180 3. schnitten, so nahe an die Küste von Brasilien getrieben, dafs sie
Novemb. gf, Augustin nicht umschiffen konnten. Erlaubt es aber
der Wind im 20sten oder a i sten Grade, die Linie zu pafsiren, so
mufs man nicht unterlassen es zu thun, man hat alsdann den
Vortheil, mit vollem Winde segeln zu können, sobald der SO
Passatwind sich einstellt, und rückt folglich schneller nach Süden
fort.* Diefs wird aber selten möglich.
Unsere Gelehrten stellten in diesen Tagen mehrere Versuche
über die. Ursache des Leuchtens des Meerwassers an, aus welchen
es erwiesen scheint, dafs das Leuchten nicht von dem Wafser
selbst, wenn es in Bewegung gesetzt wird, herrühre, sondern dafs
es wirklich organische Wesen sind, die dasselbe hervorbringen.
Man nahm eine Schale, legte ein feines Tuch doppelt darüber,
und gofs Wasser darauf, welches in dem nämlichen Augenblicke
aus dem Meere geschöpft war. Da fand es-sich dann, dafs auf
dem weifsen Tuche mehrere Punkte zurück blieben, welche, sobald
das Tuch geschüttelt wurde, leuchteten, da das durch das
Tuch gelafsene Wafser nicht die geringste Phosphorescenz zeigte,
obgleich man es mit Sägespänen vermischte, um den Verlust der
Punkte, die jetzt abgesondert waren, zu ersetzen, vpn denen man
hätte glauben können, dafs das durch sie in Bewegung gesetzte
Wafser leuchtete. Dr. L an g sd o r ff, der durch ein Mikroskop
diese leuchtenden Körper untersuchte, und mehrere von ihnen
gezeichnet hat, fand, dafs viele von ihnen, und zwar die gröfsern,
Krebsähnliche Thiere waren. Auch in den kleinern bemerkte er Fibern,
welche folglich eine Organisation voraussetzen. Da aber diese
Untersuchung mit dem Mikroskop erst den folgenden Tag veranstaltet
wurde, so blieb damals noch ungewifs, ob diese Thier-
chen im Augenblicke des Leuchtens leben, oder ob sie schon in
Fäulnifs übergegangen sind; so wie es auch unbestimmt bleibt,
welchen Einflufs die Atmosphäre auf das Leuchten dieser Thiere
hat, indem sie nicht jeden Tag gleich stark leuchten; ob ihr
Leuchten nicht vielleicht von der stärkern oder geringem Electri-
cität der Luft herrührt, und warum sie nur durch die aus der Bewegung
des Schiffs entstandene Reibung des Wassers leuchten,
und nicht,‘wenn das Wafser in ruhigem Zustande sich befindet.
Man wird am Ende dieses Werks eine sehr vollständige Abhandlung
über diesen Gegenstand von H. Hofrath T ile s iu s finden.
Den io ten November erhielten wir in lii.“ 61.' nördlicher
Breite und .27.0 07' westlicher Länge den NO Passat; er war
indefs noch sehr östlich, nämlich OtN und ONO. Mit seiner
Hülfe steuerten wir so sehr, als er es zuliefs, nach SO. Diefs
war um so nothwendiger geworden, da wir gegen einen starken
Strom zu arbeiten hatten, der uns täglich um 20 Meilen zurücksetzte.
Am1 i 5ten Mittags in der Breite von 6.° 58' N und
2 1 3o' westlicher Länge umwölkte sich der ganze Himmel.
Um 2 Uhr bekamen wir mit starkem Regen einen heftigen Windstofs,
und waren gezwungen, alle unsere Segel einzunehmen. Er
dauerte aber nur eine halbe Stunde. Abends um 7 Uhr hatten
wir einen zweyten Windstofs, der mit vieler Heftigkeit über zwey
Stunden anhielt. Die ganze Nacht war es sehr trübe mit schwachem
Winde. Hier befanden wir uns an der Gränze des Pafsats,
den wir nach diesen zwey Windstöfsen ganz verloren, und traten
nun in die Regionen, in welchen veränderliche, mehrentheils ganz
entgegengesetzte Winde, häufige Windstillen, heftige öftere Wind-
stöfse, von starken Regengitfsen begleitet, und eine heifse feuchte
Luft herschen, und die eben so beschwerlich als der Gesundheit
schädlich werden. Es vergingen oft mehrere Tage, dafs wir die
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