1804.
Ju l i .
Gesandten räumte er ein Zimmer seines Hauses ein, auch gab
er Befehl, für die Mannschaft Brod zu backen, und das Schiff
täglich mit Fischen zu versorgen, welche nach einer Reise von
fünf und einem halben Monate, während der wir jede Art frischer
Provision hatten entbehren müfsen, mit einer Begierde
verzehrt wurden, von der nur diejenigen sich eine Vorstellung
machen können, die in ähnlichen: Fällen gewesen sind. Das
Schiff wurde sogleich ganz abgetakelt, und alles ans Land geschickt.
Es lag nicht öo Faden weit vom Ufer. Jedes Stück, jedes
Segel, mufste nach einer so langen Reise entweder ausgebefsert,
oder mit ganz neuen vertauscht werden. Auch wurden die Materialien
und Waaren, welche man in Cronstadt für Kamtschatka
mitgenommen hatte, ausgeladen. Nur das Eisen,, von welchem
6000 Pud am Bord waren, blieb im Schiffe, weil ich befürchtete,
dafs das Ausladen defselben uns zu viel Zeit kosten würde. Ich
hatte grofse Ursache zu eilen, um ehe sich - der NO Monsoon
eingestellt hatte, in Nangasaky einzutreffen, und wollte deshalb
aufs späteste nach 14 Tagen wieder von Kamtschatka absegeln.
Hätte ich mir aber vorstellen können, dafs unser Aufenthalt iö
St. Peter und Paul länger als sechs Wochen dauern würde, während
welcher Zeit wir drey Wochen lang nicht nur ganz müfsig,
sondern auch in dér gröfsten Ungewifsheit über die Fortsetzung
unserer Reise blieben: so hätte ich unstreitig auch das Ausladen
des Eisens sogleich unternommen, zumal, da ich es nachher in
der Eile mit Ballast bedecken mufste. Die meisten für den
Kaiser von Japan bestimmten Geschenke, besonders die Stahlsachen,
wurden auch ans Land geschickt, weil der Gesandte
selbst sehen wollte, in welchem Zustande sie sich befänden.
I)a es uns an Fahrzeugen zum Führen des Ballastes fehlte, so
überliefs uns der Commendant zwey alte Böte, die zu Billings 1804.
Schiffe, der Slawa Rofsii, welches man im Flafen von St. Peter A u gu s t ,
und Paul aus Nachläfsigkeit hatte versinken lafsen, gehört hatten.
Den 12ten August kam der Gouverneur in St. Peter und 12.
Paul an, begleitet von seinem Adjutanten, welches sein jüngerer
Bruder war, dem Capitain Feodo roff, und 60 Mann Soldaten,
die der Gouverneur auf Verlangen des Herrn von Resanoff mitgenommen
hatte *). Acht Tage nach seiner Ankunft ward die
Fortsetzung unserer Reise beschlofsen. Der Gouverneur war so
gütig, bis zu unserer Abreise iu St. Peter und Paul zu verweilen,
um uns in allem möglichen behülflich zu seyn, und wir fühlten
überzeugend die thätige Gegenwart dieses liebenswürdigen Mannes.
Eine kleine Veränderung, die mit den Personen des Gefolges
unsers Gesandten- vorging, will ich nur kurz erwähnen. Der
Lieutenant von der Garde S e in e r K a is e r l ich e n M a j e s t ä t Graf
Tolstoy, der Arzt der Gesandschaft Dr. Brinkin, und der zu
dieser Expedition engagirte Maler Kurlandzoff verliefsen das Schiff,
und traten von hier ihre Rückreise nach St, Petersburg an **).
Statt ihrer gingen der Capitain Feodoroff vom Kamtschatkaschen
Bataillon, und der Lieutenant Koscheleff, Bruder des Gouverneurs,
als Gesandschafts - Cavaliere mit; und da der Gesandte
keine Ehrenwache aus St. Petersburg mitgenommen hatte, so
wählte er sich hier 8 Mann, die nach unserer Rückkunft aus
*) Wem die Art, in Kamtschatka zu reisen, bekannt ist, wird sich leicht
eine Vorstellung von den Schwierigkeiten machen, welche der Transport
von 60 Soldaten auf eine Strecke von 700. Werst, in der gröfst
möglichen Eile verursachen müfsten. Allein der Zweck, um defsen
Willen sie nach Petropawlovsk geführt wurden, war zu wichtig-, als
dafs etwas in Betracht gezogen werden konnte!
**) D f. Brinkin starb bald nach seiner Ankunft in St: Petersburg.
*