Reisen wurde also verfehlt. Die Kaiserin A nna befahl darauf, eine ähnliche
Reise zu veranstalten, und diese ward durch die Entdeckung der Aleutischen
Inseln und der Küste von Amerika für den künftigen Handel Rufslands wichtig,
wenn man gleich gröfsere Resultate von ihr hätte erwarten können, da die Zurüstungen
zu derselben beynahe 9 Jahre dauerten!, und ungeheure Kosten verursachten;
nicht gerechnet, dafs durch den Transport der Materialien zur Erbauung
der Schiffe nach Ochotzk, ganze Sibirische Völkerschaften zu Grunde
gerichtet wurden. Behring ward wiederum zum Chef dieser JEntdeckungs Reise
ernannt, und Tschirikoff commandirte das zweyte Schiff. Im Jahre 1741 traten
diese beyden Seefahrer ihre Reise an. S t e l l e r begleitete Behring als Naturforscher,
und D e l is J e de la C r o y e r e ging als Astronom mit Tschirikoff. Der
letzte entdeckte die Küste von Amerika in 56 Grad derBreite; Behring, der in einem
Sturme von seinem Gefährten getrennt ward, sah sie in 58.° 28' der Breite *).
Auf seiner Rückreise nach Kamtschatka ward Behrings Schiff nach einer Insel,
die jetzt seinen Namen führt, verschlagen, auf der er bald, darauf starb **).
In den Jahren 1738 und 1739 segelten die Lieutenants Spangberg, Walton
und Schelting nach den Kurilischen Inseln und nach Japan. Ein Sturm trennte
sie auf ihrer zweyten Reise im. Jahre 1739. Sie berührten die östliche Küste
von Japan an verschiedenen Orten. Spangberg mit Schelting in 38.° 4 *f und
38.° a5' der Breite; Walton in 38.® 17', er verfolgte die Küste bis 33 ° 48' ***),
Die Kurilen untersuchte Spangberg bis~ Jefso oder Matmay, und gab bey seiner
Rückkunft eine Charte von ihnen heraus, welche 22 Inseln enthält, von denen
man,> wegen ihrer unrichtigen Verzeichnung, jetzt nur wenige mehr erkennt.
Im Jahre 1741 und 1742' segelten Spangberg und Schelting wieder ab, um zu untersuchen,
ob Japan mit Kamtschatka unter einem Meridiane liege; denn man zweifelte,
ob Spangberg und Waltpn wirklich Japan gesehen, und glaubte überzeugt zu seyn,
dafs sie die Küste von Corea für die von Japan gehalten hätten. Diese zweyte
Reise hatte aber keinen Erfolg; denn Spangberg’s Schiff ward le ck , und er
kehrte sogleich zurück. Sein Begleiter Schelting untersuchte indefs die Mündung
des Amur. Der späterhin richtig befundene Unterschied der Länge zwischen
Kamtschatka und Japan, den Spangberg und Walton bestimmt hatten, bewiefs,
dafs sie wirklich auf ihrer ersten Reise die Küsten von Japan erreicht hatten«
*) Müller’ s Sammlung Rufsischer Geschichte, dritter Band S. 198.
ich erwähne hier nicht der Reisen, welche, wenn sie gleich mit zu dem
Plane dieser Expedition gehörten, doch in keiner directen V erbindung mit.
den Entdeckungs-Reisen im grofsen nördlichen Weltmeere standen.
***) Müllers Sammlung Rufsischer Geschichte dritter Band S. 163— 176.
E I N L E I T TJ N G.‘ IX
Seit Spangbergs Zeit bis, zur Absendung des Japaners Kodojü, welchen der jüngere
Laxmann im Jahre 179a auf Befehl der Kaiserin C a th a r in e in sein Vaterland
zurückführte, sind die Kurilischen Inseln und die Insel Jefso von mehrern
rufsischen Handelsleuten besucht werden, ohne dafs indefs irgend ein reeller
Gewinn für die W ifsen s ch a f ten o d e r auch nur für den Handel daraus
erwachsen wäre.
Im Jahre 1743 und 1744 wurden die Küsten von Ochotsk bis Kamtschatka
von dem Lieutenant Chmiteffskoy untersucht*).
Im Jahre 1764 wurde von Ochotzk der Lieutenant Synd von der Flotte,
auf Befehl der Kaiserin C a th a r in e , auf eine Entdeckungsreise zwischen Asien
und Amerika ausgeschickt. Im Jahre. 1768 kehrte er zurück. Auf dieser Reise
entdeckte er die Insel des heiligen Matwei **), und die grofe Insel St. Laurent,
welche Cook Clerkes Insel genannt hat ***).
Im Jahre 1768 segelten der Capitain K r e n i t z in und der Lieutenant L e -
w a s c h e f f von Nischney Kamtschatsk, um die Aleutische Inselkette genauer zu
untersuchen, und ihre Lage astronomisch zu bestimmen. Beyde Befehlshaber
führten in den Jahren 1768 und 1769 diesen Auftrag mit vieler Sorgfalt aus. Krenitzin
hatte das Unglück, bey seiner Rückkunft in Kamtschatka zu ertrinken.
Man veranstaltete 1785 eine heue Expedition, und übergab das Commando
derselben dem Engländer B i l l in g s . Von dieser Reise, welche im Jahre 1796
geendigt ward, sijid neulich zwey Beschreibungen im Druck erschienen, wovon
die frühere in englischer Sprache den Secretair des Capitains Billings, Sauer,-
die andere in rufsischer Sprache „den-jetzigen Vice- Admiral S a r y t s c h e f f zum
Verfafser hat. Die letztere enthält das “eigentlich Wesentliche, und das sehr
wichtige nautische Detail der Expedition. Da die Beschreibungen dieser Seefahrt
*) Einleitung zu S^rytscheffs Reise.
B P as von Cook genannte C ap U p r ig h t . in 60.° 17' der Breite und 187.01
do Ust, gehört wahrscheinlich zur Insel Matwei, welche Cook G o r e Is-
i a n d nannte.
***) Auf einer in Coxe’s bekanntem Werke, über die Entdeckungen der Rufsen,
betmdlichen Charte von Synd’s Reise, ist zwischen dem 6i und 64steuGrade,
genau im Süden der Behrings Strafse, eine Gruppe von Inseln verzeichnet,
welche Synd entdeckt haben soll, defsen Curs auch zwischen den
Inseln angezeigt-ist» Die Fahrten von Cook und Sarytscheff in diesen Gegenden
beweisen, dafs diesi Gruppe nicht existiren kann, und dafs sie mit
den Inseln St. Macarius, St. Stephan, St. Theodore und St. Abraham, die
man schon langst von den Charten weggelafsen hat, wohl einerlev Ursprungs
seyn mufse. Wahrscheinlich sind diese Inseln, die Insel St. Lau-
rent selbst, welche Synd für mehrere. Inseln hielt. ^
E R S T E R T H E I L .