i 8 o 5
M ärz
erkundigen. Aus iPiren Fragen, die mir keine geringe Freude
machten, liefs sich leicht auf den Hauptzweck derselben schliel'sen:
sie wollten nämlich wifsen, wie bald das Schiff fertig seyn könne,
abzusegeln. Ein solcher Wink war nicht aus der Acht zu lafsen;
ich fing daher an, das Schiff in segelfertigen Zustand zu setzen,
und hatte keine Ursache, mich über die Saumseligkeit der Japaner,
uns das zu liefern, was ich forderte, zu beklagen.
Es war indefs erst am i2 ten März, als der Oberdollmetscher
Skeyseima dem Gesandten officiell berichtete , dafs er nicht
nach Jeddo reisen könne; dafs der Bevollmächtigte des Kaisers
von Japan etwa nach io bis i 5 Tagen in Nangasaky eintreffen
werde: und hierauf das Schiff, sobald es nur zum Absegeln fertig
sey, seine Rückreise nach Kamtschatka antreten solle. Der
Oberdollmetscher berichtete ferner, dafs uns nicht erlaubt würde,
das geringste in Japan zu kaufen; dafs aber der Kaiser befohlen
habe, das Schiff mit allen nothwendigen Materialien, so wie auch
mit Provision auf zwey Monate unentgeltlich zu versorgen.
Den 3i sten März und r^ten April unserer Zeitrechnung ward
in Nangasaky ein Fest gefeiert, welches den Namen Mufsume
M a tzu ry führt, und vorzüglich darin bestehen soll, dafs an
diesen Tagen Aeltern ihre Töchter mit Puppen beschenken. So
unwichtig der Gegenstand dieses Festes zu seyn scheint, so wichtig
tnufs das Fest selbst doch in Japan seyn, da man diesem
Kinderspiele zwey Tage gewidmet hat. Es erging auch wegen
dieses Festes die Bitte an uns, die Zimmerleute, welche die
Böte am Lande ausbefserten, nicht zur Arbeit zu schicken.
Den 3ostenMärz um 11 UhrMorgens, kam der Bevollmächtigte
aus Jeddo in Nangasaky an. Die Unterhandlungen über die Cere-
monie der Audienz, die von beyden Seiten mit vieler Wärme
geführt wurden, fingen erst den 3ten April an. Sie endigten sich i8o5.
damit, dafs der Gesandte dem Representanten des japanischen April. 3.
Kaisers ein europäisches, und nicht ein japanisches Compliment
machen sollte. Das japanische Compliment ist in der That
von so erniedrigender Art, dafs sich selbst der geringste Europäer
dazu nicht verstehen sollte.. Doch mufste sich der Gesandte
gefallen lafsen, ohne Degen und Schuhe "zu erscheinen.
Auch wollte, man ihm keinen Stuhl oder irgend einen Sitz in
europäischer Art zugestehen, und er mufste, dem Gouverneur
und dem Bevollmächtigten gegenüber, auf der Diele mit seitwärts
gehaltenen Füfsen sitzen, eine Stellung, welche- nicht zu den bequemsten
gehört. Nur ihm bewilligte man ein Norimon oder
einen Tragsefsel; die ihn begleitenden Offiziere mufsten zu Fufse
gehen.
Den 4ten April hatte er seine erste Audienz, zu welcher er 4.
in einem grofsen Boote, welches mit Flaggen und Vorhängen
verziert war, ahgeholt ward. Seine Begleitung bestand aus fünf
Personen, dem Major Frederici; dem Capitain Feodoroff; dem
Lieutenant Koscheleff; dem Dr. Langsdorf; und dem Hofrath
Fofsé, nebst einem Sergenten, der die Standarte trug. . Man landete
an einer Anfahrt, die nördlich von Dezima liegt, und von
den Dollmetschern Mufsel Trapp genannt wird. Bey der ersten
Audienz wurden nur Complimente gewechselt, und einige unbedeutende
Fragen gethan. Mit der nämlichen Ceremonie hatte der
Gesandte auch seine zweyte Audienz, in welcher alle Geschäfte
beendigt würden, und man ihm die nöthigen Doeumente ein-
händigte, die ein ewiges Verbot für irgend ein Rufsisches Schiff,
je wieder nach Japan zu kommen, enthielten. Ueberdem wurden
nicht nur die Geschenke, sondern sogar auch der Brief des
*