baute eben an einer neuen Kirche, woran in manchen katholischen
Ländern gewifs immer früher gedacht wird, als an den
Bau eines Hospitals oder eines andern nützlichen Gebäudes. Es
erregte meine Verwunderung eines Abends um io Ühr, da ich
eben an Bord fahren wollte, mehrere Negersclaven beyderley
Geschlechts iin Vorbeygehen einige Steine hintragen zu sehen.
Mein Erstaunen verringerte sich aber sehr, da ich bedachte, dafs
das Verdienst dieses religiösen Eifers wohl weniger den Sclaven
als ihren Herrn gebührte.
Das Gouvernement von Don Joseph de Currado ; erstreckt
sich von Rio Grande in 3a? südlicher Breite und 54° westlicher
Länge bis zum Etablissement St. Paul, das in a3.° 33.' io " S.
und 46.?- 3g.' io " W liegt.
Meine Bemühungen, einige genaue,-:Nachrichten. über die
Volksmenge dieses Gouvernements zu bekommen, schlugen fehl,
doch mufs sie sehr unbedeutend seyn, da nur die Küsten bewohnt,
und selbst die Küsten-Bewohner den Ausfällen der Einge-
bornen oft ausgesetzt sind, welches sich auch während unsers
Aufenthalts dort ereignete. Diese Ausfälle haben indefs keine
blutige Folgen. Die Eingebornen begnügen sich nur zu plündern,
und besonders den Portugiesen ihr Vieh abzunehmen.
Sowohl auf der Insel, als an den Küsten des festen! Landes
ist der Boden ausnehmend fruchtbar. Man baut hier vortrefli-
chen Kaffee und Zucker. Der Rum, wenn er gleich dem Jamai-
caschen nicht gleich kommt, wird, wie wir die Erfahrung selbst
gemacht haben, durch Alter und Transport um vieles besser,
und giebt alsdann dem Rum von St. Croix nichts nach. Da
aber fremde Schiffe nur für baares Geld kaufen dürfen, nnd es
den Einwohnern dieses ganzen Gouvernements nicht erlaubt ist,
ihre Produkte-nach Europa zu verführen, so fällt die Aussicht, i 8o3.
sie zu veräufsern ganz wég. Wo der Handel stockt, da mufs ^ecemb-
auch die Industrie darnieder liegen. Es wird daher nur so viel
gebaut, als zur eigenen Cönsumtion nöthig ist, und um jährlich
ein oder zwey kleine Fahrzeuge von 70 bis 80 Tonnen nach
Rio Janeiro zu versenden', und inländische Produkte gegen europäische
Waaren zu vertauschen; denn nur von Rio Janeiro
allein erhalten die Einwohner dieser Gegenden die unumgänglichsten
Bedürfnifse des Lebens. Die Preise von Kaffee und
Zucker betrugen zur Zeit unsers hiesigen Aufenthalts 10 Gop.
das Pfund, nnd einen Gallon Rum bezahlte man mit weniger
als einem halben Piaster. Es versteht sich von selbst, dafs man
einen viel geringem Preis für diese Produkte bezahlen würde,
wenn man sie in grofsen Quantitäten und unter andern Ver-
hältnifsen kaufte. Man hat die schönsten Holzarten hier im
Ueberflufs. Ich machte eine Sammlung von mehr als 80 verschiedenen
Gattungen von Holz, die der Schönheit ihrer Farbe
und ihrer Stärke wegen ein wichtiger Gegenstand der Ausfuhr
werden müfsten. Die Ausfuhr von Holz ist aber ganz verboten.
Der Prinz-Regent hat zwar, um dieses Gouvernement in Aufnahme'
zu bringen, die Insel zum Freyhafen erklärt, jedoch mit
verschiedenen Einschränkungen, welche den Handel und die Industrie
drücken, und überhaupt ein sehr lächerliches Licht auf
diese vermeinte Wohlthat werfen, indem das Hauptprodukt des
Landes, Holz, gar nicht verführt werden darf, und die übrigen
Produkte nur für baares Geld veräufsert werden können. Es
möchte aber wohl kein Schiff aus Europa nach St. Catharina
kommen, um dort für baares Geld Zucker, Kaffee und Rum zu.
kaufen; auch zweifle ich sehr daran, ob man auf der ganzen
E R S T E R I H E H . 11