i8 o 3 . der Hinblick auf die glückliche Stunde des Wiedersehens der
Oktober. Geliebten meines Herzens und meines Kindes — sie richteten
mich auf, und gaben mir meine Ruhe, meine Stärke wieder.
Bis dahin waren die Offiziere in drey Wachen getheilt. Jetzt
gab ich die vierte dem Herrn, von Löwenstern, dem ich schon
bey unserer Abjreise aus Cronstadt gern eine Wache anvertraut
hätte; allein dié späte Jahreszeit und die gefährliche Navigation
der Ost- und Nordsee machten es nothwendig, dafs mehrere
Offiziere in jeder Wache seyn mufsten. Jetzt, da wir im Ozean
uns befanden, frey von gefährlichen.Küsten und Klippen, nahm
ich diese Veränderung vor. Gern hätte ich auch die Mannschaft
in drey Wachen eingetheilt; da sie aber nur aus 56 Mann
bestand, von denen acht keine Wache hielten, so verschob ich
diefs, bis wir mit den Passat-Winden segeln würden. Noch hatte
ich keineKranken gehabt; die Kost meiner Leute war aber auch
die beste, die man zur See nur haben kann. Seit unserer Abreise
von Cronstadt, das heifst, seit neun Wochen, war nur acht
oder neunmal Salzfleisch ausgetheilt worden; sonst hätte die
Mannschaft .immer frisches oder ganz frisch gesalzenes Fleisch,
aufserdem täglich Bier, und so lange wir in Cronstadt und Co-
penhagen auf der Rhede waren, frisches Brodt, und so viel Gemüse
bekommen, dafs ihre Suppen, nach dem Urtheile aller
Offiziere, schmackhafter waren, als die unsers Tisches. In Fal-
mouth hatte ich mich ebenfalls mit einer grofsen Menge von
Kohl, Kartoffeln, Rüben und Zwiebeln auf mehrere Wochen
versehen, so dafs meine Leute jetzt ein viel besseres Ansehen
hatten, als zu der Zeit, da sie an Bord kamen. Mit Wäsche
und Kleidungsstücken, sowohl leichtem als wärmern, waren sie
hinlänglich versehen, und was mir viele Freude machte, war.
dafs ich bey allen einen grofsen Hang zur Reinlichkeit bemerkte. 1803.
Zweymal in der Woche untersuchte ich sie, und beobachtete Oktober‘
nicht nur ihre Wäsche und Kleidung, sondern auch die Reinlichkeit
ihres Körpers. Ein ernster Verweis, den ich einigen
das ^erstemal gab, hatte die Folge, dafs ich seitdem nie etwas
ähnliches tadelnswerthes bemerkte. Ich konnte also die gegründetste
Hofnung hegen, dafs ich so glücklich seyn würde, die
Gesundheit meiner Leute zu erhalten.
Ich steuerte einen mehr westlichen Curs, als man gewöhnlich
nimmt, um nicht Cap Finisterre zu sehen, wo wir vielleicht
englischen oder französischen Kriegsschiffen begegnet wären, die
uns nur aufgehalten hätten. Wir hatten einen sehr frischen
Wind aus SO und Ost, so dafs wir selten weniger als 8 und 9
Knoten machten.
Den achten Oktober befanden wir uns in 4 4 ° a5' der Breite 8.
und i2.f§o8' der Länge. Die Veränderung der Temperatur war
innerhalb 24 Stunden vier Grad, das heifst, bis auf 14 Grad gestiegen.
Auch bemerkten wir O fast jeden Abend das bekannte
Phänomen des leuchtenden Meerwassers 5 besonders zeichneten
sich einige helle Stellen sehr vor den andern aus. Sie schienen
aus lauter blitzenden Funken zusammengesetzt. Am zehnten io.
Oktober nahmen wir mehrere Monds-Distanzen, aus welchen die
Länge auf den Mittag reducirt = i 3. ° 3o.' 16" berechnet ward.
Die Arnoldschen Chronometer zeigten i 3.° 45-' 4-5" an, unsere
Breite war 38.° 4q.' i o " . Um 8 Uhr dieses Abends sahen wir eine
Sternschnuppe von ganz besonderer Art. Eine feurige Kugel,
die so hell war, dafs das Schiff während einer halben Minute
ganz durch sie erleuchtet ward, entstand in SW, und nahm mit
maisiger Rewegung ihren Lauf in horizentaler Richtung nach N W,
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