1803. nicht so leicht aus dein Scagerrak kommen konnten. Am
* Sept. 19. T gten Nachmittags um 4 Uhr sahen wir das südlichste Vorgebirge
von Norwegen, Lindenäfs, das wir Derneus, die Engländer
Näze nennen; noch erlaubte es uns aber der Wind nicht> es
umsegeln zu können. Gegen Abend ward der Wind stiller. Ein
seltsames Phänomen aber, welches die Aufmerksamkeit eines jeden
auf sich zog, schien dem allgemeinen Urtheile zufolge, der
Vorbote eines neuen Sturms zu seyn.' Von WNW bis NO bildete
sich in der Höhe von ungefähr i 5 Grad über dem llori-'
zonte ein heller Bogen, von welchem dunkle Wolken,, gleich
Säulen, vertical herunterhingen; mehrere von diesen luftigen
Säulen zeichneten sich vor den andern durch eine weifse, Farbe
aus. Bis 10 Uhr blieb diese Erscheinung ganz in ihrer ersten
Gestalt am Himmel, dann theilte sie sich in zwey Theile. Die
Säulen stiegen bis zum Zenitb, die Dünste, aus welchen sie ge-
’ formt .waren, wurden dünner, und Sterne von der zweyten Grölse
konnte man durchschimmem sehen. Die ganze Nacht hindurch
war ein starkes Nordlicht, und das ganze Phänomen mag auch
wohl eine Art von Nordlicht gewesen seyn.
ao. | Am 20sten um Mittag lag uns Cap Derneus in NNW 18
Meilen. Gegen Abend- wehete der Wind stark von OSO mit
heftigem Regen; am Morgen erfolgte abermals eine Windstille.
Ich liefs die Haiesche Maschine senken, um die Temperatur des
Wassers auf der Oberfläche und auf einer gewissen Tiefe zu erfahren.
Da aber die'Tiefe hier nur a4 Faden betrug, so war
der Unterschied kaum merklich. Der Barometerstand war wieder
sehr niedrig 29»10 18; die Wellen wälzten sich sehr stark von
Norden. Diese beyden Vorboten von Sturm konnten nicht trügen,
auch stellte er sich Abends um 10 Uhr, und zwar mit eben
der Heftigkeit wie am i 8ten September ein, nur war er jetzt für 180.3.
uns günstig. Am folgenden Abend legte sich der Wind, und Septemb.
am 2 3sten hatten wir nach langer Zeit gutes Wetter. An diesem a3.
Tage begegnete uns ein englisches Schiff von 5o Kanonen, auf
welchem die Flagge des Commodore Sir Sidney Smith wehete.
Er kreuzte beym Texel mit seiner Escadre, von welcher aber
jetzt kein Schiff zu sehen war. Der Commodore schickte einen
Offizier mit einem sehr artigen Brief an mich an Bord, in welchem
er uns einen glücklichen Erfolg unserer Reise wünschte. .Nachmittags
sahen wir eine englische Fregatte, die uns wahrscheinlich
für ein feindliches Schiff hielt, und uns mit vollen Segeln nach-
setztei Um 9 Uhr aber holte sie uns erst ein. Da ich fand,
dafs der Capitain dieser Fregatte, Bere\ford, ein Bekannter von
mir war, mit dem ich vor 9 Jahren in Amerika gedient hatte,
so fuhr ich sogleich zu ihm. Er hatte im lezten Sturm seinen
Mast, beschädigt, und war daher jetzt gezwungen nach Scheer-
nefs zu gehen. Ich erzählte ihm, dafs unser Astronom nach
Londen reisen naüfse, um noch einige uns fehlende Instrumente
zu kaufen. Sogleich erbot er sich, ihn an Bord seiner
Fregatte nach Scheernefs zu bringen, wo er den andern Tag
anzukommen glaubte. Ein Anerbieten, welches mir so viel
Zeitgewinn versprach, nahm ich dankbar an, wenn es uns gleich
von unserer Boute ableitete; denn es war zu spät, Dr. Hörnern
noch diese Nacht abzufertigen, und ich mufste also während der
Nacht der Fregatte folgen die ihren Cars nach der englischen
Küste 'zunähm. Die Artigkeit des Capitairis Beresford ging s.o
weit, dafs er mir einen Lootsen, deren er zwey.am Bord hatte,
mit dem Befehl schickte, so lange bey uns zu bleiben,, als ich
es für nöthig lande. Wir setzten bis an den folgenden Morgen
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