1B04. Zahl wird gefangen, so hören auch von dem Augenblicke an,
la f - alle Gewalttätigkeiten wieder auf, und das Meer ist wie vorhin
Tahbu. -Gelingt es ihnen aber nicht zur See, so steigen sie ans
Land, lauren unter den Felsen, wo die Insulaner oft des Morgens
hinkommen, um Fische zu angeln, und es währt gleichfalls nicht
lange, dafs sie die Opfer, die den Geist des Hohenpriesters mit
der Gottheit versöhnen sollen, morden. Diese werden indefs
nicht verzehrt, sondern an einen Baum aiifgehenkt, an welchem
man sie so lange hängen läfst, bis das Fleisch von den Knochen
abfällt. Werden diese Opfer den ersten Tag nicht gefangen,
so verbreitet sich sogleich das Gerücht davon, das Vergeltungsrecht
wird ausgeübt, und der Krieg allgemein. Doch
dauern diese Zwischenkriege, der geringen nöthigen Anzahl von
Erschlagenen wegen, nie lange. Man erwartete während unsers
Aufenthalts in Tayo-hoae jeden Augenblick eine ähnliche Scene,
indem der Hohepriester sehr schwer krank lag, und man befürchtete,
dafs er nicht genesen würde.
Da es Priester unter ihnen giebt, so mufs man auch eine
Religion voraussetzen; was kann aber wohl die Religion eines
Nukahiwers seyn ? Von ihrem moralischen Charakter läfst sich
leicht auf ihre Religion schliefsen. Auf keinen Fall hat diese
etwas dazu beygetragen, sie befser zu machen. Sie dient wahrscheinlich
nur zum Vorwände, einigen wenigen ein bequemes und
gefahrloses Leben zu sichern *), welche , durch einige Absurditäten,
die oft in Abscheulichkeiten ausarten, Mittel finden> bey den
übrigen als eine nothwendige und heilige Clafse von Menschen
angesehen zu werden. Ein dunkler Begriff von einem höhern
*) Die Personen der Priester sind Tahbu.
Wesen, welches sie Etu a nennen, findet indefs bey ihnen statt,
doch haben sie der Etuas mehrere. Der Geist eines Priesters , eines
Königs, oder irgend einer Person aus seiner Verwandschaft ist
ein- Etua. Auch sehen sie alle Europäer für Etuas an. Denn
da ihre Begriffe sich nicht weiter als der Horizont, der ihren
Gesichtskreis begränzt, erstreckt, so sind sie fest überzeugt, dafs
die europäischen Schiffe aus den Wolken kommen. Den Donner
erklären sie sich dadurch, dafs sie glauben, die europäischen
Schiffe, die nach ihrer Idee leicht in den Wolken schweben,
kanonirten daselbst, und sie haben daher eine ausnehmende
Furcht vor grobem Geschütze *).
Das einzige Gute,; was ihre Religion hier bewirkt hat, ist das
Tahbu, welches unstreitig einen religiösen Ursprung hat; denn
da niemand, selbst der König nicht, das geringste Tahbu zu
brechen vermag, so beweist diefs wohl, dafs irgend ein ihnen
fremdes Gefühl ihnen Ehrfurcht vor diesem Worte einflöfst. Ein
allgemeines Tahbu können nur die Priester auflegen. Es hat
aber auch ein jedes Individuum das Recht, über sein Eigenthum
ein Tahbu auszusprechen, und zwar geschieht das auf folgende
Art. Will jemand zum Beyspiel einen Brodfrucht- oder Cocos-
Baum, oder sein Haus, oder eine Pflanzling vor Raub oder Zerstörung
schützen, so erklärt er, dafs der Geist seines Vaters
oder des Königs, oder irgend einer andern Person in diesem
Baume ruhe, und dann führt der Baum oder das Haus diesen
“j Es traf sieb, <lafs der Bruder des Königs am Bord w a r , als eine Kanone
abgefeuert wurde. Sogleich warf er sieb zu Boden, umklammerte
den Engländer Roberts, der neben ibm stand, Todesangst war auf seinem
Gesiebt abgemalt, und mit zitternder Stimme wiederholte er
mehreinal: M a t t e , M a t te .