180a. Klimate, die wir zu passiren hatten, von der gröfsten Wichtigkeit
--- warpnj schien mir keinesweges geeignet, den guten Erfolg dieser
Unternehmung zu versichern. Auf eine schriftliche Vorstellung,
in welcher ich die Nachtheile dieser Beschleunigung auseinander
setzte, wurde die Abreise bis zum nächsten Sommer verschoben.
Die Wahl des Capitains, der unter mir das andere Schiff
commandiren sollte, hatte man mir überlassen- Bey einer Reise
von so langer Dauer, und von so gemischter Bestimmung, wie
die unsrige, welche, obgleich von Militairpersonen ausgeführt und
zu einem wissenschaftlichen Zwecke bestimmt, doch vorzüglich
dem Handel dienen sollte; welche, aufser der blofsen Dienstpflicht,
eine vorzügliche Denkungsart und Verläugnung des persönlichen
Interesse verlangte, mufste ich meine Wahl auf einen
Mann fallen lassen, dessen Ergebenheit, Folgsamkeit und Uneigennützigkeit
sich durch alle Verhältnisse gleich blieben. Diesen
Mann glaubte ich im Capitain-Lieutenant Lisianskoy zu finden,
welcher mit mir während des letzten Revolutions Krieges auf
der englischen Flotte in America und in Ostindien gedient, und
als einen geschikten Seeofficier sich gezeigt hatte.
Da der glückliche Erfolg dieser Reise vorzüglich von der
Güte der Schiffe abhing, so war es nothwendig mit der gröfsten
Vorsicht bey ihrem Kauf zu Werke zu gehen. Capitain-Lieute-
nant Lisianskoy , und mit ihm der Schiffsbaumeister Rasumoff,
ein junger Mann von guten Kenntnissen, reiseten zu diesem Endzweck
im September nach Hamburg ab. Sie fanden aber daselbst
keine zu dieser Reise tauglichen Schiffe,, so fest man auch der
Meynung gewesen war, welche dort anzutreffen; und ohne
viel Zeit zu verlieren, reiseten sie sogleich nach London, dem 'einzigen
Orte, wo man mit Zuversicht auf den Kauf guter Schiffe
rechnen konnte. Auch dort machte die Vorsicht, keinen unüberlegten
Handel zu schliefsen , diese Sache nicht so ganz leicht,
und erst im Februar des i 8o3fen Jahres traf die Nachricht in St.
Petersburg ein, dafs zwey Schiffe, eines von 460 Tonnen drey
Jahre, alt, und ein anderes von 370 Tonnen i 5 Monate alt, für
17000 Pfund Sterling gekauft wären. Die Reparatur der beyden
Schiffe belief sich noch auf 5ooo Pf. Das erstere von diesen
Schiffen ward N a d e s h d a , oder die Hoffnung, das andere
N e w a , genannt.
Im Januar i 8o3 verliefs ich Reval, den gewöhnlichen Ort
meines Aufenthalts, und reifste nach St. Petersburg, um bey der
Ausrüstung und der Anschaffung der nothwendigsten Materialien
gegenwärtig zu seyn. Meine Frau begleitete mich; allein die Zurücklassung
meines unmündigen Sohnes wurde ihr ein bitterer
Vorschmack einer künftigen noch schmerzlichem Trennung. Ich
war nicht lange in der Hauptstadt, als meinem Reiseplan ein
ganz neues Project hinzugefügt wurde: eine-Gesandtschaft nach
Japan. Schon unter Gathrine II im Jahr 1792 war eine solche
Gesandtschaft versucht worden, welche von dem japanischen
Kaiser wider Erwarten gut aufgenommen wurde, und die schriftliche
Erlaubnifs zurückbrachte, dafs jährlich ein russisches Schiff
zum Handel nach Nangasaky kommen könnte, jedoch nur nach
Nangasaky, und unbewafnet, woferne es nicht als feindselig angesehen
werden sollte; dieses unvollkommene Resultat schrieb
man einigen Fehlern und hauptsächlich dem wenigen Pomp zu,
mit welchem die Ambassade ausgeführt worden war. Der Brief
an den Kaiser von Japan war nicht von der Kaiserin selbst,
sondern von dem Statthalter in Sibérien geschrieben worden,
welches dem stolzen Monarchen von Japan sehr verdrossen hatte.
l8 o a .
l808.
Januar.