geachtet des Enthusiasmus, mit welchem Förster sie gegen diejenigen
in Schutz nimmt, die sich irgend einen harten Ausdruck
gegen sie erlauben, kann ich nicht umhin, die Bewohner aller
Inseln dieses Meers nicht nur der Definition Fleurieu’s zufolge
für Wilde zu erklären, sondern sie insgesammt, vielleicht nur
mit sehr wenigen Ausnahmen, zu der Clafse von Menschen zu
rechnen, die noch eine Stufe niedriger als das Thier stehen.
Mit einem Worte, sie sind alle Cannihalen. Man nehme nur
diejenigen Insulaner, von denen es schon erwiesen ist, dafs sie
zu dieser Clafse gehören, zum Beyspiel die Neu-Zeeländer, die
grausamen Bewohner der Inseln Fidji, Navigateurs, der Mendoza,
Washington, der Salamons und Sandwich-Inseln, der Inseln der
Luisiade und der Neu-Caledonier: der gute Ruf der Freundschafts
Insulaner hat seit dem Vorfall mit Capitain Bligh und
dem Besuch von Dentrecasteaux ebenfalls sehr gelitten; und fast
läfst es sich schon mit einiger Gewifsheit behaupten, dafs sie in
diesen Stücken gleichen Geschmack mit ihren Nachbaren von
den Fidjis und den Isles des Navigateurs haben.
Bis jetzt sind die Societäts-Insulaner die einzigen, von allen
die man genauer kennt, welche noch nicht in diesen Verdacht
gekommen sind. Sie sind überhaupt die sanftesten, die unverdorbensten,
die’ menschlichsten von allen Bewohnern des grossen
Ozeans; mit einem Worte, sie sind diejenigen, die am meisten
den Enthusiasmus für Naturmenschen erregt haben. Aber auch
dort mordet mit der gräfslichsten Gleichgültigkeit eine Mutter
ihr eben gebörnes Kind, um nur weiter schwelgen zu dürfen,
und die zahlreichen Gesellschaften der A r re o y e s , die Förster
mit so vieler Beredsamkeit vertheidigt, bestehen sie nicht aus
Ausschweifenden, von denen jeder ein Vatermörder genannt
werden kann! Der Uebergang zum Cannibalismus ist leicht.
Es ist vielleicht nur’ die aufserordentliche Fruchtbarkeit ihrer
Inseln, die sie bis jetzt abgehalten hat, unter das Thier zu
sinken *).
So viel Ehre • es auch Cook und seinen Begleitern macht,
die Insulaner, die er besuchte, und die bey ihm in Verdacht
geriethen, Cannihalen zu seyn, vom Cannibalismus lossprechen
zu wollen: so haben doch spätere Reisen unwiderruflich bewiesen,
wie leicht man sich durch den Schein zu einem unrichtigen
Urtheile verleiten lafsen kann. Ich will nur folgendes Beyspiel
anführen, und unstreitig wird jede spätere Reise, und eine genauere
Bekanntschaft mit diesen Naturmenschen mehrere dergleichen
liefern. Cook fand in Neu-Calédonien die beste Aufnahme,
er hat die Neu-Caledonier nicht nur nicht im Verdacht
Cannihalen zu seyn , sondern er legt ihrem Charakter das
gröfste Lob bey. Er lobt sie so sehr, dafs er sie- allen Völkern
dieses Meers, die er besucht hätte, vorzieht,. und sie für viel
sanfter hält, als die Bewohner der Freundschafts-Inseln. Förster
schildert sie nicht weniger vortheilhaft. Dentrecasteaux
hingegen fand bey ihnen unverkennbare Spuren vom Cannibalismus,
und wehe dem Seefahrer, der das Unglück hat , sein
Schiff an den gefährlichen Küsten . dieser Insel zu verlieren !
Es war vielleicht unter’ diesen Barbaren, wo der unglückliche
La Perouse sein Grab fand, nachdem er kurz. vorher seinen
Gefährten, den ein ähnliches Schicksal traf, beweint hatte.
*) Aucli von den Bewohnern der Soeietäts-Inseln glaubt der ältere Förster,
dafs sie vor Zeiten Menschenfrefser gewesen sind.