1804s hoffen konnte, mir einige genauere Nachrichten von diesen fast
MaX- ganz unbekannten Inseln zu verschaffen. Bey dem kurzen Aufenthalte,
den ich hier zu machen mir vornahm, wäre es uns
fast unmöglich gewesen, etwas bestimmtes über die Sitten und
Gebräuche der hiesigen Einwohner zu erfahren. Fast alles
hätte sich ohne Kenntnifs ihrer Sprache auf Muthmafsungen
gründen müfsen, welche denn doch gewöhnlich leicht irre führen.
Dieser Engländer, welcher Roberts hiefs, erzählte uns, dafs er
sich seit sieben Jahren hier aufhalte, nachdem er zwey. Jahre
früher auf der Insel Santa Christina gelebt hatte. Auf diese Insel
sey er von den Matrosen eines englischen Kauffarthey - Schiffs
ausgesetzt worden, welche gegen ihren Capitain revoltirt hatten,
und Roberts nicht bewegen konnten, zu ihrer Parthey überzugehen.
In Nukahiwa habe'er kürzlich eine Verwandtin des Königs
geheyrathet, und stünde daher hier im gröfsten Ansehen.
Sehr leicht würde es ihm folglich seyn, uns nützliche Dienste zu
erweisen. Zugleich warnte er uns vor einem Franzosen, der
von einem englischen Kauffarthey-Schiffe desertirt, und sich hier
gleichfalls seit einigen Jahren niedergelafsen habe. Er beschrieb
diesen Franzosen als seinen Todtfeind, welcher alles anwendete,
um ihn bey dem Könige und den Insulanern anzuschwärzen.
Schon oft, fügte er hinzu, habe er ihm nach dem Leben getrachtet.
Auch hier äufserte sich der angeborne Hafs zwischen
Engländern und Franzosen. Nicht genug, dafs die Ruhe des
ganzen gesitteten Theils der. Welt durch sie gestört wird, auch
die Bewohner der kaum entdeckten Inseln dieses Ozeans, müfsen
den Einflufs der hafsenswerthen Rivalität dieser beyden Nationen
fühlen, ohne nur ihren Ursprung zu kennen. Wie traurig ist
es nicht, dafs selbst in dieser Entfernung; auf Inseln, deren
Einwohner noch rohe Sitten haben, und deren Lebensweise so 1804
grausam zerstörend ist; wo allein schon das Bedürfnifs der ^ “7*
Selbsterhaltung zwey gesittete Mehschen, wenn selbst die halbe
Welt zwischen ihren Geburtsörtern läge, wie Brüder vereinen
müste; dafs hier, sage ich, zwey Europäer sich hafsen, und bis
auf den Tod verfolgen müfsen. Ich wandte während meines
Aufenthalts in Nukahiwa alle Mittel an, sie zü versöhnen, und
stellte ihnen die Bewegungsgründe vor, die sie gegenseitig haben
miifsten, um in vollkommener Einigkeit und Freundschaft zu
leben, da sie vom Schicksal unter ein Volk versetzt worden
wären, welches sie selbst als falsch, treulos und grausam schilderten:
nur durch Eintracht und Freundschaft könnten sie ihre
Ueberlegenheit an Kenntnifsen 'mit Klugheit dazu anwenden,
den Einwohnern der ganzen Insel Trotz zu bieten; da im Ge-
gegentheil, so wie sie jetzt lebten, jeder von ihnen täglich erwarten
müsse, das Opfer ihres unseeligen gegenseitigen Hafses
zu werden. Sie versprachen mir zwar sich zu versöhnen, und
gaben sich sogar in meiner Gegenwart zum Zeichen der Versöhnung
die Hände. Der Engländer sagte mir aber zugleich
im Beyseyn des Franzosen, dafs er nicht auf eine aufrichtige
Versöhnung rechnen dürfe'; denn schon oft habe er seinen
Gegner gebeten, in Freundschaft und Einigkeit mit ihm zu
leben, er habe sich aber nie dazu verstehen wollen, auch fügte
er sehr emphatisch hinzu, dafs es leichter wäre, die Felseninsel, auf
die er zeigte, flott zu machen, als diesem Franzosen freundschaftliche
Gesinnungen gegen ihn einzuflöfsen.
Um Mittag ankerten wir in Port Anna Maria in 16 Faden
über einem Boden von feinem Sand und Thon, etwas über eine
halbe Meile von dem nördlichen, und eine viertel Meile vom
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