w in o f f erhielt bald darauf das Portefeuille des Seeministeriums. Bey dieser
Veränderung erwachten meine Hofnungen von neuem: ich säumte nicht, mein
Memoire zu ordnen, und arbeitete es fast ganz um. Ein zweyjähriger Aufenthalt
in Rufsland hatte mir über manches mehr Licht gegeben; doch blieb das
Wesentliche ungeändert. Im Januar 180a übersandte ich es dem Admiral.
Anfangs war ich über das Schicksal defselben ungewifs, imMay Monate aber erhielt
ich zur Antwort, dafs mein Aufsatz seinen vollkommenen Beifall habe, und
er die erste Gelegenheit ergreifen werde, die in demselben enthaltenen Vorschläge
in Ausführung zu bringen. Er hatte die Schrift dem Grafen R om a n z o f f ,
jetzigem Reichskanzler, welcher dem Fürsten Gagarin im Commerz-Ministerium
gefolgt war, mitgetheilt. Auch dieser schenkte ihr seinen Beifall, und die darin
vorgeschlagenen Mafsregeln zur Beförderung unsers amerikanischen Handels
erregten seine lebhafteste Theilnahme. Und in der That ward es nur
durch einen solchen Eifer , wie der Graf Romanzoff und der Admiral
Mordwinoff hiebei bewiesen, möglich, 'dafs ein Unternehmen dieser Art
so bald zur Ausführung gebracht werden konnte, das schon wegen seiner
Neuheit grofsen Widerspruch und viele Hindernifse finden mufste. Besonders
halte ich es für Pflicht, Sr. Erlaucht des Grafen R om a n z o f f hier
zu gedenken, indem es hauptsächlich ihm zuzuschreiben ist, dafs, nachdem
die vorgeschlagene Reise beschlofsen war, sie nun auch wircklich ausgeführt
wurde; auch erhielt sich seine Theilnahme daran, vom Anfänge bis zur Vollendung
derselben, in einem gleich starken Grade. Bey unserer Rückkunft war E r
es, der bey Sn. K a is e r l ich en M a j e s t ä t die Belohnungen auswirkte, welche auf
eine, unserm gnädigen Monarchen immer eigene A r t , so grosmüthig a llen , die
an dieser Reise Theil genommen, ertheilt wurden #). Es sey mir erlaubt, in
meinem Namen sowohl, als in dem Namen aller meiner Untergebenen, ihm hier
meinen Dank dafür öffentlich abzustatten; so wie ich nicht mit minderm Danke
den gnädigen Befehl Sr . K a is e r l ich en M a je s t ä t erkenne, dafs. die Geschichte
dieser Reise auf Kosten des Allerhöchsten Cabinets gedruckt werden sollte.
* ) Alle Offiziere am Bord beyder Schiffe wurden um einen Grad im
Range erhöht. Die Capitains der N a r b sh d a und N ew a erhielten denWo-
lodimer Orden von der 3ten Classe, und eine lebenslängliche Pension von
3ooo Rbl. Die Lieutenants, und die ersten Aerzte, eine von 1000 Rbl.
Die Pension der übrigen Offiziere aber war im Verhältnifs ihrer Gagen.
Die Gelehrten der Expedition bekamen auf Lebenszeit jährlich 3oo Du-
- caten. Die Gemeinen erhielten, aufser einer jährlichen Pension von
So— 75 Rbl., die Erlaubnifs, wenn sie es für gut finden sollten, denDienst
zu yerlafsen.
Nachdem die Ausführung meines Plans von den beyden Ministern, dem Grafen
Romanzoff, und dem Admiral Mordwinoff beschlofsen war, wurde der Bericht
darüber Sr. K a is e r l ich en M a je s t ä t abgestattet, und Se in e M a je s t ä t
ersucht, mich nach St. Petersburg zu berufen. Diefs geschah im J u l i ,
wo mir bey meiner Ankunft der Admiral Mordwinoff sogleich anzeigte,
der K a is e r habe mich bestimmt, den von mir eingereichten Plan selbst
auszuführen *). Ich erstaunte nicht wenig, als ich diefs hörte; denn
in der That hatte ich die Hofnung beinahe ganz aufgegehen, dafs man zur
Ausführung meiner Ideen schreiten würde, und erwartete nicht, dafs man
mich dazu [wählen sollte. Auch war es für mich jetzt schwieriger geworden,
den Auftrag anzunehmen. Eine geliebte Gattin hatte mich erst seit
einigen Monaten zum glücklichsten Manne gemacht , und ich erwartete,
bald Vater zu werden. Die Erreichung aller andern Wünsche hätte mich
nicht glücklicher machen können. Meine Lage war unabhängig, und ich
stand eben im Begriffe , den Dienst ganz zu verlafsen, um eingezogen, im Ge-
nufse von ungestörtem häuslichen Glücke meine Tage zu verleben. Diesem
Glücke sollte ich entsagen! Meine Gefühle widerstrebten, als ich den Antrag, der
so ehrenvoll für mich war, annehmen sollte. Doch, der Minister erklärte mir,
man rechne darauf, dafs ich ihn nicht ablehne, und dafs , im Fall ich die Ausführung
der von mir vorgeschlagenen Reise nicht übernähme, mein Entwurf
unausgeführt bleiben würde. Ich war meinem Vaterlande ein Opfer schuldig,
und ich brachte es. Ich entschlofs mich zur Reise, und gofs dadurch Jahre
langen Kummer und Leiden über die Tage meiner unglücklichen Frau.
Tausendmal machte ich mir Vorwürfe hierüber. Konnte ich fühllos bleiben,
) Im Sommer dieses nämlichen Jahrs war auch ein in Hamburg etablirter
Engländer, Namens M' meister, nach St. Petersburg gekommen5, um seine
Dienste der amerikanischen Compagnie anzutragen. Er erbot sich, ein
Schiff mit Waaren für ihre Colonien nach Amerika zu führen; er verlangte,
da er auch Schiffsbaumeister war, dafs ihm der Bau von den Compagnie
Schiffen in Amerika, anvertraut- werden sollte; auch machte er den
Plan, auf der Kurilischen Insel U ru p ein Etablissement anzulegen, welches
er selbst mehrere Jahre zu dirigiren sich verbindlich machte , um dort
den Wallfischfang einzurichten: ein Project, das damals die amerikanische
Compagnie sehr beschäftigte. Nach langen Unterhandlungen mit den
Dnectoren der Compagnie kehrte er im Herbst unverrichteter Sache
nach Hamburg zurück. Es ist kein Zweifel, dafs dieser Engländer der
Compagnie sehr nützlich geworden wäre. Er schien ein unternehmender
ziTseyn61” geScili'cktei' Seeraatuli und ein Mann von guten Grundsätzen