bekannt; in Betreff der glücklichen Erhaltung der Gesundheit der
Mannschaft habe ich an ihm eine thätige Hülfe gehabt. Zum
Arzt des zweyten Schiffs wählte ich den Dr. Lab and. Er war
mir von einem meiner Freunde in St. Petersburg als ein Mann
von vielen Kenntnissen und vorzüglich liebenswürdigem Charac-
ter empfohlen worden: Eigenschaften, welche sich während der
Reise vollkommen bestätigt, haben, und es mich sehr haben bedauern
lassen, dafs unsere Schiffe so oft getrennt gewesen sind.
Der Kollegienrath von Kotzebue wünschte , dafs seine zwey
Söhne, welche im Cadetten-Corps erzogen wurden, auf meinem
Schiffe diese Reise mitmachen sollten^ Sein Gesuch deshalb beym
Kaiser ward ihm sogleich zugestanden. So schwer der Entschlufs
dem Vater seyn mufste, sie in dem Alter von 14 und i 5 Jahren
eine so gefahrvolle Reise unternehmen zu lassen; so hat der
Erfolg ihn hinlänglich für diefs Opfer der väterlichen Zärtlichkeit
entschädigt. Sie haben mit vielem Nutzen die Reise gemacht,
und sind als gebildete und kenntnifsvolle junge Menschen zurück
gekommen.
Meine Equipage bestand aus 62 Mann, unter denen 3 o Matrosen
waren, lauter junge frische Leute, dié schon gleich beym
Anfänge der Expedition sich gemeldet- hatten. Kurz vor unserer
Abreise mufste ich zwey von ihnen zurücklassen. Bey dem
einen hatten sich Symptome von Scorbut gezeigt; der andere
hatte sich seit vier Monaten verheirathet > und war wegen der
bevorstehenden Trennung von seiner Frau in eine tiefe Schwer-
muth verfallen. Zwar hatte ich ihm mehr als ein jährliches
Gehalt, welches aus 120 Rubeln bestand, zur Versorgung seiner
Frau vorgeschossen, und er befand sich übrigens ganz gesund;
ich liefs ihn aber dennoch zurück: da meiner Meinung nach ein
sorgenfreies und heiteres Gemüthe auf einer solchen Reise noth- 1803.
wendiger ist,-' als selbst eine' dauerhafte Gesundheit. Ich wollte Juni-
bey dieser Unternehmung keinen Zwang statt finden lassen.
' Mit Kleidungsstücken und Wäsche war ein jeder von meinen
Matrosen reichlich versorgt. Das meiste hatte ich aus England
verschrieben. Ueberdem hatte ich für jeden Matratzen, Kissen,
Bettücher und Decken machen lassen, so wie auch zu mehrerer
Sicherheit, an Kleidungsstücken und Wäsche noch aufserdem
ein ansehnlicher Vorrath mitgenommen wurde. Die Schiffsprovision
war im ganzen sehr gut. Die in St- Petersburg von
Waizenmehl gebackenen Zwiebacke- erhielten sich über zwey
Jahre vollkommen unverdorben. Das Salzfleisch wurde theils in
Hamburg, theils in St. Petersburg eingepökelt. Vorzüglich gut
war das'Petersburgische. Es erhielt sich während der ganzen
Reise vollkommen. Da es das erste Beyspiel ist, dafs Fleisch mit
russischem Salz gesalzen, sich drey Jahre in allen Climaten unverdorben
erhalten hat : so verdient wohl der Name des Mannes,
dem man dieses zu verdanken hatte, genannt zu werden. Er
hiefs Oblomkoff. Die Quantität Butter, die ich mitnahm, war
nur geringe, weil sie zwischen den Wendekreisen sich nicht
hält, und in einem ranzigen Zustande der Gesundheit nur schädlich
wird. Statt ihrer hatte ich einen ansehnlichen Vorrath
von Zucker und Thee mitgenommen. An diefs gesunde und vorzüglich
antiscörbutische Getränk wollte ich meine Leute nach
und nach gewöhnen. Eine besonders gute Wirkung auf die Erhaltung
der Gesundheit versprach ich mir vom Sauerkraut, und
von dem Kransbeeren Saft. Mit den Zubereitungen zur Reise
von dieser Seite hatte ich - nun zwar hinreichende Ursache
zufrieden zu seyn; allein zu meinem nicht geringen Erstaunen