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mufsten also von nun an uns nur auf die Länge verlafsen, die
wir aus unsern Monds-Abständen ableiteten, und nur nach einer
langen und zusammenhängenden Reihe von Beobachtungen konnte
für sie ein neuer Gang bestimmt werden. Die Abweichung der
Magnetnadel ward an diesem Tage g.° 36.' 48" östlich im Mittel
aus mehrern Beobachtungen gefunden, die von io.° 29.' 20" bis
8.° 67.' 4° " von einander abwichen. Die Breite in dem Augenblicke
war 38.° 02' S.
Am 8ten April liefs ich die ganze Mannschaft bey der Musterung
untersuchen, ob sich nicht bey einigen Symptome von
Scorbut. zeigten. Wir waren jetzt schon beynahe zehn Wochen
unter Segel, und hatten während der letzten sechs Wochen viel
schlechtes und feuchtes Wetter gehabt. Dr. Espenberg' fand
aber bey keinem die geringste Anzeige von dieser Krankheit;
er versicherte mich im Gegentheil, dafs das Zahnfleisch bey
allen fester und gesunder sey, als es war, wie er sie in Cronstadt
besehen habe. Mehrere schienen es für eine Beleidigung anzusehen,
dafs man ihr Zahnfleisch und ihre Füfse untersuchte,
und sagten halb ärgerlich, dafs sie den Scorbut nie bekommen
würden. Die Untersuchung endigte . sich also vollkommen zu
meiner Zufriedenheit, und ich war so glücklich, nicht einen
einzigen Mann auf der Krankenliste zu haben, wenn ich gleich
nicht hoffen durfte, dafs der Koch des Gesandten, welcher die
Auszehrung hatte, bis zum Ende der Reise .leben würde. > In
Brasilien suchte ich ihn von der Nothwendigkeit zu überzeugen,
zurückzubleiben, und bot ihm alle Mittel an, die Rückreise nach
seinem Vaterlande unternehmen zu können; er wollte sich aber
nicht dazu verstehen, und.ich hielt es für grausam, ihn ganz
wider seinen Willen vom Schiffe zurückzuschicken.
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Ich hörte jetzt auf, da das Wetter jeden Tag wärmer ward, 1804.
der Mannschaft Butter geben zu lassen, und befahl, den Leuten April,
statt der Butter ihre Portion Zucker und Efsig zu verdoppeln,
und ihnen von nun an jeden Tag Thee zum Frühstück zu
geben.
Am io ten April hatten wir einen sehr schönen und zugleich I0,
warmen Tag, den ersten in dieser Art seit unserer Abfahrt von
St. Catharina. Da ich jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit erwarten
konnte, dafs das böse Wetter uns .auf immer verlafsen
habe, so liefs ich von dem heutigen Tage an mehrere Arbeiten
Vornehmen, die' nur bey guter Witterung vorgenommen werden
konnten, und die uns beynahe bis;zu unserer Ankunft auf der
Insel Nukahiwa beschäftigten. Die Segelmacher mufsten die
alten Segel aiisbefsern, welche während der Passatwinde ge-v
braucht werden sollten, um die bessern zu schlechterm Wetter
in hohen Breiten zu verwahren. Der Schmidt, mufste ? die
Schmiede aufsetzen, um nicht nur manches auf dem Schiffe
nöthige Eisenwerk, sondern auch Beile und Mefser zum Tauschhandel
huit den Insulanern dieses Meers zu ^verfertigen. Die
Zimmerleute mufsten die Böte ausbessern. Die Kanonen wurden
aus dem Raume gehoben, und nahmen ihre vorige Stelle wieder
ein. Der Graf T o ls to y übernahm es, einen Theil der Mannschaft
im Exerciren und Schiefsen zu üben.
Am iaten April stürmte es einige Stunden sehr heftig. In 13.
der Nacht um 3 Uhr kündigte eine plötzliche Veränderung in
der Temperatur, einen Südwind an, der auch in einigen Stunden
erfolgte. Der Wind wehete frisch aus SW, S, und zuletzt SO,
so dafs wir alle Segel beysetzen konnten. Ich steuerte NNW,
denn jetzt sah ich mich gezwungen, von meinem gefafsten Plan