8. Frühe am ändern Morgen lichteten wir sie wieder, und erst arm
l7‘ halb sechs Uhr Abends kamen wir auf der äufsern Rhede von
Copenhagen in 7 1 Faden Tiefe, lehmigten Boden vor Anker.
Die Kron-Batterie lag von uns in SW 65°; der runde Thurm in
der Stadt SW 5 oA
• Gleich nachdem wir geankert hatten, kam ein Offizier von
der Kron-Batterie an Bord, uns zu unserer Ankunft Glück zu
wünschen, und von Seiten der Regierung uns jede Hülfe, der
wir zur Beförderung unserer Geschäfte allenfalls bedürfen würden,
anzubieten. Da wir das Schiff ganz umladen mufstem, so hielt
ich' um die Erlaubnifs an, dieses auf der innern Rhede thun
zu dürfen. Das Admiralitäts-Collegium ertheilte mir die Erlaub-
nifs dazu den folgenden Morgen. Das Pulver ward sogleich abgeführt,
und den . 2osteli August gingen wir -mit der N ew a auf
- die innere Rhede, wo der gröfsejrn Sicherheit wegen beyde Schiffe
sich auf zwey Anker legten. Die Admiralität hatte uns auch mit
Böten zum Ausladen versorgt. Wir fingen daher diese Arbeit,,,
welche mit mehr Beschwerlichkeit verknüpft war, als ich mir
vorgestellt hatte, ohne Verzug an, und hatten sie auch nach 10
Tagen fast beendigt, als ein Brief aus Hamburg von unserrn
Consul uns in die äufserst unangenehme Nothwendigkeit versetzte,
die Arbeit des Umladens wieder von neuem zu beginnen.
Man liefs mir nämlich rathen, das in Hamburg gekaufte Salzfleisch
ganz umsalzen zu lassen', indem es -sich -sonst nicht lange
halten könne. Dieser so spät gegebene Rath war zu wichtig,
als dafs wir ihn nicht hätten befolgen sollen, obgleich wir gezwungen
waren, fast das ganze Schiff deshalb aüszuladen; .denn
ich war in Cronstadt verleitet worden, dieses Fleisch, seiner be-
sondern Güte wegen, ganz im untersten Raum des Schiffs zu
verladen. Erst nach zwey Jahren wollte ich Gebrauch davon
machen. Beym Umsalzen fand sich’s auch, dafs innerhalb einiger
Monate gewifs das meiste hätte, über Bord geworfen werden
müssen;: denn schon jetzt waren manche Tonnen verdorben.
Ich liefs nun auch den gröfsten Theil des Petersburgischen Salzfleisches
untersuchen, welches durchgängig, besser als das Ham-
burgische war; von den Fässern nur wurden mehrere schlecht
befunden, diese vertauschten wir jetzt mit neuen. Ich bin überzeugt,
dafs ohne diese Vorsicht, und ohne das in Hamburg gekaufte
Fleisch von neuem zu salzen, die Hälfte dieser Provision
verloren gegangen seyn würde.
Unser langer Aufenthalt in Copenhagen mufste mir, sowohl
wegen der verdrüfslichen Geschäfte die ich dort betrieb, als auch
des Verlustes der Zeit wegen, sehr unangenehm seyn. Ich
fand indessen einen reichlichen Ersatz in dem Umgänge des Herrn
Bugge, Directors der Copenhagerier Sternwarte, und des Herrn
von Löwenörn , Capitain der Dänischen Flotte. Die freundschaftliche
Aufnahme, die ich bey ihnen genofs, und die für
mich immer so lehrreiche Unterhaltung mit diesen beyden würdigen
Männern, machte mir ihre Bekanntschaft in meiner jetzigen
Lage um so angenehmer. Mit der gröfsten Bereitwilligkeit
erlaubte mir Professor Bugge, unsere Chronometer auf die Sternwarte
zu bringen, und erbot .sich, während unsers Aufenthalts
ihren Gang zu beobachten: ein Geschäft, welches er mit aller
Genauigkeit erfüllte. Herr Bugge besitzt ein vortrefliches physikalisches
Cabinet., von welchem er bey seinen Vorlesungen, die
er täglich in seinem Hause hält, und die von den angesehensten
Personen Copenhagens besucht werden, einen ununterbrochenen
Gebrauch macht. Seine Bibliothek ist ansehnlich, . und kann
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