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1804. sundheit geschehen können. Durch ihre Hülfe konnten wir
May- mit der gröfsten Bequemlichkeit dreymal des Tages die Barkafse
ans Land schicken, und unsere Leute hatten weiter nichts dabey
zu thun, als Acht auf die Insulaner zu gehen. In acht Tagen
gelang es diesen auch nur ein einzigesmal, einen eisernen Reifen
von einem Fafse zu entwenden. Diese bequeme Art, das Wafser
zu füllen, kostete jedesmal nur ein Dutzend 5 Zoll langer Bruchstücke
von eisernen Reifen.
Ungeachtet aller Bemühungen wollte es uns nicht gelingen,
Schweine zu bekommen. In drey Tagen hatten wir nur zwey
erhalten können, wovon das eine ein Gegengeschenk für einen
Papagey war, und das andere gegen ein grofses Beil eingetauscht
wurde. Wir mufsten also, wie zur See, von der Schiffsprovision
Gebrauch machen. Das einzige, was die Säfte nach dem langen
Gebrauche von Salzfleisch zu verbefsern half, waren Cocosnüfse.
Ich kaufte ihrer so viele, als nur zum Verkauf gebracht wurden,
und liefs ohne bestimmte Zahl so viel davon austheilen, als ein
jeder zu efsen wünschte.
xo. Den 1 oteu May Abends wurde uns die Nachricht vom^Lande
gegeben, dafs man ein dreymastiges Schiff von den Bergen wahrnähme.
Da ich vermuthete, dafs dieses Schiff die Newa sey,
so schickte ich sogleich ein Boot mit einem Offizier ab, um sie
in die Bay zu führen. Es war aber zu spät, und die Newa
hielt sich so weit vom Lande, dafs das Boot unverrichteter
11. Sache zurückkam. Am folgenden Morgen schickte ich den Lieutenant
Gol ow a ts ch e ff der Newa entgegen,, und um Mittag
hatten wir die Freude, sie in die Bay,kommen zu sehen. Da
es Windstille war, so beorderte ich meine Schaluppe, ihr sogleich
zu Hülfe zu kommen, und erst am Nachmittag um 5 Uhr
ankerte sie neben uns. Capitain L is ia n sk o y berichtete mir,
dafs, er sich einige Tage bey der Osterinsel aufgehalten habe,
in der Hofnung, uns dort zü treffen. Starke Westwinde hatten
ihm nicht erlaubt, dort zu ankern. Ein Boot schickte er nach
Co'olt’s Bay ab, und liefs von den Eingebornen einige Bananen
und Pataten eintauschen. Ich hatte die Freude zu erfahren, dafs
sich alles auf der Newa wohl befand, und ihr während der Zeit
unserer Trennung nichts Unangenehmes zugestofsen sey.
Den i2 ten um 5 Uhr Nachmittags, da ich eben zu Capitain
Lisianskoy gefahren war, erhielt ich die unangenehme Nachricht,
dafs die Einwohner von Nukahiwa in Aufruhr wären, und zu
den Waffen gegriffen hätten, weil man das Gerücht unter ihnen
verbreitet hatte, als wäre der König auf meinem Schiffe arrre-
tirt. Die Barkafse der Newa kam in diesem Augenblick an
Bord; der Offizier bestätigte die Nachricht, und erzählte, dafs es ihm
nur mit Mühe gelungen sey, sich einzuschiffen, und die Ueber-
redung des Engländers Roberts die Insulaner allein abgehalten
habe, ihn anzugreifen. Roberts wäre indefs selbst in der gröfsten
Gefahr gewesen, ein Opfer ihrer Wuth zu werden. Diese
Nachricht war mir um so unbegreiflicher, da ich eben das Schiff
verlafsen hatte, und der König nur eine halbe Stunde früher in
einem von den Schiffsböten ans Land gefahren war. Er hatte
überdem den ganzen Morgen bey uns zugebracht, und nie war
es mir gelungen, ihn bey befserer Laune zu erhalten; denn aufser
einigen Geschenken, die er bey jedem Besuche von mir erhielt,
hätte ich ihn rasiren und mit wohlriechendem Wafser waschen
lafsen, welches ihn unendlich glücklich machte. Ich fuhr sogleich
an Bord, mich zu erkundigen, ob er nicht von jemand
beleidigt worden wäre. Auch diels hatte nicht statt gehabt, und
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