Kinder und abgelebte Leute, welches, wie ich glaube,' nicht zu
wenig ist, da die Ehen sehr unfruchtbar sind, und ich sowohl
in Tayo-hoae als auch in Schegua keinen einzigen ganz abgelebten
Mann gesehen habe, so gäbe diefs für die totale Volksmenge
der ganzen Insel 17700, oder in runder Zahl 18000. Nun aber
schien mir Roberts Angabe der Bevölkerung von Tayo-hoae wenigstens
um ein drittel zu grofs zu seyn, denn ich sah hier, wo
800 Krieger, folglich 2400 Menschen wohnen sollten,- nie zu
gleicher Zeit über 800 bis 1000, unter denen wenigstens 3 bis
4oo Mädchen waren. Es war aber gewifs der gröfste Theil der
Einwohner am Ufer versammelt; denn da .europäische Schiffe, so
selten dahin kommen, und die Begierde nach Eisen so allgemein
und aufserordentlieh grofs ist: so läfst es sich wohl vermuthen,
dafs, Mütter mit ihren Kindern abgerechnet, von denen wir nur
die einzige Grofstochter des Königs gesehen haben, sich wenige
werden abhalten lafsen, ans Ufer zu kommen. Nehme ich daher
Roberts Schätzung auch nur um ein Drittheil zu grofs an,
und verringere die totale Volksmenge um so viel, so bleiben
nur 12000. Unstreitig ist diefs sehr wenig für eine Insel, die
über 60 Meilen im Umfange hat, besonders da das Klima gesund,
der Gebrauch von Kawa mäfsig, und das venerische Gift
noch nicht eingeführt ist. Auf der andern Seite müfsen aber
die beständigen Kriege, Menschenopfer, das Morden unter sich,
sobald Mangel an Lebensmitteln entsteht, die empörenden Ausschweifungen
des Frauenzimmers, das sich ihnen von seinem
achten und neunten Jahre an ergiebt, und der geringe Werth
ehelicher Verbindungen, die Bevölkerung aufserordentlieh schwächen.
Roberts versicherte mich, dafs eine Frau selten mehr als
zwey Kinder habe, sehr oft aber gar keins; man könnte folglich
im Durchschnitte nur ein Kind anf eine Ehe rechnen, welches
kaum der vierte Theil von dem ist, was man in Europa annimmt.
Ich beschliefse diese Nachrichten von den Sitten und Gebräuchen
dieser Insulaner, mit einigen allgemeinen Bemerkungen
über ihren Charakter. Und hier kann ich nicht umhin,
zu gestehen, dafs, wenn wir den Engländer und Franzosen hier
nicht angetroffen hätten, ich die Nukahiwer mit den vortheil-
haftesten Ideen von ihrem Charakter verlafsen haben würde.
In ihrem Umgänge mit uns zeigten sie immer die besten Gesinnungen,
und im Tauschhandel einen seltenen Grad von Ehrlichkeit;
denn sie gaben immer zuerst ihre ‘Cocosnüfse ab, ehe sie
die dafür erhandelten Stücke Eisen in Empfang nahmen. Zum
Holzhauen und Wafserfüllen zeigten sie sich jederzeit, bereit,
und in der. That war die Hülfe, die sie uns bey dieser
mühsamen Arbeit leisteten, nicht geringe. Das unter allen
Insulanern dieses Meers so allgemein verbreitete Laster des
Diebstahls, konnten wir nur höchst selten bey ihnen gewahr
werden. Immer schienen sie froh und vergnügt. In ihren Gesichtern
glaubte man mit den lebhaftesten Zügen ihre Gutmü-
thigkeit abgebildet, zu sehen. Mit einem Worte, während der
zehn Tage, die wir bey ihnen zugebracht haben, war es auch
nicht ein einzigesmal nöthig, eine scharf geladene Flinte auf sie
abzuschiefsen. Freylich könnte man ihr stilles ruhiges Betragen
der Furcht vor unserm Feuergewehr, und der Begierde belohnt,
zu werden, zuschreiben; wodurch wäre man aber wohl berechtigt,
zu Handlungen, die unsern Beifall verdienen, unedle Bewegungsgründe
zu suchen? und diese bey Menschen zu suchen,
welche die Europäer noch wenig kannten, und die folglich den