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ihm die Länge, welche unsere Chronometer anzeigten, mit der
Versicherung, dafs er sich vollkommen darauf verlassen könne.
Er änderte auch^seinen Curs sogleich, und segelte in unserer
Gesellschaft die Nacht hindurch. Am folgenden Morgen aber
hatten wir ihn fast aus dem Gesichte verloren.
Den 26sten November um • halb eilf Uhr Morgens durchschnitten
wir den Aequator in a4-° 20' westlicher Länge nach,
einer Fahrt von 3o Tagen aus Santa Cruz. Unter einer Salve
von 11 Kanonen tranken wir auf die Gesundheit des K a isers,
unter dessen glorreichen Regierung die rufsische Flagge zum erstenmal
in der südlichen Hemisphäre wehete. Die gewöhnliche
Farce mit dem Neptun konnte hier nur unvollkommen gespielt
werden, da keiner von den auf dem Schiffe befindlichen Personen,
aufser mir, den Aequator pafsirt war. Doch wurde einer von
den Matrosen, der einiges rednerisches Talent besafs, und ein
Witzling war, mit dem Trident geschmückt, um die Rufsen hei
ihrem ersten Eintritte in eine fremde Gränze zu bewillkommen.
Er spielte auch in der That seine Rolle-so gut, als oh er ein
alter Eingeweihter des Seegottes gewesen wäre.
Ich nahm jetzt meinen Curs nach der Insel T r in id a d z u .
Der Passatwind war aber so südlich, und der Strom gleichfalls,
so stark nach Westen *), dafs wir schon im yten Grade südlicher
Breite den Meridian von Trinidad durchschnitten. Jetzt ward
der Wind mehr östlich und sehr frisch. Wir machten daher
starke Fortschritte, und ich nahm meinen Curs so südlich, als
#) Die Richtung des Stroms vom Aequator bis zu dem fiten Grade der
Breite war ÖVVtW und W SW , mit einer Stärke von afi bis öS Meilen,
des Tages.
es der Wind nur erlaubte. Der westliche Strom äufserte sich
zjssar noch; er war aber um vieles schwächer als in der Nähe
des Aequators. In 14 Grad der Breite verloren wir den SO
Passat. Hierauf folgten Ostwinde, welche allmählig nach Norden
und NW herumgingen. Während der ganzen Zeit, da der Passatwind
dauerte, waren wir von einer unzählbaren Menge soge-
hannter Boniten begleitet. Fast täglich wurden einige harpunirt.
Sie gaben für unsere Leute eine frische und schmackhafte Speise.
Nur einen Hayfisch fing man, welcher ebenfalls-, obgleich er
schlechter als ein Bonit War, dennoch zum Theil verzehrt
wurde. Unsere Japaner afsen den Kopf und fanden vielen Geschmack
daran.
La Perouse hatte - einige Tage dazu angewandt, die Insel
A scevsa~o, über deren Existenz man seit 3oo Jahren so verschiedener
Meinung gewesen ist, zwischen den Parallelen vonaoT io'
und 20.0 5o' südlicher Breite bis zum yten Grade westlich von
Trinidad zu suchen, ohne sie zu finden. Er hatte daher mit
Recht einige Zweifel geäufsert, ob sie wirklich vorhanden sey,
und ob sie nicht mit der Insel Trinidad, mit der sie die nämliche
Breite haben soll, verwechselt worden: eine Meinung, die
schon früher von vielen behauptet und bestritten worden ist.
So zum Beyspiel tadelt Frezier in der Beschreibung seiner Reise
nach der Südsee den berühmten Halley, dafs er die Insel Ascensa~o
von seiner Charte weggelassen habe, und behauptet, dafs er auf
dieser Insel gelandet sey, obgleich es die Insel Trinidad war,
wie es Halley in der Vertheidigung seiner Charte gegen Frezier
sehr deutlich auseinandersetzt. Da es indefs noch 1 immer mehrere
Meinungen für die Existenz dieser Insel giebt, so nahm ich
mir vor, einige Grade westlicher als La Perouse zu segeln, um
E R S T E R T H E I L . g