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1803. noch überdem anhaltend zu werden schien, benahm uns ..bald
Februar. J ;ese angenehme Hofnung, und liefs uns fürchten, dafs wir nicht
auf zu viel Gunst Anspruch machen dürften.
Das gute Wetter, welches uns der Mittag zu bringen schien,
war, wie ich es erwartete, von kurzer Dauer. Um 2 Uhr
hatten wir einen sehr heftigen Windstofs, der so ganz ohne
Warnung kam, dafs wir mit Mühe unsere Segel in Sicherheit
bringen konnten. Hierauf wehete der Wind zwar stark, war
aber doch noch keinem Sturme ähnlich. Um 5 Uhr umwölkte
sich der Himmel. Rund um den ganzen Horizont bildeten
sich, 5 bis 6 Grad: hoch, weifse Schneewolken, die durch ihre
säulenförmige Gestalt, und durch die dunkeln Wolken, 'welche
sie begränzten, einen schönen aber furchtbaren Anblick gewährten.
, Wir hatten alle unsere Segel, bis auf einige Sturmsegel
eingenommen, und erwarteten jetzt die Wirkungen’ dieser
Wolkenmasse, die schnell auf uns zuzukommen schien. Es
war ein Hagelschauer, der einige Minuten sehr' heftig anhielt,
und sich dann in einen gemäfsigtern aber anhaltenden; Sturm
- verwandelte. Die ganze Nacht hindurch wehete es 'stark mit
heftigen Windstöfseii und berghohen Wellén. Da wir sowohl
durch das Barometer, welches nach dem ersten Windstofs um
zwey Linien gefallen war, als auch durch den-Anschein , des
Wetters überhaupt gewarnt waren, so hatten wir uns auf einen
starken Sturm vorbereitet; wir brachtén daher die Nacht ziemlich
ruhig zu. Der Wind war abwechselnd West und Südwest.
Am Morgen liefs er etwas nach) und ward gegen Mittag ziemlich
gemäfsigt. Auch die 1. Sonne liefs «ich sehen,’ und wir be-
28. obachteten die Breite 58.° 43' und die Länge 64.° oo'.1 Gegen
Abend hatten wir wieder einige heftige Windstöfse, und um
8 Uhr entstand ein Sturm aus SW, der die vorigen an Heftigkeit
weit übertraf, und dem, welchen wir am i 5te.“ September im
Scagerrak erlitten', gleich kam, nur mit dem Unterschiede, dafs
die Wellen hier ungleich höher gingen. Am Morgen ward er,
anstatt sich zu legen, wie ich es gewifs erwartete, noch stärker,
mit aufserordentlich heftigen Windstöfsen, die mit Hagel und
Schnee begleitet wären. Während dieses Sturms sahen wir weiter
keine Vögel als einige kleine, die kurz vor dem Sturm um
das Schiff herumtlatterten. Dieses war auch der letzte Sturm.
Gegen Abend legte er sich. Den folgenden Tag war der Wind
ziemlich gemäfsigt, und am 2ten März hatten wir einen aufserordentlich
schönen Tag. Von dem Genufse, den er uns gewährte,
können nur die sich eine Vorstellung machen, welche
zur See ähnliche schlechte Witterung erfahren haben, über die
ein Seemann wohl nicht klagen würde, wäre es nicht der Kälte
wegen, die wir alle sehr empfanden. Auf dem Verdecke war
das Queksilber bis auf einen viertel Grad über dem Gefrierpunkt
gefallen, und in meiner Cajüte zeigte das Thermometer während
einem Zeiträume von zwey Wochen selten eine gröfsere Wärme
als drey Grad; aber auch nicht ein einziges mal über 5| Grad.
Ein jeder kam also aufs Verdeck, und suchte sich in den
Strahlen der heitern ganz wolkenfreyen Sonne zu erwärmen.
Kleider, Betten und Segel wurden zum Trocknen herauf gebracht.
Dieses war sehr nöthig geworden, obgleich ich keinen
Tag verbeygehen, liefs, an dem nicht Feuer in der Wohnung
der Matrosen gemacht worden wäre, sobald nur die Bewegung
des Schiffs i es erlaubte. Auch hatte ich in jeder Wache einen
Matrosen besonders dazu ernannt, die nafsen Kleider der von
der Wache abeelösten vor O dem Feuer zu trocknen. Mehrere
1 804»'
Februar.
März <2.