18 04.
Juni.
ersten Tage unserer Anwesenheit entblöfste er sich nur auf einige
Augenblicke von den Wolken, in denen „er fast den gröfsten Theil
des Tages eingehüllt ist; an d'en folgenden zwey Tagen hatten
wir aber mehremal Gelegenheit, diese erstaunende Mafse zu bewundern,
deren Spitze eine Fläche von beynahe x3ooö Fufs
einnimmt. Auch nicht ein einzigesmal ward uns eine vollständige
Ansicht des ganzen Gebirges zu Theil, dieses mufs überhaupt'
selten der Fall seyn; denn wenn sich auch der obere Theil
vom Nebel entblöfst, so ist doch die Mitte von fast nie sich zer-
theilenden Wolken umgeben, welche von dem majestätisch über
sie hervorragenden Gipfel sich herab zu stürzen scheinen. Des
Morgens, wenn die Luft noch rein und frey von Dünsten ist,
hat man die beste Ansicht dieses Berges.
So viel sich von den wenigen Insulanern, die zu uns anBord kamen,
urtheilen liefs, sind sie an äusserer Gestalt in Vergleich mit den
Nukahiwern nicht von der schönsten Race. Ihr Wuchs ist kleiner,
und schlechter proportionirt, ihre Farbe sehr viel dunkler, und der
Körper fast gar nicht tatuirt. Von allen Gwaihiern, die zu uns
kamen, war fast keiner, defsen Körper nicht Flecken trug, die entweder
die Folgen von venerischen Krankheiten, oder vom Kawa
Trinken waren. Bey dem niedern oder ärmern Volke konnten diese
Flecken wohl nicht vom Kawa Trinken herrühren. So entschieden
auch der Vorzug ist, den die Nukahiwer in physischer
Rücksicht über die Owaihier haben, eben so sehr schienen uns
die letzten ihren mehr südlichen Nachbaren an Geisteskräften
überlegen zu seyn. Der häufige Umgang mit Europäern, deren
es mehrere und besonders Engländer, auf diesen Inseln giebt,
mag wohl sehr viel dazu beygetragen haben. Munterkeit,
Behendigkeit und ein lebhaftes Auge bemerkten wir mehr oder
weniger bey allen denen, die wir in diesen Tagen zu sehen Gelegenheit
hatten. Der Bau ihrer Canots hat grofse Vorzüge vor
dem der Nukahiwer, und sie gehen mit einer Geschicklichkeit
mit ihnen um, in welcher die Nukahiwer, deren Element überhaupt
das Meer nicht ist,, ihnen weit nachstehen. Nach den
Verzeichnilsen einiger Worte von der Sprache der Bewohner
dieser beyden Inselgruppen, welche Capitain Cook in seinen
Werken geliefert hat, sollte man glauben, dafs sie sich vollkommen
gut verstehen müfsten, indem mehrere»Worte die gröl’ste
Aehnlichkeit haben. Demungeachtet konnte sich unser wilder
Franzose ihnen nicht verständlich machen, und es war ihm unmöglich,
uns auch nur das geringste zu verdollmetschen. Einige
englische Worte, die die Insulaner ziemlich deutlich aussprachen,
kamen uns sehr zu statten, um sie einigermafsen zu verstehen.
Die Verschiedenheit der Aussprache der Owaihier mag wohl die
Ursache gewesen seyn, dafs sie der Franzose nicht verstand. Er
fafste überhaupt eine so wenig vortheilhafte Meinung von den
Bewohnern dieser Inseln, dafs er seinen Entschlufs, sich hier
niederzulafsen, bereuete, und mich bat, ihn am Bord zu behalten.
Obgleich ich die gröfste Ursache hatte, ihm sein Betragen gegen
uns in Nukahiwa nicht leicht zu verzeihen, so gewährte ich ihm
seine Bitte dennoch, da sich leicht voraussehen liefs, dafs er auf
Owaihi eine noch erbärmlichere Rolle spielen würde, als er in
Nukahiwa gespielt hatte.
Bey Tagesanbruch richtete ich am folgenden Morgen meinen
Lauf nach der' Südspitze von Ow.aihi. Nach Cooks Beschreibung
liegt hier ein grofses Dorf, aus welchem man ihm eine
gr ofse Menge von Lebensmitteln gebracht hatte. Ich hoffte hier,
so- wie an der ganzen Südwest Seite, mit eben der Leichtigkeit
1804.
J u n i .