So wie das Schiff vor Anker gegangen war, schickte ich
meinen vierten Lieutenant, den Herrn von Löwenstern, zum
Gouverneur, um ihn um die Erlaubnifs zu bitten, unsern .Vorrath
von Wasser ergänzen und uns mit Wein und Früchten zur
Fortsetzung unserer Reise versorgen zu dürfen, ein Begehren,
welches er mit den höflichsten Ausdrücken bewilligte. Da mir
mehrere Beyspiele bekannt waren, dafs englische Kriegsschiffe
die hiesige Festung hatten salutiren wollen, und man ihnen versagt
hatte, ihren Grufs mit der nämlichen Anzahl von Kanonen
zu ervviedern; ja da sogar mehrere eine etwas demüthigende
Antwort bekommen hatten, so wollte ich die rufsische Flagge,:
welche hier zum erstenmal wehete, nicht der Beleidigung aussetzen,
dafs ihr etwas verweigert würde, was sie mit Recht fordern
konnte; ich liefs also den Punkt des Salutirens' unberührt.
, Um 4 Uhr Nachmittags kam der Vice-Gouverneur (Teniente,
del Rey) mit einem Secretair des Gouverneurs an Bord, dem Gesandten,
der schon ans Land gefahren war, und den Offizieren
des Schiffs zu ihrer Ankunft Glück zu wünschen. Eine Stunde
darauf fuhr ich mit Capitain Lisianskoy und einigen Offizieren
meines Schiffs ans Land, dem Gouverneur, Marquis d e l a C a s a
C ah igat- unsere Aufwartung zu machen.. Wir fanden in ihm einen
artigen Mann, der sehr geneigt war, uns jede Hülfe zukommen
zu lassen, wenn wir irgend einer bedurft hätten. Er war sö
gütig, das Haus des Grofs-Inquisitors, welches mit einem Belvedere
versehen war, unserm Astronomen einräumen zu lassen. Dr. Horner
liefs auch zwey Chronometer, einen Sextanten nebst Stativ, und
einen künstlichen Horizont sogleich-dahin bringen, konnte aber
nur geringen Nutzen von diesem Hause ziehen, da der Thurm
nicht fest stand, und es ihüj mit Mühe gelang, einige gute Höhen
zur Bestimmung der Breite und der Länge nach den Uhren zu
bekommen. Ununterbrochene Beobachtungen zur Regulirung
des Gangs der Uhren konnten nicht angestellt werden.
Am nämlichen Tage unserer Ankunft kam auch eiq Paquet-
boot aus) Corunna in Santa Cruz an, welches dem Gouverneur
den Befehl, uns1 gut aufzunehmen, überbrachte. Von diesem
Befehle des Königs ertheilte uns der Gouverneur eine Abschrift,
damit, im Fall wir früher in irgend einer1 von den spanischen
Besitzungen .ankämen, als ein dein seinigen ähnlicher Befehl dahin
gelangte.^ wir einer guten Aufnahme sicher wären.
Zwar hatte sich der Gouverneur’ erböten, uns-mit allem versehen
zu wollen; ich wandte mich aber in Betreff unserer ße-
dürfnifse lieber an einen hiesigen Kaufmann Armstrong, an dessen
Compagnon Barry , in Orotava ich Briefe hatte. Armstrong versah
beyde Schiffe mit allem, was wir höthig hatten. Ohne seine
Hülfe, hätten wir gewifs eine längere Zeit hiër zubringen müfsen,
und wären dennoch nicht so gut mit allem versorgt worden.
Seine Gastfieyheit verdient nicht weniger unsern Dank. Er
nahm den Gesandten in sein Hans auf, und wer nur von unsern
Schiffen Anspruch darauf machen konnte, war bey ilim wohl
aufgenommen, und fajid in seinem Hause des Mittags eine wohl
besetzte Tafel, und den ganzen Tag über eine zahlreiche Gesellschaft,
die durch die liebenswürdigen Talente von Madame
Armstrong und einigen jungen Französinnen aus Isle de France
für uns eine angenehme Erholung an einem sonst düstern und
melancholischen Orte seyn mufste. Tanz, Spiel, und scherzhafte
Laune herrschen nicht in den Gesellschaften der ernsthaften
Spanier. Bey den seltsamen, unvollständigen Begriffen, die man
in entfernten Ländern vpn Rufsland und der rulsischen Nation
1 80&
Oktober.
E R S T E R T H E I I i . 7