in den Händen des Publikums sind, so enthalte ich mich des Urtheils über die
Unternehmungen, welche darin erzählt'werden. Jedoch scheint es mir, dafs sie
den Erwartungen , welche man davon hegte, nicht entsprochen haben, und in
keinem Verhältnifse mit den ungeheuren Anstrengungen und Kosten stehen,
welche die Regierung auf. diese Expedition, die über 10 Jahre währte, verwandt
hat. Unter den Offizieren der rufsischen Marine gab es wohl viele, die mit
mehrerm Ruhme, als jenem Engländer gebührt, die Expedition commandirt,
und beendigt haben würden. Alles, was auf dieser Reise nützliches. geschehen
ist, gehört einzig dem Capitain Sarytscheff zu, welcher allein ausgezeichnete
-wifsenschaftliche Kenntnifse seines Fachs besafs; ohne seine Remühungen, die
sich vorzüglich auf astronomische Orts-Restimmungen, Aufnahmen und Beschreibungen
von Inseln , Küsten, Häfen u. s. w. bezogen, hätte Rufsland vielleicht
nicht eine einzige von dem Anführer dieser Reise entworfene Charte aufzuweisen.
Die nämliche Wirkung, die Capitain Cook’s dritte Reise auf den Specu-
lationsgeist der englischen Kaufleute hervorbrachte, welche bald nach der Rückkehr
seiner Schiffe anfingen, die Nordwest Küste von Amerika, der kostbaren
Seeotterfelle wegen, zu besuchen, (deren We'rth bey den Chinesen der Aufenthalt
in Macao kennen gelehrt hatte): dieselbe Wirkung hatte sich 4o Jahre früher,
als von Capitain Behring und Tschirikoff die Aleutischen Inseln und die Nordwest
Küste von Amerika entdeckt worden waren, bey den rufsischen Kaufleuten
geäufsert. Seit dieser Zeit machten rufsische Kaufleute auf eigene Kosten mehrere
Reisen'dahin, um kllerhand Pelzwerk, vorzüglich aber Seeotterfelle von dort zu
holen, welche sie mit sehr holiem Gewinn an der chinesischen Gränze" umsetzten.
Sie eröfneten auf diese Weise einen Handelszweig, der,' ungeachtet der
wenigen Aufmunterung, welche man ihm angedeihen liefs, und der fast unglaublichen
Beschwerden, die jeden, nur nicht den unternehmenden und sehr genügsamen
Geist der Rufsen von der Fortsetzung dieses Handels abgeschreckt hätten,
so vortheilhaft ward, dafs sich die Anzahl der dahin abgehenden Schiffe von
Jahr zu Jahr vermehrte. Ich erwähne nichts mehr von diesen Reisen, da sie
in Pallas neuen nordischen Beiträgen, und in Coxe’s Beschreibung der Entdeckungen
der Rufsen sehr detaillirt beschrieben sind, und bemerke nur, dafs sie seit
dem Jahre 1745 ununterbrochen fortgesetzt, und immer mit grofsem Gewinn für
die Unternehmer verknüpft gewesen sind. Jede Gattung von Pelzwerk, besonders
aber die schönen Seeotterfelle , sind ein unentbehrliches Bedürfnifs für die
verzärtelten Chinesen geworden. Bey der geringsten Veränderung der Luft
wechseln sie ihre Kleidungsstücke, und. tragen selbst in Canton, welches, zwischen
den Wendekreisen l ie g t , Pelzkleidungen im Winter. Weit gröfsere
Vortheile hätte dieser Handel den rufsischen Kaufleuten ''gebracht, wenn er von
der Regierung unterstützt worden, und man ihnen behülflich gewesen wäre,
befsere Schiffe zu bauen, und sie mit geschicktem Führern zu versehen. Da
ihnen erfahrne Schiffer fehlten, > so ging jährlich gewöhnlich von drey Schiffen
eins verloren. Dennoch vermehrte sich von Jahr zu Jahr die Anzahl der Schiffe, die
auf die Pelzjagd ausgingen, so sehr, dafs, wenn gleich andere Nationen, als Engländer,
Amerikaner, sogar Spanier an diesem gewinnvollen Handel Theilzu nehmen
anfingen, oft gegen 30 Schiffein einem Jahre in den rufsischen Häfen ausgerüstet
wurden. Dieser aufserordentliche Zuwachs zog manche schädliche Folgen
nach sich, und es ist sehr wahrscheinlich, dafs, ohne die Vermittelung des Kaufmanns
,S ch e l i c h o f f , den man als den Gründer der jetzigen Amerikanischen
Compagnie ansehen kann, dieser Handel in kurzer Zeit durch die schlechten
Maafsregeln der Theilnehmer zu Grunde gegangen wäre. Jedes zur Pelzwerk
Jagd ausgerüstete Schiff hatte besondere Eigenthümer, die, ohne weder derEin-
gebohrnen der-Aleutischen Inseln, mit denen immer hart verfahren wurde,
noch der Thiere selbst, auf deren. Jagd' man ausging, zu schonen; kurz ohne
Rücksicht auf die Zukunft zu nehmen, nur eilten, eine Schiffsladung zu sammeln,
und damit nach Ochotzk zuruckzukehren. Die kostbaren Reeottern, und andere
wilde Thiere, deren fe ile diesen raubgierigen" Jägern Gewinn brachten, mufsten
bey dieser allgemeinen Zerstörung bald ausgerottet werden. Der Handel würde
dann von selbst aufgehört, oder wenigstens auf lange Zeit gestockt haben. Von
der äufsersten Nothwendigkeit, diesem zerstörenden Verfahren Einhalt zu thun,
überzeugt, bemühete sich S ch e l i c h o f f , die verschiedenen Theilnehmer dieses
Handels in eine Gesellschaft zu vereinigen; um ihn dann auf gemeinschaftliche
Rechnung, nach einem dazu entworfenen Plane, mit Klugheit und Vorsicht zu
fuhren. Lange waren seine Bemühungen in dieser Rücksicht vergebens, bis es
ihm endlich im Jahre 1785 gelang, mit den Gebrüdern G .o l ik o f f sich zu vereinigen.
Sie schofsen ihre Capitale zusammen, rüsteten damit mehrere Schiffe aus,
die der unternehmende Schelichoff selbst anführte ; errichteten ein Etablissement
auf der Insel Kodiak, welches noch jetzt zur Hauptniederlage des amerikanischen
Handels dient, da es durch seine Lage in der Mitte zwischen den Aleutischen
Inseln und Kamtschatka nach Westen, und der Küste von Amerika nach Osten
zu, besonders dazu geeignet ist; und führten gemeinschaftlich mehrere Jahre
hindurch diesen lucrativen Handel, der sie sehr bereicherte. Der glückliche
Erfolg dieser Verbindung bewog mehrere Kaufleute, sich mit Schelichoff und
den Golikoffs zu vereinigen, , und auf diese Art ward der Grund zur jetzigen
A m e r ik a n i s c h e n C om p a g n ie gelegJt; .denn diesen Namen hatte.die Gesellschaft
gleich bey der ersten Vereinigung Schelichoff’s mit den Golikoffs ahge