weniger glänzende Rolle auf dem Schlachtfelde spielt, als sein.
Feueranmacher Mau-ha-u, Der Hauptvorzug des Königs, der
einzige, von dem sich etwas bestimmtes sagen Iäfst, besteht
wohl in seinem gröfsern Reichthume, durch welchen er in den
Stand gesetzt wird, mehrere ernähren zu können.
Da der König nicht die geringste Gewalt besitzt, so kann
hier auch keine Art von Ausübung der Gerechtigkeit statt finden.
Stehlen ist nicht nur kein Verbrechen, es wird im Gegentheil
für ein besonderes Verdienst desjenigen angesehen, welcher hierin
die gröfste Geschicklichkeit zeigt''*). .Ehebruch soll nur in
der königlichen Familie ein Verbrechen seyn. Todtschlag ist
das einzige Verbrechen, welches geahndet wird, aber nicht von
Seiten des Königs und der Priester, sondern von den Verwandten
und Freunden des Erschlagenen, welche Rache suchen, und
Blut mit Blut vergelten.
Den Nachrichten zufolge, die ich über ihre häuslichen Ver-
hältnifse einzog, sind diese nicht die glücklichsten. , Obgleich
sich die Nukahiwer in so fern dem thierischen Zustande entzogen
haben, dafs eheliche Verbindung die Gemeinschaft der
Weiber ausschliefst, so wird dennoch diese gegenseitige Verbindung
wohl von den wenigsten sehr heilig gehalten. Es ist ver-
müthlich mehr ein blofses Zusammenleben, das entweder durch
gegenseitige Neigung oder durch Interefse entstand, und nachher
durch Gewohnheit und die Fortdauer des frühem Beweggrundes
*) Ich mufs indefs den Nukahiwern die Gerechtigkeit wiederfahren
lafsen, dafs sie auf dem Schiffe uns nur selten Gelegenheit gaben, ihre
Fertigkeit im Stehlen zu bewundern. Wahrscheinlich hielt sie die
beständige Wache mit dem geladenen Gewehr, von defsen Wirkungen
sie vollkommene Begriffe hatten, vom Stehlen ab.
•sich erhält. Dafs jede sittliche Idee von dem Verhältnifse und
den Pflichten einer ehelichen Verbindung, die sich bey allen bekannten
Insulanern dieses Meers,, und bey einigen in sehr hohem
Grade äulsert, bey den Nukahiwern ganz wegfällt,, davon haben
wir uns, ungeachtet unsers kurzen Aufenthalts, hinlänglich überzeugt
*). Mit einem Wort, Ehebruch ist bey den Nukahiwern
ein allgemein tolerirfes Laster. Die schrecklichen Folgen dieses
ganz viehischen Lebens äufsern sich nirgends so sehr, als in der
Gleichgültigkeit, mit welcher während einer Hungersnoth der Mann
oft sein Weib mordet, um seinen Hunger mit ihrem Fleische
zu stillen. Er schlachtet sein Kind, und verzehrt es gleichfalls
mit dem nämlichen Appetite, Vielleicht würde selbst ein Nukahiwer
sich zu einer solchen Abscheulichkeit nicht, verleiten
lafsen, wenn er nicht zu gegründete Zweifel darüber hätte; ob
es auch wirklich sein Kind ist ? Auch vermuthe ich, dafs Roberts
nur aus Eitelkeit die Ehre der königlichen Familie hat retten
wollen, zu welcher er sich rechnet, ivenn er behauptete, dafs
der König, und jeder seiner Verwandten, das Recht habe, seihe
Frau zu ermorden, wenn er sie in den Armen eines andern antreffe;
und wenn sich wirklich ein solcher Fall ereignet hat, so-
haben wahrscheinlich andere Ursachen eine so strenge Ahndung
veranlafst, denn seinem eigenen Geständnifse nach, sollen die
Damen aus der königlichen Familie nur einen sehr geringen
Werth auf eheliche Treue setzen. Auch konnten wir nicht viel
*) Der Franzose, der nach einem Aufenthalte von j o Jahren vollkommen.
Nukahiwer geworden war, hielt es für einen grofsen Beweis der Ver-,
feinerung seiner neuen Landsleute, dafs der Bruder nicht bey der
Schwester schliefe.
E B S T E a T H E I h.
«