Jungen oder Moufsen aufmerksam zu machen, und sie anzuweisen, sobald sie ein
aufkeimendes Talent entdeckten, es sogleich zu empfehlen, um es in diesem
Corps ausbilden zu lafsen. Auf diese Art möchten leicht die nützlichsten Männer
für ihr Vaterland erzögen werden. Ein Cook, ein Bougainyille, ein Nelson
würden nie das geworden seyn, was sie ihrem Vaterlande wurden, hätte man
blofs auf ihre Geburt Rücksicht genommen. Ich machte dann'eine-kurze Schilderung
des rufsischen Pelzhandels, stellte alle Hindernifse vor, welche die unternehmenden
Menschen, die ihn treiben, und die dabey von keiner Gefahr
zurückgeschreckt werden, zu überwinden hätten; und zeigte, was für grofse
Vortheile für Rufsland daraus entstehen müfsten, wenn dieser Handel nur eini-
germafsen von der Regierung unterstützt würde. Zu diesem Endzwecke schlug
ich v o r , man solle zwey Schiffe mit allem zum Schiffbau und zur Ausrüstung
von Schiffen gehörigen Materialien beladen, von Cronstädt aus, nach den
Aleutischen Inseln und nach Amerika, senden, iind diese Schiffe mit geschickten
Schiffsbaumeistern, Handwerkern aller Art, und einem Navigationslehrer,
so wie mit Seecharten, Büchern, nautischen und astronomischen Instrumenten
versehen. Kurz man sollte jene Kaufleute in den Stand setzen, in ihren Colo-
nien gute Schiffe zu bauen, deren Führung sie geschickten Männern anvertrauen
könnten *).. Auf diesen dort zu erbauenden Schiffen sollten sie ihre Pelzwaaren
hinfort nach Canton versenden, ohne indefs den Handel mit den Chinesen über
*) Die Schwierigkeiten, Schiffe in Amerika, auf den Inseln , oder in Ochotsk
zu bauen, sind jedoch zu grofs, wie ich durch spätere Erfahrung belehrt
bin , selbst wenn man alle dazu erforderliche Materialien direct auf Schiffen
aus Rufsland dahin führte, als dafs ich es nicht für zweckmäfsiger
halten sollte, kleine Schiffe zum Behuf des Handels in den dortigen Ge-
wäfsern unmittelbar aus den Häfen der Ostsee dahin zu senden; Die
' Fracht der in diesen Schiffen zu verladenden Waaren würde die Kosten
der Schiffe und ihrer Ausrüstung reichlich vergüten. Diese Expeditionen
würden zugleich den grofsen Vortheil gewähren, dafs die sich auf dieser
langen Seereise bildenden Seeleute, dort, wo es so sehr an guten Matrosen
fehlt, da nur unwifsende Promüschleniks oder Pelzjäger fahren, für die
Sicherheit der Compagnie Schiffe von vorzüglichem Nutzen seyn würden.
Ueberhaupt sehe ich eine ununterbrochene Comunication zwischen den
europäischen Häfen Rufslands, und den amerikanischen Colonien der Compagnie,
so wie auch besonders den Handel nach Canton, als das einzige
Mittel an, den Handel der Rufsisch-Amerikanischen Compagnie in Flor
zu bringen, wenn die Regierung es für nothwendig achten sollte, die Etablissements
an der Nordwest Küste von Amerika zu erhalten, und das System
eines Activ Handels überhaupt aufrecht erhalten werden soll. Jeder
tinteraehmung von Seiten der amerikanischen Compagnie müfste jedoch
nothwendig eine neue Organisation dieser Gesellschaft vorausgehen.
E I N L E I T U N G. XVII
Kiachta ganz abzubrechen. Das Geld, was aus dem Verkaufe der Rauchwaare
-in Canton gelöset würde, sollte angewandt werden, chinesische Waaren zu kaufen
, welche auf Schiffen, die aus der Ostsee nach Canton blos zu diesem Behuf
ausgerüstet wären, oder auch auf den nämlichen aus den Colonien nach
Canton mit Rauchwaare gekommenen Schiffen, nach Rufsland verführt werden
könnten. Auf ihrer Rückreise möchten diese Schiffe, im Fall einer nicht vo llständigen
Ladung, entweder in Manilla oder Batavia, oder an der Küste Indiens
einlaufen, um daselbst noch Waaren zu laden, dié in Rufsland einen sichern und
gewinnvollen Absatz finden. Auf diese Weise würde man nicht mehr nöthig
haben, jährlich grofse Summen an England, Schweden und Dännemark, für
ostindische und chinesische Waaren zu bezahlen, und sogar bald im Stande seyn,
das nördliche Deutschland mit diesen Waaren zu einem wohlfeilem Preise
zu versehen, als Engländer, Dänen oder Schweden es thun können, da ihre
Ausrüstungen viel kostbarer, als dicv Rufsischen sind, und sie gröfstentheils
nur mit baarem Gelde diesen Handel treiben können. Es könnte nicht fehlen,
dafs die Rufsisch-Amerikanische Compagnie mit der Zeit so wichtig werden
müfste , dafs die kleinern ostindischen Compagnien in Europa, Concurrenz mit
ihr zu halten nicht im Stande seyn würden. Diefs war ungefähr der Inhalt
meines Memoirs.
Kaum war ich in Rufsland angekommen, als ich es auch sogleich dem Präsidenten
des Commerz-Collegiums, Herrn v o n S o im o n o f f , persönlich übergeben
wollte; Die Erlaubnifs nach St. Petersburg zu kommen, konnte mir jedoch
nicht.gestattet werden. Unterdefs erhielt Herr von Soimonoff, der einsichtsvollste
Commerz-Minister, den Rufsland bis dahin gehabt hatte, seinen Abschied, und
den Pursten G a g a r in zum Nachfolger. Demungeachtet war ich Willens, dem
Herrn von Soimonoff das Memoire zu übergeben, überzeugt, dafs wenn seine
Ideen mit den meinigen übereinstimmten, er wohl noch .Credit genug besitzen
wurde, meinen Vorschlag zur Ausführung zu unterstützen. Er verliefs aber
St. Petersburg, und starb bald darauf in Moskau. Der Graf Kuscheleff war zu
dieser Zeit Seeminister; ich entschlofs mich, ihm mein Memoire zu übergeben;
da ich ihm aber nicht persönlich vorgestellt werden konnte, so liefs ich ihm
einen kurzen Auszug davon zustellen. Allein die Antwort, die er mir geben
liefs, benahm mir jede Hofnung, dafs mein Entwurf ausgeführt werden möchte.
Meine Bemühungen, Privatleute für eine solche Spekulation zu intèrefsiren , waren
gleichfalls fruchtlos. Vielleicht wären sie es nicht gewesen, wenn ich die
Erlaubnifs hätte bekommen können, .einige Zeit in St. Petersburg zuzubringen.
Endlich gelangte der jetzt regierende K a is e r zum Thron. Der Admiral M o rd -
E R S T E R T H E I Ir.