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von einem D<- llmetscher erfuhr , der mir dieses nicht als einen
Beweis der Macht seines Souverains', sondern als ein kürzlich
geschehenes Factum erzählte. Eine chinesische Jonke ward während
eines Sturms, in welchem sie Masten und Steuer verlor, an
der/.östlichen" Küste von Japan nach der Bay Owary verschlagen.
Da nun, einer alten Verordnung zufolge, jedes ausländische Schiff,
wenn es an irgend einem Theile von Japan, entweder durch Zufall
ankert, oder durch Sturm dahin verschlagen wird, sogleich nach
Nangasaky geführt werden mufs, so mniste auch dieses Schiff,
ungeachtet seines; schlechten Zustandes, dahin gebracht werden:
eine Sache, welche in Japan nicht anders, als durch Bogsiren geschehen
konnte; sogleich wurden mehrere hundert Böte genommen,
das Schiff aus der Bay Owary nach der Bay Osacca zu
bogsiren. Auf dieser Fahrt war es möglich, dafs beym ersten
starken Winde, die an dieser Küste häufig sind,, sowohl die Böte
als das Schiff untergingen. Von der Bay Osacca war 'die Navigation
weniger gefährlich, da die Fahrt nicht im offenen Meere, sondern
zwischen den Inseln Nipon und Sikokf und Kiusiu geschah,
Diese Bogsir-Reise, welche 14 Monate währte, mufs sehr viel
gekostet haben, da über hundert Böte, folglich wenigstens 6 bis
8oo Mann unaufhörlich dazu angewandt werden mufsten. Das
Schiff aufzubrechen, oder zu verbrennen und es zu bezahlen,
und die Chinesen nebst der geretteten Ladung nach Nangasaky zu
schicken, wäre wohl das natürlichste und wohlfeilste gewesen.
Diefs war aber den Gesetzen des Landes entgegen;
Den 22sten December benachrichtete man den Gesandten, '
dafs ein Courier aus Jeddo mit dem Befejil angekommen sey,
die Nadeshda. nach dem innern Hafen von Nangasaky zu führen,
damit sie ausgebefsert werden könne. Um io Uhr des folgenden
Morgens kamen, obgleich der Wind ziemlich frisch aus NO we- 1804.
hete, und es heftig regnete, 'zwey Banjos mit ihrer Flotille, und b,ecemb.
bogsirten das Schiff nach der Bay, wo wir ungefähr eine viertel
Meile vom Lande, zwischen dem holländischen Dezima und Me-
gasaky in 5 Faden Anker warfen, und den zweyten Anker nach
NO auslegten. An diesem nämlichen Tage kamen auch zwey
chinesische Jonken, und einige Tage später vier andere. Eine
siebente war während eines Sturms an den Gotto-Inseln gestrandet,
doch hatte sich die Mannschaft gerettet, und wurde nach
Verlauf von einigen Wochen in japanischen Böten nach Nangasaky
gebracht.
Folgende, wiewohl sehr unvollständige Nachrichten habe ich,
den chinesischen Handel betreffend, hier eingezogen.
Zwölf Schiffe aus Ningpo (die Japaner sprechen es Simfo aus)
haben die Erlaubnifs, jährlich nach Nangasaky zu kommen. Von
diesen kommen fünf im Juni an, und segeln im Oktober ab.
Die andern sieben kommen im December an,, und gehen im
März oder April zurück. Ihre Ladung besteht vorzüglich in
Zucker, Elfenbein, Zinnplatten, Bley, seidenen Zeugen und
Thee. Dafs dieser letzte Artikel mit zur Importation von China
gehört, habe ich zwar nicht von den Dollmetschern selbst erfahren;
man liefs uns aber bey unserer Abreise die Wahl zwischen
chinesischem und japanischem Thee. Wir wählten japanischen,
und fanden ihn um vieles schlechter, als den chinesischen.
Auch glaube ich, dafs das, was man von der vorzüglichen
Güte des japanischen Thees geschrieben hat, übertrieben
ist. Sowohl der Thee, mit dem der Gouverneur in einer kleinen
D ose dem Gesandten gleich bey seiner Ankunft ein Gesehen1^
machte, als auch der, welchen unsere Offiziere bey der Audienz
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