1805. sternifse vorauszusagen. So interessant es gewesen wäre, über
Januar, die Kenntnifse der Issis, dieser wenigen Inhaber astronomischer
Wifsenschaften unter so vielen Millionen, einiges Licht, zu erhalten,
so wenig stand dieses von einem unwifsenden Dollmet-
scher zu erwarten. Ich kenne keine Nachrichten über die astronomischen
Kenntnifse der Japaner, und ob sie selbst die geringen
Fortschritte darin gemacht haben, zu welchen, wie man
weifs, ihre Nachbaren. die Chinesen gelangt sind, unter deren Monarchen
es doch einige gegeben hat, welche Geschmack an
dieser Wissenschaft fanden, und sie sogar unterstützten. Hätte
der Gesandte die Erlaubnifs bekommen, nach Jeddo zu reisen:
so wäre es dem Dr: H o rn e r , der mit einem astronomischen
Apparat diese Reise mitzumachen die Absicht hatte, gewifs möglich
geworden, dort in der Nähe dieses Tempels der Urania
wichtige Nachrichten hierüber zu sammeln. Da es, den Berichten
von Thunberg zufolge, unter den Aerzten von Jeddo Leute geben
soll, die Geschmack an wifsenschaftlichen Gegenständen
haben: sö hätten sich gewifs auch einige von ihnen gefunden,
die im Stande gewesen wären, etwas befriedigendes über
diesen Gegenstand zu berichten. Die Voraussagungen der Issis
von den Sonnen und Mondfinsternifsen werden in die Calender
eingerückt, von welchen zwey verschiedenen Inhalts, ein ausführlicher
für die Reichen und Vornehmen, und ein abgekürzter
für die geringem Clafsen des Volks, jährlich in Jeddo erscheinen.
i6- Den i6 terl Januar ward ich in aller Eile zum Gesandten
gerufen. Hier fand ich zwey Banjos nebst mehfern Dollmet-
schern Und andern Offizianten. Die Veranlafsung meiner Einladung
war einer von den aus Rufsland mitgebrachten Japanern
gewesen, der einen Versuch gemacht hatte, ij sich das Leben zu
nehmen, aber frühe genug bemerkt ward, um an der Vollendung
seines Vorhabens noch gehindert zu werden. Dr. Langsdorf,
der bey dem Gesandten wohnend, sogleich herbey kam,
das Blut zu stillen, (die Wunde war am Halse, den er sich mit
einem Rasirmefser, von innen, durchschneiden wollte), ward von
der japanischen Wac-he daran verhindert, * weil der Gouverneur
davon nicht, benachrichtigt war; und der Patient mufste, bis dieses
geschah, und die von ihm abgeschickten Banjos ankamen,
in seinem Blute liegen. Auch dann ward es weder Dr. Espenberg
noch Dr. L an g sd o r f erlaubt, Hülfe zu leisten, ;sondern
man liefs einen japanischen Wundarzt und einen Doktor *) her-
beykommen; die Wunde ward indefs nicht gefährlich gefunden.
Der Gouverneur hatte sogleich bey unserer Ankunft den Gesandten
bitten lafsen, ihm die vier Japaner abzuliefern; dieses
aber ward verweigert, weil er sie selbst dem Kaiser vorstellen
wollte. Einige Wochen später ward diese Bitte von Seiten des
Gouverneurs wiederholt, hatte aber den nämlichen Erfolg beym
Gesandten. Jetzt erging eine Bitte von Seiten des Gesandten
an den Gouverneur, ihm die Japaner abzunehmen, allein er
erhielt nun die Antwort, dafs, da er sie zu der Zeit nicht habe
geben wollen, als der Gouverneur ihn zweymal darum gebeten
habe, er sie nun auch noch länger behalten möge; indefs liefs
ihm der Gouverneur versprechen, dafs deshalb ein Courier nach
Jeddo geschickt werden solle. Aber auch von dort erfolgte hierauf
keine Antwort, und erst am Tage unserer Abreise konnten die
®) In Japan unterscheidet sich ein Doktor von einem Wundarzte dadurch,
dafs ersterer einen ganz geschornen Kopf, letzterer hingegen einen ganz
behaarten hat. Wie bekannt haben die Japaner einen halbgeschornen
Kopf. 6
180 5.
Januar.