oder Direktor der holländischen Factorey, Myn Heer van
Do e ff, hatten die Banjos auch mit sich genommen; es dauerte
aber über eine Stunde, ehe es ihm erlaubt ward, an Bord zu
kommen. Kaum trat er mit seiner Begleitung, die aus.seinem
Secretair, den beyden Capitains der hier liegenden holländischen
Schiffe und einem Baron Pabst bestand, in die Cajüte, so mufsten
sie mehrere Minuten tief gebückt vor dem Banjos stehen, wozu
sie durch den sehr: unverschämten Befehl der Dollmetscher aüf-
gefordert wurden: ,,Myn Heer Opperhooft: Compliment bevor de
Öpper Banjos“ . Diese gehorsame und so sehr erniedrigende
Aufmerksamkeit wurde nicht einmal durch ein Kopfnicken er-
wiedert. Die sogenannten Complimente der Holländer halten
das Mittel zwischen den Verbeugungen der Europäer und Japaner,
welche letztere darin bestehen, dafs man sich platt auf
die Erde wirft, mit dem Kopfe die Erde berührt, und dabéy
vorwärts, und rückwärts kriecht, je nachdem der Untergebene
von seinen Obern angesprochen wird. Den Holländern würde
das Niederwerfen,' ihrer Kleidung wegen, zri beschwerlich seyn,
und es läfst sich die dazu nöthige Biegsamkeit des Körpers bey
‘Leuten, die zu so etwas nicht erzogen sind, nicht voraussetzen.
Um jedoch , so viel es angeht , die japanischen Gebräuche zu
befolgen, mufs. der Holländer seinen Körper so tief biegen, dafs er
beinahe die Figur eines rechten Winkels bekömmt; was aber
noch weit beschwerlicher ist, so mufs er mit ganz ausgestreckten
Händen so lange in dieser Stellung verweilen, bis er die Er-
laubnifs erhält, seinen Körper wieder aufzurichten, und es vergehen
gewöhnlich mehrere Minuten, ehe diese erfolgt. Die Complimente,
welche die Holländer in Jeddo machen, mül'sen indefs
von denen verschieden seyn, die wir hier sahen; denn sie
erzählten uns selbst, dafs' vor der Abreise nach Jeddo alle zur
Gesandschaft bestimmte Personen Compliments-_Leetionen erhielten.
Nie wagten es die Japaner, uns diese Demüthigungen aufzudringen.
Es fuhr mir zwar am zweyten Tage ihres Besuchs einer
von den Dollmetschern, da ich eben von den Banjos angeredet
ward, sanft mit seiner Hand über den Rücken, da ich ihn aber
mit Ernst hierüber ansah, so war dieses auch der einzige und
letzte Versuch, den man an uns _wagte. Um 12 Uhr fuhren
alle - aus einander. Sie versprachen indefs den folgenden Tag
wieder zu kommen, um das Schiff weiter in den Hafen zu führen.
Ueber 20 Fahrzeuge blieben zur Wache in der Nähe des Schiffs.
Ihre Flaggen, 4n denen das Wappen des Fürsten von Fisen war,
zeigten an, dafs sie diesem Prinzen zugehörten, der, wie man uns
berichtete, mit dem Prinzen T s ch i n godzin gleiches Recht an die
Stadt Nangasaky und die umliegende Provinz hat, "Und nur die
Wachen^ beyder" Fürsten lösten sich während unsers Aufenthalts
ab. Doch mufs auch der Prinz von Om ura Theil ander
Stadt Nangasaky -haben, weil bey dem Gesandten oft auch seine
Offiziere die Wache: hielten. Im Hafen hingegen sah man nur
entweder die Flagge des Prinzen von Fisen oder des Fürsten von
Tschingodzin.
Der aufserordentliche Respekt, mit welchem die Dollmetscher
zu den Banjos sprachen, gab uns anfangs eine hohe Idee von
der Würde dieser Magistrats Personen, von denen wir indefs
später erfuhren, dafs ihr Rang an und für sich sehr unbedeutend
sey, und dafs nur ein Auftrag vom Gouverneur ihnen eine
temporaire Standeserhöhung ertheile. So oft ein Dollmetscher
etwas zu übersetzen hatte, warf er sich vor dem Banjos auf die
Knie und Hände nieder, so mit niederhängendem Kopfe seufzete
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