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Ju n i.
Ein Araeometer von Troughton.
Zwey Boufsolen zum Aufnehmen.
Eine vortreflicke Sammlung von Seecharten, und eine sehr
gewählte Bibliothek, liefs mir in dieser Rücksicht nichts zu wünschen
übrig. Allein der grófste Schatz, den wir besafsen, und
den wir der sehr lobenswerthen Gemeinnützigkeit des Baron
von Zach zu verdanken hatten, bestand in einer säubern Abschrift
der neuen Bürgschen Mondstafeln, die den vom ersten
Consul verdoppelten Preis des französischen National-Instituts
gewonnen hatten. Es blieb unserer Expedition Vorbehalten,
den ersten Gebrauch von diesen Tafeln zu machen, die bis
zum April dieses Jahres verbessert waren. Ihre bewundernswürdige
Genauigkeit setzte uns in den Stand, unsere Länge bis
auf wenige Minuten genau zu erhalten, während die nach den
Masonschen Mondstafeln berechneten Ephemeriden bey den
besten Beobachtungen uns oft um halbe Grade versetzten.
Ich halte es für nicht ganz überflüfsig, hier auch etwas von
der Ausrüstung unserer Schiffe zu sagen. Da sie die erste
dieser Art war, welche man in Rufsland veranstaltet hatte: so
verdient manches, wenn es auch nicht allen Lesern gleich viel
Interesse gewähren kann, einer Erwähnung.
Die Wahl aller meiner Mannschaft war ganz mir überlassen,
es konnte mir daher nicht schwer fallen, sie nach meinem
Wunsche zu bestimmen. Zu meinem ersten Lieutenant wählte ich
den Chevalier Ratmanoff. Er diente 14 Jahre in seinem jetzigen
Range, und während dieser Zeit war er gröstentheils selbst Commandeur
eines Kriegsschiffs gewesen. In dem letzten Kriege gegen
Frankreich hatte er sich durch seinen Muth und seine Thätig-
keit so sehr hervorgethan, dafs er dén St. Annen Orden von
der zweyten Classe erhielt. Mein zweyter Lieutenant war der
Herr von Romberg, mit dem ich im Jahr 1801 auf der Fregatte
Narva, die . ich commandirte, gedieht hatte, und dessen Geschicklichkeit
ich kannte. Mein dritter Lieutenant hiefs Golo-
watscheff. Ich hatte ihn zu dieser Reise bestimmt, ohne ihn
gesehen zu haben. Er ward allgemein gelobt, und bis zu der
unglücklichen Catastrophe auf unserer Rückreise in St. Helena
hatte ich auf der ganzen Reise hie Ursache, meine Wahl zu
bereuen. Ein Herr von Löwenstern war yierter Lieutenant. Er
hatte kürzlich unsern Dienst verlassen, nachdem er sechs Jahre in
England und im Mittelländischen Meere unter denBefehlen derAdmi-
rale Channikoff, Kartzoff und Uschakoff gedient hatte. Nach Beendigung
des Krieges konnte der einförmige Dienst in Friedenszeiten
für seinen thätigen Geist keinen Reiz mehr haben. Er
ging nach Frankreich, um in französische Dienste zu treten.
Von dort eilte er zurück, sobald er von meiner Reise unterrichtet
wurde. In Berlin fand er schon meinen Antrag mich zu begleiten
vor sich. Mit einem hebenswürdigen gebildeten Gha-
racter verbindet er sehr ausgebreitete und gründliche Kenntnisse
seines Fachs. Die Wahl des Baron Billingshausen, meines fünften
Lieutenants, traf ich, so wie die des Lieutenants Golowatscheff,
ohne ihn persönlich gekannt zu haben. Sein Ruf als geschickter
und in den verschiedenen Zweigen der Schiffahrtskunde sehr unterrichteter
Officier, den ich vollkommen bestätigt gefunden habe,
bewog mich, ihm den Vorschlag zu thun, diese Reise mitzumachen.
Zum Arzt meines Schiffs wählte ich den Dr. Espenberg.
Schon längst waren wir Freunde, und vielleicht blos seiner
Freundschaft kann ich es zuschreiben, dafs er sich zu dieser
Reise entschlofs. Seine Geschicklichkeit als Arzt war mir