Soldaten durften ihr Gewehr mit dem Bayonet behalten. Die
letzte Begünstigung haben die Holländer nie fordern können, da
sie von jeher zu vorsichtig gewesen sind, um sieh mit einem
ähnlichen militairischen Apparat hier zu zeigen. Was mir aber
in der That unbegreiflich schien, war, dafs- man dem Gesandten
erlaubte, nicht nur seine Wache-mit ans Land zu nehmen, sondern
ihm auch zugestand, dafs die Wache ihr Gewehr mitnehmen
durfte. Freylich ward ihm diese Begünstigung nur mit dem
gröfsten Widerwillen zugestanden, und die Dollmetscher gäben
sich mehrere Tage hindurch alle Mühe, den Gesandten zu bewegen,
von dieser Forderung abzustehen. Sie stellten ihm vor,
es sey nicht nur wider die Gesetze des Landes, sondern das Volk
selbst würde Anstofs nehmen, bewafnete Soldaten einer fremden
Nation in seinem Lande zu sehen. Ein solcher Fall hätte sich
nie vorher ereignet, und es "wäre gefährlich, die verlangte Forderung
zu gestatten. Da diese Vorstellungen den Gesandten
nicht bewegen konnten, seiner Ehrenwache zu entsagen, so baten
sie ihn, wenigstens nur die Hälfte seiner Wache mitzunehmen.
Aber auch hierzu verstand er sich'nicht. Nicht dulden zu wollen,
dafs fremde bewafnete Soldaten, ihr Land beträten, diefs war
vielleicht die verzeihlichste von allen ihren Forderungen; denn
Selbst in den aufgeklärtesten Ländern Europa’s ist dieser Gebrauch
unerhört, und noch nie hat ein Gesandter es für schimpflich
gehalten, den fremden Boden "ohne eigene Soldaten zu betreten.
Die Sache war indefs zu wichtig, als dals der Gouverneur
darüber hätte entscheiden können, und da während dieser Unterhandlung
mehr als ein Monat verging, ehe der Gesandte' ans
Land geführt wurde, so war wahrscheinlich ein Courier deshalb
nach Jeddo oder Miaco geschickt worden.
Nach diesem kleinen Triumph über die Japaner komme ich
wieder auf-die Demüthigungen zurück, die sie uns im vollem
Mafse erdulden liefsen. Man durfte nicht nur nicht ans Land
gehen, , sondern es war nicht einmal erlaubt, in einer geringen
Entfernung um das Schiff herumzufahren. Eine Unterhandlung
von wenigstens sechs Wochen ging voraus, ehe ein Platz zum
Spatzierengehen nicht weit vom Schiffe, . und zwar in Rücksicht
des vorgeblichen Uebelbefindens des Gesandten, abgesteckt ward.
Dieser Platz befand sich dicht am Ufer des Meers in einer ein-
geschlofsenen Bucht, und war nach der Landseite mit einer hohen
Wand von Bambusrohr umzogen. Obgleich seine ganze Länge
nicht viel über ioo, und seine Breite höchstens 4° Schritte betrug,
so waren doch in seiner Nähe zwey Wachfhäuser errichtet.
Ein einziger Baum,-aber kein Grashalm zierte diese Promenade,
der Boden bestand aus felsichtem Grunde- Man- sieht leicht,
dafs dieser Ort seiner Bestimmung wenig entsprach, und auch
dazu nicht gebraucht ward. Nur für unsere astronomischen
Beobachtungen, welche die Japaner nicht hinderten, war er von
dem gröfsten Nutzen. Sobald nach diesem Orte, der den Namen
K ib a ts ch führt, ein Boot vom Schiffe fuhr, so setzte sich sogleich
eine Flotte von ia bis i 5 Fahrzeugen in Bewegung, welche
das Boot von allen Seiten umgaben, und in eben dieser
Ordnung es auch wieder zurück begleiteten.
Die Bekanntschaft, die ich am ersten Tage unserer Ankunft
mit den Capitains der holländischen Schiffe gemacht '• hatte,
machte eine Fortsetzung derselben für mich wünschenswerth. Es
ward mir indefs nie erlaubt, sie besuchen zu dürfen, eben so
wenig gestattete man es irgend einem Holländer, an Bord uiisers
Schiffs zu kommen. Die barbarische Intoleranz der japanischen
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