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1804. Entfernung ganz das Ansehen einer alten Stadt mit hohen Thürmen.
M a7' IJm 10 Uhr waren wir der Bay Home, die von Hergest. Comp-
troller’s Bay genannt ward, gegenüber. Hier liefs ich heylegen,
und zwey Böte aussetzen, die. ich mit dem Lieutenant Golo-
w a ts c h e ff und dem Steüermanne des Schiffs zum Sondiren ausschickte.
Gap Martin und die westliche Spitze von Comptrollers
Bay zeichnen sich beyde, besonders das erstere Cap, durch ihre
hervorragende und abgebrochene Gestalt sehr aus. Ein anderes,
nicht weniger auffallendes Kennzeichen der Comptrollers Bay ist
ein grofser schwarzer Felsen, eine halbe Meile westlich, von Cap
Martin. Obgleich diese Bay vor dem Winde ziemlich geschützt’
ist, so scheint das ganze doch nicht viel zu versprechen. Wir
sahen einige Insulaner am Strande herumlaufen, , es kam aber
kein Canot, ungeachtet der Wind schwach war, an Bord; diefs
gab uns eine geringe Idee: von ihrer Schiffahrt. Während unsers
Aufenthalts auf dieser Insel ward diese Meinung auch bestätigt.
Bis zu einer Entfernung von zwey Meilen vom Lande erreichten
unsere Sonden keine Tiefe. Dann fanden wir mit 5o Faden
einen Grund von feinem Sand, und diese Tiefe verringert sich
nur um i 5 Faden, denn selbst dicht an der Küste ist sie noch
35 Faden. Nachdem ich die Böte-abgefertigt hatte, steuerte ich
dem Lande parallel in einer Entfernung von, höchstens einer
Meile, ohne'indefs noch den Hafen, welchen Hergest Port Anna
Maria nannte, entdecken zu können; Die ganze Küste bildet
eine fast ununterbrochene Reihe einzelner senkrechter Felsen-
, mafsen, an die sich eine ganze Gebirgskette, welche sich tiefer
ins Land hinein erstreckt, anreihet. Diese schroffen kahlen
Felsen gewähren einen düstern Anblick, der nur einigermafsen
durch die schönen Cascaden aufgeheitert wird, welche in gerin-
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gen Zwischenräumen neben einander iliefsen, und sich längs 1804
den Felsen von einer Höhe, die sich wohl auf 1000 Fufs May
schätzen läfst, ins Meer stürzen. Auf der Spitze eines dieser
Berge sahen wir ein viereckigtes von Stein aufgeführtes Gebäude,
welches einem Thurme ähnlich war. Es war nicht hoch, ohne
Dach, und mit Bäumen umgeben. Ich hielt es für ein Moral
oder einen Begräbnifsplatz. Da ich indefs auf dem Morai, den
wir im Thale Tayo Hoae besuchten, kein ähnliches Gebäude gesehen*
habe, so halte ich es nun nicht unwahrscheinlich für eine
Art von Festung, wenn ich gleich hierüber bey nähern Erkundigungen
keine Nachricht weiter einziehen konnte. Dicht am
Ufer, auf Felsen von geringer Höhe, waren mehrere Insulaner
versammelt, welche wohl die Neugierde hieher gebracht hatte;
die meisten beschäftigten sieh mit angeln.
Um 11 Uhr sahen wir im Westen ein Canot auf uns zurudern.
Es hatte einen Balancier, und, wurde von acht Insulanern
gerudert. Eine weifse Flagge, die es aufgezogen hatte, fiel
uns sehr auf. Diefs europäische Friedenszeichen liefs uns .einen
Europäer im Canot vermuthen. Unsere Vermuthungen bestätigten
sich auch. Ein Engländer war darin, den wir dem ersten
Anblicke nach für einen Eingebornen der Insel halten mufsten;
denn sein Anzug war ganz der Landessitte gemäfs, und bestand
in nichts als einem Gürtel, den er um die Hüften trug. Er
zeigte mir Attestate von zwey Amerikanern, denen er während
ihres hiesigen Aufenthalts besonders bey Versorgung mit Holz
und Wasser behülflich gewesen war, worin ihm bescheinigt
wurde, dafs seine Aufführung gut sey. Er bot auch uns seine
Dienste an. Ich nahm sie gern an, denn es war mir angenehm
einen so guten Dollmetscher zu erhalten, mit defsen Hülfe ich
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