Z W Ö L F T E S C A P I T E L .
A u f e n t h a l t i n J a p a n .
Aufnahme der Rufsen in Nangasaky — Fehlgeschlagene Erwartungen —
Mißtrauische Mfifsregeln der japanischen Regierung — Der Gesandte
verlädst das Schiff — Beschreibung von Megasakv dem Wohnorte des
Gesandten — Die N ad e sh d a wird nach dem innern Hafen von Nangasaky
geführt — Absegeln einer chinesischen Flotte — Absegeln
zweyer holländischen Schiffe — Einige Nachrichten über den chinesischen’
Handel nach Japan — Beobachtung einer Mondfinsternifs — Bemerkungen
über die astronomischen Kenntnifse .der Japaner— Mißlungener
Versuch eines aus Rufsland mitgebrachten Japaners sich das Leben
zu nehmen — Muthmafsliche Beweggründe zu dieser That _— Ankunft
eines aus Jeddo abgeschickten Dami o oder Vornehmen —- Audienz
des Gesandten bey diesem Bevollmächtigten — Gänzliche Beendigung
aller diplomatischen Geschäfte — Erlaubnifs nach Kamtschatka
zurückz^jkehren — Die N a d e sh d a verlädst Nangasaky.
1804. D ie beleidigende Vorsicht,, mit welcher Fremde in Japan
Oktober, gehandelt werden, ist hinlänglich bekannt. Obgleich wir nicht
hoffen durften, dafs man uns viel günstiger, als andere Völker
aufnehmen würde: so glaubten wir doch gewifs, da wir einen
Gesandten am Bord hatten, den der Monarch einer mächtigen
Nation, Nachbarin dieses in seiner Politik so ängstlichen Volks,
blofs mitFreundschafts-Versicherungen abschickte, nicht nur keine
ganz ungünstige Aufnahme zu finden; sondern --wir erwarteten,
dafs uns manche Freiheiten würden zugestanden werden, die uns
unsern dortigen Aufenthalt einigermafsen erleichtern, und für die
lange Unthätigkeit, (da-wir wenigstens 6 Monate hier zubringen 1804. ,
mufsten) durch die Gelegenheit entschädigen würde, Nachrichten Oktober,
über dieses so wenig bekannte Land zu sammeln, von welchem
die einzigen Europäer, die dieses zu thun im Stande sind, es sich
seit 200 Jahren zum Gesetz gemacht habend nicht das geringste
der Welt mitzutheilen. In einem Zeiträume von hundert Jahren,
haben zwey Reisende ihre Bemerkungen über Japan durch den
Druck bekannt gemacht; und obgleich sich beyde verhältnifsmäfsig
nur eine kurze Zeit in diesem Lande aufhielten, so sind ihre
Nachrichten unstreitig wichtig, da sie seit der Periode der Ausrottung
der christlichen Religion in Japan, mit welcher die Nachrichten
der Jesuiten aufhören, die einzigen sind. Beyde aber
waren nicht Holländer. Dieser Nation verdankt also Europa,
was die Kenntnifs des japanischen Reichs betrift, nichts. Ist es
Furcht, dafs die Japaner eine solche' Freiheit scharf ahnden
würden?1 Ist 'es Indolenz oder Politik? Nur der erste Grund
könnte-Sie entschuldigen, wenn man wüfste, dafs die Japaner die
Schriften von Kaempfer und T h u n b e rg , weiche die holländischen
Dollmetscher, die Spione der japanischen Regierung, sehr
gut kennen, gemifsbilligt, und den Holländern ausdrücklich verboten
hätten, über ihr Land zu schreiben. Diefs ist aber nicht
der Fall. Man hat nicht einmal eine erträgliche Bestimmung
der Lage von Firando und Nangasaky von ihnen erhalten.
Kaempfers Copie von einem schlechten japanischen Plan ist der
einzige, den man kennt. Eben so wenig hat man von ihnen
die Lage der Inseln in der Nähe von Nangasaky', geschweige
denn von denen zwischen Nangasaky und Formosa erfahren,
einer Gegend, die jährlich von zwey Schiffen zweymal befahren
wird. Unmöglich würden ihnen die Japaner die (Bekanntmachung