Mommen. Nun ward der Handel unter Schelichoffs Direction auf gemeinschaftliche
Rechnung geführt, man legte Comtoirs, die von kleinen Forts beschützt wurden,
fast auf allen Inseln der Aleutischen Inselkette an. Der Hauptsitz der Gesellschaft
war in Irkutsk, da diese Stadt durch ihre'Lage das östliche Rufsland
mit dem westlichen bequem verbindet. Die schon ziemlich ansehnlich gewordene
Gesellschaft hatte indefs bis dahin noch nie den geringsten Beweis von
Aufmerksamkeit und "Wohlwollen von Seiten'der Regierung erhalten, und ihr
Handel schien mehr blos tolerirt, als förmlich bestätigt zu seyn. Die Existenz
der Gesellschaft beruhete also auf keiner sichern Grundlage. Da die unregel-
mäfsige Art, wie dieser Handel, geführt ward, und das ungerechte, oft grausame
Verfahren der rufsischen Handelsleute gegen die Eingebornen der amerikanischen
Inseln, (wovbn sich der Ruf fast allgemein verbreitet' hätte), ihm wichtige
und gefährliche Feinde zugezogen: so beschlofs der damals regierende
Kaiser P a u l , die Gesellschaft, und mit ihr den Handel ganz aufzulösen. Ohne
Vermittelung des Herrn von R e s a n ojf f, welcher späterhin dazu bestimmt würde,
nach Japan als Gesandter geschickt zu werden, würde der "Wille des K a iser s
in Erfüllung gesetzt worden sbyn. Resanoff hatte die Tochter des Kaufmanns
Schelichoff geheirathet, und mit ihr ein ansehnliches Vermögen erhalten, welches
ganz in Actien bestand, deren Werth von dem glücklichen oder unglücklichen
Fortgan'ge des amerikanischen Handels abhing. Durch Thätigkeit nnd
Verbindungen gelang es ihm, »den K a is e r so sehr für die neu errichtete Compagnie
zu gewinnen, dafs er die Vorstellungen, wodurch sie zernichtet werden
sollte, verwarf, sie förmlich im Jahre 1799 bestätigte, und mit ansehnlichen
Privilegien versah. Ihr Sitz ward in dem nämlichen Jahre von Irkntsk nach
St. Petersburg verlegt, und nun fing dieser Handel endlich an, ein günstiges
Ansehen zu gewinnen. Man- traf Mafsregeln% die durch den Nutzen? welchen
sie stifteten, ihre Zweckmäfsigkeit bewiesen. So schickte z. B. die Compagnie einen
Engländer nach Amerika, der zugleich Schiffsbaumeister und Schiffer war. Sie
fing än, ihre Offiziere mit den besten Seecharten, Reisebeschreibungen, den
n othw en d igsten nautischen und astronomischen Instrumenten, und vielen in die
Navigation einschlagenden Büchern, zu versorgen. Es ist in d e fs 'e rs t seit der Regierung
des jetzigen K a is e r s , (der sich bald nach seiner Thronbesteigung lebhaft
für die Compagnie interessirte, selbst Theilnehmer derselben ward, und durch sein
Beispiel viele Grofsen des Reichs dazu äufmunterfe), dafs die Direction derselben,
der Fortdauer des Kaiserlichen Schutzes nunmehr gewifs, unter der Leitung des
Ministers des Grafen R om a n z o f f , mit Eifer und Thätigkeit daran arbeitet,
diesem so lange vernachläfsigten Handel eine andere Gestalt zu geben. Natürlich
mufste sie damit anfangen, ihren Colonien, die'erst im Entstehen sind, da
sie in einem unwirthbaren, und von allem entblöfsten Lande, aus'Mangel an Unterstützung
so leicht wieder zu Grunde gehen können, so wohlfeil und sicher als
möglich ihre Bedürfnifse zuzuführen. Zu diesen Bedürfnifsen gehört sogar auch
das Brodt; denn weder auf den Aleutischen Inseln, noch auf der Küste von Amerika,
wird Getreide gebaut. Die Etablifsements mufsten iu einen befsern Ver-
theidigungsstand gesetzt, und dahin gesehen werden, befsere Schiffe zu bauen,
sie mit guter Takellage, guten Ankern und Ankertauen, von welchen die Sicherheit
eines Schiffs so oft abhängt, zu versorgen, und ihnen geschicktere und erfahrnere
Führer und Matrosen zu geben. | Diefs alles konnte aber auch nur
durch eine directe Seecommunication zwischen dem europäischen Rufslande und
den Colonien bewirkt werden. Bis dahin waren sie nur über Jakutsk und
Ochotsk mit dem Nothwendigsten" versehen worden. Die grofse Entfernung, und
der aufserordentlich beschwerliche Transport der Waaren und Bedürfnifse, zu
w e lch em jährlich über 4000 Pferde gebraucht wurden, erhöhte die Preise der
Waaren schon in Ochotsk aufserordentlich. So ward zum Beispiel zu den wohlfeilsten
Zeiten ein Pud Roggenmehl, welches in den östlichen Provinzen des
europäischen Rufslands gewöhnlich nur einen halben Rubel kostete, zu 8 Rubel;
ein Stóf Brandtwein zu 20, oft auch zu 40 und So Rubel; und andere Bedürfnifse
in einem ähnlichen Verhältnifse verkauft. Oft wurden diese Waaren,
nachdem sie schon den gröfsten Theil des Wegs gemacht hatten , geplündert,
und nur ein Theil davon kam in Ochotzk an. Der Transport von Ankern und
Ankertauen schien fast ganz unmöglich; ihrer,Unentbehrlichkeit wegen mufste
man zu Mitteln seine Zuflucht nehmen, die oft die schädlichsten Folgen hatten.
Die Ankertaue wurden in kleine Stücke von 7 bis 8 Faden zerhauen, und in Ochotsk
zusammengeknüfpt. Die Anker führte man gleichfalls in Stücken dahin, und
s chmied e te ''sie d o r t zusammen. So schwierig und kostbar dieser Transport bis
Ochotsk war, eben so schwierig, und noch ungewifser war der Transport von
Ochotsk nach den Inseln und der Küste von Amerika. Die elende Bauart der
Schiffe, die Unwifsenheit der meisten ihrer Führer, und.die für dergleichen
Fahrzeuge den g röfs ten Theil des Jahrs hindurch gefährliche Navigation des
stürmischen östlichen Weltmeers, waren Ursach, dafs fast jährlich Schiffe, und
mit ihnen die so nothwendigen und so kostbar gewordenen Ladungen verloren
g in g en * ) . Es schien daher unumgänglich nöthig, dafs wenn dieser Handel-mit
*) Obgleich das Publikum manche, diesen Theil der Einleitung betreffende
Umstände, durch einen Aufsatz von mir in Herrn Etatsralhs Storch Annalen
schon kennt:, habe ich doch für nöthig gefunden, des Zusammenhanges
wegen, sie hier zu wiederholen.