1804. mehr Zurückhaltung hey ihnen r als hey den übrigen gewahr
May. werden.
Ein wesentliches Mitglied der königlichen Familie ist der
sogenannte Feueranmacher. Sein Dienst besteht zwar zum Theil
darin, immer um die Person des Königs zu seyn, und seine Befehle
zu vollführen, das Geschäft aber, wozu ihn sein Herr vorzüglich
braucht, ist von der Art, dafs es einen Nukahiwer Souverain
vollkommen characterisirt. Entfernt sich dieser nämlich
vpn seinem Hause auf längere Zeit, als auf einige Stunden, so
darf der Feueranmacher ihn nicht mehr begleiten, sondern er
mufs seine Person bey der Königin in aller Rücksicht vorstellen.
Sie findet in ihm ihren zweyten Gemahl während der Abwesenheit
des ersten. Er ist der Bewacher ihrer Tugend;?sein Lohn, der
Genufs defsen, was er bewacht. Die Könige von Nukahiwa haben
wahrscheinlich den Glauben, dafs es befser sey, mit Einem zu thei-
len, was sie sonst mit mehrern gewifs theilen müfsten. Vielleicht
aber auch ist der Dienst der Feueranmacher nur Nukahiwisch-
königlicher Luxus. — Diesen wichtigen Posten bey der Königin
in Tayo-Hoae bekleidete der herkulische Mau-ha-u. Er verdiente
aber wohl das Zutrauen des Königs nicht; denn er schien
ein schlechter Wächter der Sittsamkeit. seiner Frau zu seyn.
Es läfst sich wohl denken, dafs ein Volk, welches im Ge-
nufse von Menschenfleisch hohes Vergnügen findet, dieser Lecker-
bifsen .wegen oft Krieg mit seinen Nachbaren führen wird, obgleich
auch andere Ursachen hiezu Veranlafsung geben können.
Seine Art, Krieg zu führen, entspricht auch ganz der Aehnlich-
keit, die der Charakter der Nukahiwer mit dem Instinkte von
reifsenden Thieren hat. Nur selten kommen grofse Partheyen
mit einander ins Gemenge; die gewöhnlichste Art, einander zu
bekriegen, besteht in einem beständigen Auflauern und im heimlichen
Morden, wobey' die Beute auf der Stelle verzehrt wird.
Wer in diesen Künsten und Kriegslisten die gröfste Geschicklichkeit
zeigt; wer am längsten auf dem Bauche liegen kann,
ohne die geringste Bewegung zu machen; wer am leisesten Othem
schöpfen, am hurtigsten laufen, am geschicktesten von einer
Felsenspitze zur andern springen kann: der erlangt nicht weniger
Ruhm unter seinen Kameraden,, als der tapfere und starke
Mau-ha~u. In allen diesen Fertigkeiten zeichnete sich vorzüglich
unser Franzose aus, der uns seitdem oft mit seinen Kriegskünsten
unterhalten hat. Er wufste uns viele herzuerzählen,
die er in dieser Art Krieg zu führen erschlagen hatte, und
konnte ein genaues Detail von allen den Umständen, die sich
dabey ereignet hatten, geben. Doch versicherte er, und selbst
sein Feind Roberts liefs ihm diese Gerechtigkeit wiederfahren,
dafs er nie' Menschenfleisch gegefsen, sondern die Erschlagenen
immer gegen Schweine vertauscht habe.
Die Bewohner der benachbarten THäler sind es, mit welchen
die von Tayo-Hoae einen fast beständigen Krieg führen, als
Home, Schegua, Hotty-scheva; ,so wie sie auch noch die Einwohner
eines Thals, das tiefer im Lande liegt, bekriegen. Die
Krieger von Home, deren Zahl über 1000 seyn soll, haben einen
ihnen eigenen Namen. Sie heifsen T a i-p ih s , welches so viel
als die Truppen des grofsen Meers bedeutet. Mit diesen Tai-
pihs führen die Bewohner von Tayo-hoae keinen Krieg zur See,
sondern nur zu Lande. Die Ursache davon ist sonderbar, und
verdient deshalb Erwähnung, weil sie zeigt, dafs ungeachtet des
geringen Ansehens, in welchem ähre Könige stehen, dennoch in
manchen Fällen eine aufserordentliche Achtung den Personen,
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1804.
Ma y.