i 8 o 3. noch immer hat, schien man mit Verwunderung zu (bemerken,
Oktober. (jafs (jjese Hyperboräer mit den lebhaftesten Bewohnern des südlichen
Europa wohl in eine, ihnen nicht nachtheilige Parallele
gesetzt werden können, und sowohl in Erziehung als feiner Lebensart
ihnen nicht nachstehen. Die Offiziere unserer beyden
Schiffe rechtfertigten diese Meinung vollkommen.
Meine Absicht war, hier nur zwey oder drey Tage izu verweilen.
Unser Agent gab mir indefs keine Hofnung,- unter fünf Tagen von
hier wegzukommen. Herr von Resanoff entsehlofs sieh daher, mit
den Naturforschern des Schiffs nach Laguna und Orotava zu fahren,
um einen botanischen Garten..zu besehen, den der Marquis d e
N a v a am letzteren Orte angelegt hatte. Viele Pflanzen der
tropischen Länder, vorzüglich aber tiie südamerikanischen, werden
nach diesem Garten verpflanzt, um sie hier an ein weniger heis-
ses Klima zu gewöhnen, damit sie nachher desto besser in Spanien
fortkommen mögen. Diese vortreflibhe Anlage macht den
patriotischen Gesinnungen des Marquis de Nava, der einen Theil
seines grofsen Vermögens darauf verwandt hat, viel Ehre, und
hat auch im Anfänge den Beifall jdes Königs gehabt. Man i soll
aber aufgehört haben, die Vorsorge, die sie wohl verdiente, ferner
darauf zu verwenden. Ein anderer Gegenstand dieser Ex-
cursion unserer Naturforscher war, in .der Nähe- von Orotava
einen grofsen Drachenblut Baum zu besahen, dessen Stamm, xo
Fufs über der Erde, 36 und nahe" an der'Wurzel 46 Fufs' im
Umfange hat.
Santa Cruz ist zwar kein schöngebauter, aber doch nicht
unangenehmer Ort. Die Häuser "sind gröfs und von innen sehr
geräumig, und die Strafsen zwar enge, aber gut gepflastert. Am
Ufer hat der gewesene Gouverneur,cMarquis de B ä a k c if o r t e , auf
Kosten der Einwohner einen Garten mit einigen Reihen von i 8o3.
Bäumen zum öffentlichen Spaziergang angelegt, der den Namen Oktober.
Almeyda führt. Da aber die Länge desselben kaum hundert
Faden beträgt, so entspricht er seinem Zwecke nicht, sehr; auch,
steht eine Schildwache vor der Pforte, von der man nicht selten
abgewiesen werden soll, wenn man dieses öffentlichen Spaziergangs
geniefsen will, obgleich er auf allgemeine Kosten angelegt
worden ist, und auch auf diese Art unterhalten wird. Der Kaufmann
Barry, ob er gleich in Orotava wohnt, mufs jährlich roo
Piaster dazu beytragen, wie, mich Herr Armstrong versichert
hat. Auf dem öffentlichen Platze steht eine sehr gut gearbeitete
marmorne Säule, die zu Ehren der Jungfrau Maria de la Can-
delaria errichtet ist. Die Säule ist mit emblematischen Figuren
verziert, welche von der Hand eines geschickten Bildhauers verfertigt
seyn sollen. Die Guanchen *), wie man mir erzählte,
sollen zur Zeit der Eroberung der Insel die Jungfrau Candelaria
mit einem Crucifixe in der Hand in einer. Hole (deren es so
viele in den Gebirgen dieser Insel giebt) gefunden haben. Dieses
Wunder, welches vielleicht den Eroberern nothwendig schien,
um die armen Guanchen zum Christenthume zu bewegen, verdiente
freilich am Ende des philosophischen Jahrhunderts mit
aller Pracht und Kunst verewigt zu werden! Der Säule gegenüber
steht die Festung St. Christoval, welche dem Lord N e l so n
im vorigen Kriege, da dieser zu rasche Seeheld Santa Cruz erobern
wollte, seinen rechten Arm, und dem Capitairi B o w e s sein
Leben kostete. Es wäre, glaube ich, pafsender gewesen, das
’) Die Guanchen sind, wie bekannt, die ursprünglichen Einwohner von
Teneriffa, jetzt exisfi'ren keine mehr.