der mich Gefühle von Erkenntlichkeit und von Wohlwollen bey
ihm hätte voraussetzen lafsen*). Von einem solchen Wilden
läfst sich’s wahrlich nicht erwarten, dafs er beständig eine
Menge Menschen ohne irgend eine Schadloshaltung ernähren
sollte, und diese Schadloshaltung kann ihm doch wohl, bey
Menschen, welche kein Eigenthum besitzen, nur durch den Verlust
eines Theils ihrer natürlichen Freyheit und Unabhängigkeit
gewähret werden. Diefs ist ja auch der gewöhnliche Gang aller
politischen Verhältnifse. Der Weg zum Despotismus wird all-
mählig gebahnt, und nach Verlauf von wenig Jahren ist der
König von Nukahiwa, welcher jetzt nur der reichste Bürger
dieser wilden Republik ist, und der nicht die geringste Macht
über den ärmsten Bewohner seines Thals hat, seine Tischge-
nofsen allenfalls ausgenommen, vielleicht eben so sehr Despot,
als der König von Owaihi. Das weibliche Geschlecht darf nie
Theil an den Mahlzeiten nehmen, die in diesen Klubbs gehalten
werden, so wie überhaupt, das Haus selbst für sie T ah bu ist;
doch schliefst diefs • die Weiber nicht von dem Vorrechte aus,
mit den Mannspersonen zusammen zu essen, sobald es’ nur bey
ihnen zu. Hause geschieht, und eben so ist es ihnen auch
nicht verboten, Schweinefleisch zu efsen; nur erhalten sie gelten
*) Obgleich ich den König bey jedem Besuche mit Geschenken überhäufte,
die zwar an sich von geringem Werthe, für einen Nukahiwer aber
wichtig waren: so brachte er mir auch nicht ein einzigesmal nur eine
Cocosnufs zum Gegengeschenk; und als er nach dem'Mifsverständnifse,
welches beynahe einen Aufruhr veranlafst hätte, und dessen ich im
siebenten Capitel erwähnt habe, an Bord kam, und zum Zeichen
des Friedens'mir eine Pfefferpflanze brachte, so schien ihn auch dieses
Geschenk zu gereuen; denn ehe eine halbe Stunde verging, bat
er mich, sie ihm, wenn ich keinen Gebrauch davon machte, zurück
zu geben.
etwas *). Roberts versicherte mich, dafs er der einzige wäre,
■ welcher seiner Frau diese Leckerbifsen nicht vorenthielte.
Zehn bis fünfzehn Schritte von ihren Wohnhäusern sind
mehrere Löcher gegraben, die mit Steinen ausgelegt und mit
Zweigen und Blättern bedeckt sind, in welchen sie ihren Vorrath
von Lebensmitteln aufbewahren; diese bestehen vorzüglich
aus gebackenen Fischen und Sauerpudding, das heifst, einem
Teige, der aus Tarowurzel und Brodfrucht gemacht wird, welche,
sich in diesen Kellern mehrere Monate 1 erhalten. Ihre Kochkunst
ist übrigens sehr einfach. Aufser Schweinen, die sie nach
dem Berichte der Engländer auf otaheitische Art zubereiten, ist
ihre Hauptspeise der eben genannte Sauerpudding, welcher nicht
unschmackhaft ist, und mit einer sehr süfsen Aepfeltorte verglichen
werden kann. ' Sie : efsen ferner Yam, Taro, Bananen
und Zuckerrohr. Ihre Gerichte braten sie auf Bananen Blättern,
die ihnen auch zu Schüfseln dienen. Fische efsen sie ganz roh
in Salzwäfser eingetäucht. Ihre Art zu efsen ist höchst unappetitlich.
- Sie greifen mit den Fingern in den Sauerpudding, Und
führen ihn mit vieler Gierigkeit, nach dem Munde, wenigstens
habe ich den König seine .Mahlzeit auf diese Art halten sehen,
und von ihm läfst sich wohl auf die übrigen schhefsen. Doch
mufs ich auch zu seiner Rechtfertigung sagen, dafs er sogleich
nach der Mahlzeit, sich die Hände wusch. 1
Ihre Arbeitswerkzeuge sjrid höchst einfach; sie bestehen aus
einem scharf zugespitzten .Steine, um Löcher zu bohren, und
einem Beile, welches aus einem schwarzen platten Steine gemacht
*) Fast auf allen Inseln in diesem Meere ist sowohl das eine als das andere
dem Frauenzimmer verboten.