1804. hoch gingen, ganz Preis gegeben- Ich erwartete jeden Augen-
Sept. []afs die Masten über Bord gehen würden. Der Zustand
der Atmosphäre erklärt sich am deutlichsten durch den ungewöhnlich
niedrigen Barometerstand. Das Quecksilber fiel so
plötzlich, dafs es um 5: Uhr nicht nur ganz unter die Scala verschwand,
sondern, dafs esi selbst bey den starken'Schwingungen
des Barometers, welche wir vorhin wenigstens auf 4 > ja Selbst
auf 5 Linien über und unter dem Mittel geschätzt hatten, nicht
zum Vorschein kam. Da nun unser Barometer auf 27 Zoll 6‘
Linien elngetheilt war, so wäre; wenn man hievon 4 Linien abzieht,
die Höhe des Quecksilbers nur i r] L- 2L- gewesen, und man
konnte sogar behaupten, ohne sich einer Uebertreibung'dabey
schuldig zu machen, dafs die Höhe des Quecksilbers nur 27 Zoll
und vielleicht noch niedriger war, weil es beynahe drey Stunden
dauerte, ehe es wieder zum Vorschein kam. Um Mittag war die
Höhe des Barometers 29 Z. 3| Linien, in einer Zeit von .5 Stunden
betrug also das Fallen des Quecksilbers 2I Zoll. Ohne Zweifel mag
es noch stärkere Stürme, als diesen, geben, und die Orkane, die
in den Antillen fast jährlich wüthen, sind unstreitig gewaltsamer;
ich erinnere mich aber nicht, dafs der barometrische Zustand der
Atmosphäre während einer von diesen gewaltsamen Revolutionen
der -Natur beobachtet worden sey. Der Abbé Rochon *) erwähnt
eines Orkans auf Isle de France im Februar 1771, wo das Barometeribis
<äuf 2Ó französische Zoll gefallen war. Es stand folglich
noch mm 3j Linien niedriger, als béy uns, wenn ich annehme,
dafs das nüsrige sich bis auf 27 Zoll gesenkt hatte.
*) Voyaae, -ä Madagascar a M^roc. et aux Indes orientales par Alexis
Rochon. 3 volumes en 8-vo. An X de la Republiqué. Dritter Band',
pag.up.8.
So lange die Masten standen, fürchtete ich nicht für das
Schiff; wir schwebten aber in einer andern gröfsern Gefahr, die
freilich nur mir und einigen Personen am Bord bekannt war.
Mit dem Winde, der aus OSO blies, trieb das Schiff gerade aufs
Land zu, und wir konnten nicht weit von der Küste entfernt
seyn. Ich glaubte, wir möchten höchstens bis 12 Uhr noch
Raum zum Treiben haben. Ein einziger Stofs auf den Grund
hätte das Schiff zertrümmert, und bey einem so gewaltigem
Sturme; wäre an die i Rettung der Mannschaft nicht zu denken
gewesen. Nur eine Veränderung des Windes konnte diese Gefahr
abwenden. Um 8 Uhr Abends -änderte sich der Wind
von OSO zu WSW, und wir waren aufser aller Gefahr. Bey
der plötzlichen Veränderung des Windes schlug eine Welle ins
Hintertheil des Schiffs, rifs die Gallerie auf der linken Seite weg,
und überschwemmte die ganze Cajüte bis auf 3 Fufs hoch mit
Wäfser, wobey ich die -gänzliche Zerstörung fast aller meiner
Charten und Bücher zu bedauern hatte. Diesem kritischen Augenblicke
ging eine gänzliche Windstille; voraus,' die zum Glück
nur einige Minuten dauerte. Wir benützten sie iüdefs dazu, um
ein gerefftes Sturmsegel am Besanmast aufzuspannen, damit wir
das Schiff einigermafsen gegen den Wind erhalten konnten. Es
war noch nicht ganz1 aufgezogen y als der Wind eben so heftig:
Wieder aus seiner neuen Richtüng Zu Stürmen anfingi Um 10 Uhr
schien endlich der Sturm von seiner Heftigkeit nächznlafsen, und
zu nicht geringer Freude zeigte' sich das Quecksilber wiederum im
Barometer. Wir sahen diefs als das sicherste Kennzeichen an,
dafs der Sturm zur vorigen Wuth nicht1 wieder zurüekkehren
würde. Um Mitternacht merkte man schon sehr, dafs er sich gelegt
hatte, 1 obgleich der Wind immer noch heftig bliefs> und