1804. den König, was ihn bewogen hätte, eine falsche Nachricht zu
May- verbreiten, wodurch beynahe die Harmonie, die bis jetzt so
glücklich zwischen uns- statt gefunden hatte, gestört und zu sehr
blutigen Auftritten, die gewifs nicht zu seinem Vortheil ausgefallen
seyn würden, Anlafs gegeben worden wäre. Er versicherte
mir, dafs er nie befürchtet habe, ich würde ihm schlecht begegnen,
d'er Franzose aber habe ihm gesagt, ick würde ihm unfehlbar
Eisen anlegen lafsen, wenn das Schwein nicht ah Bord
’ gebracht würde, und dieses habe er glauben müfsen. Mein Verdacht
gegen den Franzosen war also gegründet. Ich beschenkte
den König und seine ganze Familie reichlich, Und bat ihn überzeugt
zu seyn, dafs ohne sehr gereizt zu werden, ich gewifs
keine Gewaltthätigkeiten gegen irgend jemand, am wenigsten
gegen ihn, der mein Freund wäre, ausüben würde.
Nachdem wir ausgeruht und uns mit Cocosmilch erfrischt
hatten,' gingen wir unter Leitung von Roberts nach einem Moray
oder Begräbnifsplatze. Ehe wir aber die Wohnung des Königs
verliefsen, zeigte man uns seine Grofstochter, die, wie alle Kinder
und Grofskinder aus des Königs Familie, für E tu a , oder ein
göttliches Wesen, angesehen wird. Sie hatte ihr eigenes Haus,
und die Mutter, Grofsmutter und die nächsten Verwandten haben
allein freyen Zutritt; für alle übrige ist das HausTahbu.
Der jüngste Bruder des Königs hatte diesen kleinen Gott, ein
Kind von 8 bis 10 Monaten, auf seinen Armen. Ich erkundigte
mich, wie lange hier die Mütter ihre Kinder zu säugen pflegten.
Man sagte mir, dafs mit sehr wenigen Ausnahmen die Mütter
ihre Kinder nie selbst säugten, sondern so bald ein Kind geboren
wird, die nächsten Verwandten, unter denen gewöhnlich ein
Wettstreit darüber entsteht, wer die Pflegemutter des Kindes
werden soll, es sogleich von der Mutter und mit sich nach 1804.
Hause nähmen. Also nicht durch die Muttermilch wird das M a
Kind ernährt, sondern man erhält es mit Früchten und rohen
Fischen — und doch sind die Nukahiwer Menschen von colos-
saler Statur.
Jetzt traten wir unsern Weg nach dem Moray an. Er
führte an einer mineralischen Quelle vorbey, deren es hier
mehrere geben soll. Das Moray liegt auf einem ziemlich hohen
Berge, der uns zu ersteigen Mühe kostete, da die Sonne schon
ihrer grösten Höhe nahe war. Es- besteht aus einem dicken
Gebüsche, -welches mit Lianen durchweht und undurchdringlich
zu seyn scheint. Wir sahen hier auf einem Gerüste einen Sarg.
Von der Leiche, welche in dem Sarge lag, war blofs der Schädel
sichtbar. Im äufsern Bezirke standen einige aus Holz ge--
schnitzte Bildsäulen, die menschliche Figuren vorstellen sollten,
und welche die grobe Arbeit eines ungeschickten Künstlers waren.
Neben dieser Statue waren Säulen aufgerichtet und mit
Cocösblättern und weifsem baumwollenen Zeuge bewickelt. Wir
waren neugierig, die Bedeutung dieser umwickelten Säulen zu erfahren;
unsere Neugierde ward aber nicht befriedigt, und wir
erfuhren nur, dafs diese, Säulen Tahbu sind. Neben dem Moray
steht das Haus des Priesters, den wir jedoch nicht darin fanden.
Jede Familie hat hier ihren eigenen Moray. Der den wir sahen,
gehörte der Familie der Priester, und ohne Roberts, der sich mit
zu dieser Famili,e rechnet, so wie er auch ein Mitglied der königlichen
Familie war, hätten wir vielleicht keins zu sehen bekommen;
denn sie erlauben ungern jemand dieselben zu besehen.
Die Morays liegen gewöhnlich tief im Lande auf Bergen., Das,