1R04. Sterten Matten bedeckt sind, so ziehen sie dieselben im Zimmer
Oktober, sogleich ab. Die Vornehmen fühlen zwar das unbequeme einer
so dürftigen Fufsbekleidung nicht, indem sie fast niemals gehen,
sondern den ganzen Tag mit untergeschlagenen Füfsen sitzen;
das Volk aus den niedrigem Ständen, vielleicht neun Zehntheile
der ganzen Volksmenge, mufs dagegen in den Wintermonaten
unstreitig-viel leiden. Eben so härtet der Japaner seinen Kopf
ab. Obgleich er halb geschoren ist, so sucht er ihn weder bey
26 Grad Hitze, noch bey ein oder zwey Grad Kälte, und bey
den durchdringenden Nordwinden, die den ganzen Winter hindurch
wehen, durch irgend etwas, nicht einmal mit einem Sonnenschirme
zu schützen. Nur beym Regen macht er Gebrauch
von einem Regenschirme. Das Haar, welches mit einer sehr
festen Pomade bestrichen wird, die ihm einen starken Glanz er-
theilt, ist auf der Mitte des Kopfs zusammen gebunden, und
endigt sich in einen schmalen stark geölten Zopf, der dicht am
Kopf eine krumme Linie nach vorne zu bildet.* Die Toilette
des Kopfs mufs den Japanern viel Zeit kosten, da sie ihn nicht
nur täglich ölen und kämmen, sondern ihn auch täglich räsiren.
Den Bart rasiren sie sich gar nicht, sondern rupfen die Barthaare
mit einer kleinen' Zange aus, damit sie nicht wieder
wachsen. Diese Zange, nebst einem metallenen Spiegel, nehmen
einen Hauptplatz in dem Taschenbuche jedes Japaners ein. Man
kann ihnen eine grofse Reinlichkeit am Körper nicht absprechen,
wenn auch der Nichtgebrauch von Wäsche, ohne welche wir
uns keine Reinlichkeit denken können, diesem entgegen zu seyn
scheint. Nach allem dem/ was wir zu bemerken Gelegenheit
hatten, scheint Reinlichkeit überhaupt eine herrschende Eigenschaft
der Japaner, und zwar aller Stände zu seyn.
Um 4 Uhr Nachmittags des folgenden Tages ward ein Ge- 1804.
schenk vom Gouverneur an Bord gebracht, welches aus Fisch, Oktober.
Reis und Geflügel bestand. Das Boot kündigte uns den Besuch
von mehrein hohen Personen an, und bald darauf sahen wir ein 9‘
grofses mit Flaggen geziertes Fahrzeug ankommen, welches in
Begleitung von mehrern andern unter beständigem Paukenschlag
nach unserm Schiffe zu bogsirt Ward. Es waren, dem Berichte
der Dollmetscher zufolge, der erste Secretair des Gouverneurs,
der Schatzmeister, und der Ottona oder der Bürgermeister der
Stadt auf diesem Fahrzeuge. Die ersten setzten sich auf den
Divan, der letztere auf einen Sei'sel zur rechten Seite. Angenehmer
alscdieser Besuch, war uns der der Holländer, die mit
ihnen kamen, besonders hatte die Unterhaltung mit Capitain
Musquetier, der englisch, französieh und deutsch .sehr gut sprach,
und' ein kenntnifsvoller Seeoffizier zu seyn schien, für uns viel
Interefse. Wie sehr mufs te ich bedauren, dafs uns die Fortsetzung
dieser Bekanntschaft durch die argwöhnische Vorsicht der
Japaner unmöglich gemacht wurde. •
Der Zweck des- heutigen Besuchs von Seiten der Banjos war,
das Pulver und alles Gewehr vom Schiffe zu nehmen, und das
Schiff nach der Westseite von Papenberg zu bringen. Sie weigerten
sich, es nach der Ostseite von Papenberg zu führen, unter
dem Vorwände, dafs die chinesischen Jonken, von denen fünf
dort lagen, die ganze dortige Rhede eingenommen hätten. Um
12 Uhr in der Nacht lichteten wir die Anker. Ueber 60 Böte
bogsirten uns nach unserm neuen Ankerplätze zu, der in einer
Entfernung von aj Meilen von uns lag. Die Ordnung, mit
welcher dieses Bogsiren geschah, erregte unser Erstaunen. Obgleich
diese Flotille sich in fünf Reihen, jede von 12 bis 18