gröfserm Vortheil, und in 'der Zukunft ausgebreiteter geführt werden sollte,
Schiffe aus der Ostsee um das Cap Horn, oder das Vorgebirge der guten Hof-
nung herum, nach der Nordwest Küste von Amerika geschickt werden mufsten.
Im Jahre i 8o3 ward der erste Versuch zu diesem Endzweck beschlofsen.
Es könnte dem Publikum gleich viel gelten, wer den ersten Vorschlag zu
dieser Reise gemacht hat, indefs sey mir erlaubt, in wenigen Worten einige
Thatsaclien, die dem Entschlufse zu der Expedition vorausgingen, änzuführen.
Schon seit mehrern Jahren war der sehr eingeschränkte Zustand des rufsi-
sclien Activ-Handels der Gegenstand meiner, Gedanken gewesen; der Wunsch,
etwas zu seiner Vervollkommnung beyzutragen, war bey mir ebenso natürlich,
als ich auch zugleich verzagen mufste, ihn je erfüllt zu sehen; denn-weder meine
Kenntnifse, noch meine Lage, konnten mir dazu die geringste Hofnung geben.
Wahrend der Zeit, dafs ich auf der englischen Flotte im Revolutions Kriege
von 1793 bis 1799 diente, hatte besonders die Wichtigkeit des englischen ostindischen
und chinesischen Handels meine Aufmerksamkeit erregt. Dafs auch
Rufsland an dem Handel zur See nach China und Indien Theil nehmen könnte,
( schien mir nicht unmöglich zu seyn. Die meisten europäischen Nationen, welche
Seehandel treiben , haben mehr oder weniger Theil an dem Handel mit diesen,
an allerley Naturgütern so reichen Gegenden; und diejenigen von ihnen, welche
ihn vorzüglich cultivirt haben, sind auch immer zu einem hohen Grade von
Wohlstand gelangt. Dieses war der Fall zuerst mit dén Portugiesen, dann mit
den Holländern, und jetzt ist es der Fall mit den Engländern. Es ist keinem
Zweifel unterworfen, dafs auch Rufsland bey einem Handel nach China und
Ostindien gewinnen müfse, ohne eben Etablissements in diesen Ländern zu besitzen.
Ein Haupthindernis des.^ Handels nach diesen entfernten Gegenden, ist
der Mangel an Leuten, welche fähig sind, Kauffahrtey-Schiffe zu führen. Die
Offiziere von der Kaiserlichen Kriegsflotte sind es allein, die map dazu brauchen
könnte, und. selbst von diesen hatte keiner, einige Engländer ausgenommen,
noch die ostindischen Gewäfser besucht. Ich entschlofs mich also, nach Indien
zu gehen. Der Graf W ^ o ro n zo f f , Rufsischer Gesandter in England,. verschafte
mir sogleich Gelegenheit dazu, und* im Anfänge des Jahrs 1797 segelte ich auf
einem englischen Linienschiffe nach dem Vorgebirge der guten Hofnung, und
Von da auf,einer Fregatte nach Indien. Ein Jahr hielt ich mich dort auf, und
ging, da ich es auf einem Kriegsschiffe nicht thun konnte, von da auf einem
Kauffahrtheyfahrer nach China, um die so gefährliche Navigation des chinesischen
Meers kennen zu lernen.
Bis dahin waren meine Gedanken blofs auf den Handel von dem euröpäi-
schen Rufsland nach Ostindien und China gerichtet. Ein Zufall gab meiner
Ansicht dieses Gegenstandes eine andere Richtung, und diesem Zufalle kann ich
die yeranlafsung dér zweyten Reise, welche ich unternommen habe, zuschreiben.
Während meines Aufenthalts in Canton in den Jahren 1798 und 1799 kam
ein kleines Fahrzéug, von ungefähr 100 Tonnen, welches von einem Engländer
geführt ward, von der Nordwest Küste von Amerika in Canton an. Es war in
Macao ausgerüstet worden, und nur fünf Monate abwesend gewesen. Die Ladung,
welche es brachte, und die nur aus Rauchwerk bestand, ward für 60000
Piaster verkauft. Ich wufste, dafs meine Landsleute einen wichtigen Pelzhandel
von den Östlichen Inseln des östlichen Ozeans und der amerikanischen Küste *
mit China führen, und dafs sie ihre Rauchwaare erst nach Ochotsk bringen
müfsen, um sie von dort nach Kiachta zu versenden, wozu eine Zeit von zwey
Jahren, und" oft eine noch längere erforderlich ist; dafs jährlich mehrere Schiffe
mit reichen Ladungen auf dér Fahrt im östlichen Ozean verloren gehen, war
mir gleichfalls bekannt; und aus eben diesem Grunde schienen mir die Vortheile
ungleich gröfser zu seyn, wenn die Rufsen von ihren Besitzungen auf den
Inseln, oder auf der amerikanischen Küste, ihr Pelzwerk gerade nach Canton
bringen könnten. Diese Betrachtung, so wenig neu sie an sich ist, vschien mir klar
und einleuchtend zu seyn, wenn gleich die Theilnehmer an dem Pelzhandel in
Rufsland noch keinen Gedanken daran gehabt hatten, und ich nahm mir vor, sogleich
bey meiner Rückkunft in Rufsland den in dieser Rücksicht nöthigen Vorschlag
zu machen. Während meiner Rückreise von China setzjte ich ein Memoire auf,
welches ich dem damaligen Commerz-Minister ,\Herrn von S o imo n o f f , übergeben
wollte, von defsen Handelskenntnifsen und Gemeingeiste, IJnternehmun-
gen, welche dem Staate nützlich sind, zu befördern, ich vieles gehört hatte.
Ich stellte in diesem Memoire die Vortheile mit Nachdruck vor, worauf Rufsland
V e r z i c h t thut, wenn es die Ausländer im ruhigen Besitze seines Activ-
Handels läfst; und* suchte die Einwürfe, die man géwöhnlich dagegen macht,
dafs es für die rufsische Nation vortheilhaft sey, ihren Eigenhandel zu befördern,
zu widerlegen. Dabey äufserte ich meine Gedanken, wie die Schwierigkeiten
in Absicht auf Kauffarthey Offiziere und Matrosen aus dem Wege geräumt werden
könnten. Ich that den Vorschlag, zu den 600 jungen Leuten, welche im
Seekadetten Corps zum Seedienst erzogen werden, und alle von Adel sind, 100
Niclitadeliche hinzuzufügen, die zwar blos zum Kauffarthey Dienst, aber ganz
auf den liberalen Fufs., wie die Adlichen, erzogen werden sollten. Es könnte
nicht fehlen, wie mir es scheint, dafs nicht aus jungen Leuten, die das Theoretische
ihres Fachs studirt haben, bey der Erfahrung, die sie während ihrer
Reisen auf den Kauffartheyschiffen gewinnen müfsen, gute Seeleute gebildet
würden. Vorzüglich rieth ich, die Capitaine der Kriegsschiffe auf die Schiffs