1804. zum Wafserfüllen abgeschiekt. Wir. landeten mit einer Beglef-
M ay. tllng von -jo Mann unter Gewehr. Unsere Gesellschaft war auch
über 20 Personen stark, und jeder bewafnet. Ueberdem betrug
die Mannschaft der beyden Barkafsen, wovon jede mit zwey
einpfündigen- Drehbafsen armirt war, auch 18 Mann unter Commando
zwéyer Lieutenants von beyden Schiffen. Wir konnten
also der ganzen Insel Trotz bieten, im Fall man etwas feindseliges
gegen uns im Sinne haben sollte. Bey unserm Landen
zeigte sich niemand am Ufer. Die ganze' Nacht hindurch hatten
wir an mehrern Orten Feuer gesehen, und am Morgen wai
niemand, wie vorher, mit Cocosnüfsen an Bord gekommen. Aus
allem diesen schlofsen wir, dafs die Gemüther nicht ganz ruhig
wären. Wir nahmen unsern Weg gerade nach dem Hause des
Königs, welches ungefähr eine englische Meile tief im Thale lag.
-Der Weg führte durch ein Gebüsch von Cocos, Brodtfrucht und
Mayo Bäumen. Das Gras hatte hier einen so üppigen Wuchs,
dafs es uns bis an die Knie reichte, und das Gehen sehr hinderte.
Endlich kamen wir auf einen Fufsteg, auf welchem
Merkmale eines Otaheitischen Gebrauchs waren, welcher nicht
für die Reinlichkeit der Nukahiwer sprach. Ein Hohlweg, durch
Regengüfse mit Fufs tiefem Wafser angefüllt, führte uns auf
einen mit der gröfsten Reinlichkeit unterhaltenen Weg. Hier
traten wir in eine romantisch schöne Gegend, und befanden uns
in einem grofsen Walde, welcher nur durch die im Hintergründe
liegende Gebirgskette begränzt zu seyn schien. Die meisten
Bäume dieses Waldes-waren gegen 70 und 80 Fufs hoch, und
bestanden gröfstentheils aus Cocos und Brodtfrucht Bäumen, welche
sich leicht durch die Früchte, mit denen alle beladen waren,
auszeichneten. Im Bette mehrerer sich schlängelnden und
einander durchkreuzenden Bäche, die mit einer starken Neigung
von den Bergen herunterflofs'en, und die Wohnungen im
Thale bewäfserten, sah man eine Menge grofser abgebrochener
Felsen, über welche sich das Wafser mit starkem Geräusche
wegstürzte, und dadurch die schönsten Cascaden bildete. In der
Nähe von den Wohngebäuden gaben grofse Anpflanzungen von
der Taro Wurzel und der Maulbeerstaude, welche in schöner
Ordnung mit zierlichen Umzäumungen von weifsen Stäben angelegt
waren * *), dem Ganzen das Ansehen, als ob sie einem
Volke zugehörten, bey welchem die Cultur schon ansehnliche
Fortschritte gemacht habe. Diese reitzenden Anlagen trugen viel
dazu bey, jene unangenehrrien Empfindungen auf einige Augenblicke
zu verscheuchen, die der Gedanke bey uns erregen mufste,
dafs wir uns in den Wohnungen von Cannibalen befänden,
welche an den grösten 'Lastern kleben, und die unnatürlichsten
Verbrechen begehen,, ohne dafs ihr Gefühl dadurch beleidigt
würde, oder die Stimme der Natur, die selbst wilden Thieren
verständlich ist, bey ihnen dadurch erwachte.
Der König begegnete uns einige hundert Schritte von seiner
Wohnung, wohin er uns, nach einem herzlichen Willkommen,
führte. Hier war die ganze Familie versammelt," und über unsern
Besuch sehr erfreut. Sie hatte auch Ursache dazu; denn
von einem jeden aus unserer Gesellschaft erhielt sie Geschenke.
Ueber einen kleinen Spiegel, den man der Königin geschenkt
hatte, bezeigte sie besonders eine unmäfsige Freude. Ich fragte
*) Der Baum, von defsen Holz diese Stäbe gemacht werden, keifst in
der Sprache von Nukahiwa: F a s ; das Holz ist ganz weifs und
sehr leicht.
*