Insel und auf der benachbarten Küste eine Ladung für ein Schiff
von 400 Tonnen finden würde. Da es nun den Einwohnern
verboten ist,' ihre Produkte irgend anders wohin, als nach Rio
Janeiro zu verführen, so bleibt der Handel auch jetzt wie ehemals
in dem elendesten Zustande. 1)io nothwendigen Bedürfniise
und Waaren, die hier im Ueberflufse verfertigt werden
könnten, als Seife, Theer etc. sind so Selten, dafs bey unserer
Ankunft die Einwohner uns ihre Lebensmittel nur für dergleichen
Waaren verkaufen wollten. Kaum tritt man ans Land,
so findet man den Safsafras Baum und die Pflanze, von welcher
man das Castor Oel (Oleum Ricini) zieht, in grofser Menge. Es
war aber dem Dr. E sp en b e rg unmöglich, auch nur-eine kleine
Quantität dieses Oels sich zu verschaffen, obgleich er sehr darauf
gerechnet hatte, sich hier damit zu versorgen. Mein Zimmermann,
den ich ausgeschickt hatte, um einige Stücke Bauholz zum Vorrath
zu fällen, fand nur zwey Meilen von St. Miguel Bäume, die den
gröfsten Schiffen zu Masten dienen könnten. Ich habe schon erwähnt,
dafs in der Stadt Nostra Senhora del Destero auch nicht
ein einziger Kaufmann vorhanden ist, und dennoch könnte es
nicht fehlen,, dafs wenn sich einige unter dem Schutze der Regierung
mit einem mittelmäfsigen Capital hier niederliefsen, sie
in kurzer Zeit nicht nur einen ansehnlichen Gewinn, sondern
dafs auch solche unternehmende Kaufleute auf die Oulfur des
Landes den wohlthätigsten Einflufs haben würden.- Sie würden
sich bald in den Stand gesetzt sehen; mehrere reich beladene
Schiffe direct nach Portugal zu schicken. Der Prinz Regent
mag immerhin St. Catharina das Privilegium eines Freyhafens
nehmen, wenn er nur den Bewohnern dieser Gegenden überhaupt
mehr Freyheit des Handels verstattet. Ein Freyhafen
ohne Handels Freyheit ist ein Widerspruch,^welchen man leider
nicht zu fühlen scheint. Der Wallfischfang, welcher seit kurzem
wieder ein Monopol der Krone ist, bietet einen andern sehr
reichen Erwerbzweig dar, wenn er, wie es möglich ist, cultivirt
würde. Sa lange aber die portugiesische Regierung- auf dem eingeschränkten
Plane, den sie jetzt befolgt, beharrt, ist es unmöglich,
dafs die Einkünfte dieser Besitzung nur halb so viel betragen
können, als nöthig ist, um dem Militair und den Gerichtspersonen
ihren Gehalt zu bezahlen. Es herrscht aus diesen Gründen
hier die drückendste Armuth.
Schiffe, die ums Cap Horn zu gehen, oder zum Wallfischfang
an dieser Küste bestimmt sind, können sich keinen befsern
Hafen zum Einlaufen wünschen. Er ist Rio Janeiro bey weitem
vorzuziehen, wo Fremde, besonders wenn sie auf Kauffahrtey-
Schiffen anlangen, mit eben solcher beleidigenden Vorsicht behandelt,
werden, wie in Japan. Selbst ein Cook und ein Banks
mufsten dort Beleidigungen erfahren, deren blofse Erzählung
schon jeden empören mufs. In St. Catharina, in deren Nähe
keine Diamantgruben sind, herrscht eine vollkommene Freyheit.
Der Hafen ist vortreflich, das Wasser sehr gut und mit Leichtigkeit
zu erhalten. Brennholz fällt man unentgeltlich, und für
gefälltes, welches der Verkäufer selbst an Bord bringt, bezahlt
man 10 Piaster für das tausend, jedes Stück ist über 3 Fufs lang.
Das Clima ist aufserordentlich gesund. Unsere Leute befanden
sich nach einem Aufenthalte von 7 Wochen hier vollkommen wohl.
In den ersten Tagen bekamen zwar mehrere auf bey den Schiffen
heftige Colikschmerzen, sie dauerten aber nur einige Stunden,
und verschwanden zuletzt ganz. Die Hitze ist selbst in dem
heifsesten Sommer-Monate, im Januar,, sehr erträglich. Das
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