konnten für sehr
hübsch gehalten werden. Keine von ihnen war ganz nackt; alle
hatten sich in lange Schawls von gelbem Zeuge eingehüllt, und
wodurch sie sich besonders von ihren Nachbarinnen auszeichneten,
war ein Stück weifses Zeug, welches sie wie einen Turban
sehr geschmackvoll um ihren Kopf gewunden hatten, und
das ihnen sehr gut stand. Sie hatten sich sehr stark mit Co-
cosnufsoel eingerieben, und halten diefs, des grofsen Glanzes
wegen, den der Körper dadurch bekömmt, wohl für eine grofse
Zierde; denn wir bemerkten diesen Glänz noch nicht, als sie
uns am Ufer in Port Tschitschagoff entgegen kamen, wo wir
zuerst landeten. Die Begierde, uns zu sehen, hatte sie damals
vielleicht abgehalten sich zu putzen, als wir aber nach einigen
Stunden nach Schegua fuhren, empfingen sie uns schon viel
*
l 804.
May,