1804-
Oktober.
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der ganzen Küste von Cap Tschirikoff an ist. Im Norden von Cap
Cochrane ist das Land viel höher, als im Süden von diesem
Vorgebirge; hier zeichnet sich die übrigens niedrige Küste durch
einen hohen Berg mit einem flachen Gipfel, und noch weiter
südlich, durch drey neben an einander liegende Berge von geringer
Höhe aus. Bey Sonnenuntergang waren wir ungefähr t 5
Meilen vom Lande, von welchem wir jetzt eine deutliche und
schöne Ansicht hatten. Es erstreckte sich von NW i 5.° bis SW
65°, wo ein ziemlich hohes Vorgebirge unsern Gesichtskreis be-
gränzte. In Westen sahen wir ein hervorragendes Land, welches
sich von Norden nach Süden bis auf io Meilen weit erstreckte, und
ganz das Ansehen einer langen schmalen Insel hatte. Obgleich dieses
meine Meinungund die Meinung einiger andern am Bord befindlichen
Personen war, so ist es doch eben so wahrscheinlich, dafs es mit dem
festen Lande zusammenhängt. Die Nordspitze dieses Vorlandes liegt
in 3i.° 48'> seine Südspitze in 3r.° 38', und 228.0 3o' der Länge.
Um 10 Uhr Abends entstand ein schwacher Wind aus ONO,
mit welchem wir unter geringen Segeln nach SO steuerten. Um
4 Uhr Morgens wehete er frisch aus NtO, und ich nahm unter
seiner Begünstigung jetzt meinen Curs aufs Land zu. Obgleich
ein starker Strom das Schiff weit nach Süden zu getrieben hatte,
so befanden wir ups bey Tages Anbruch doch in einer solchen
Entfernung, dafs wir unsere Winkel mit den gestrigen noch verbinden
konnten. Das Cap, welches sich uns gestern Abend in
WSW gezeigt hatte, lag uns jetzt in NW 87°. Es ragt sehr
nach SO hervor, und ist von ansehnlicher Höhe. Ich habe
dieses Vorgebirge nach dem berühmten französischen Geographen
d ’A n v ille genannt. Wie viel verdankt ihm nicht die Geographie!
Geographen und Seefahrer können seinen Namen nicht
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aussprechen, ohne mit Dankbarkeit die grofsen Verdienste dieses
Gelehrten anzuerkennen, den der beredte Gibbon den Fürsten
der Geographen nennt. Demungeachtet hat kein Seefahrer seinen
Namen auf den Charten zu verewigen gesucht. Von Cap
d’Anville, das nach unsern Beobachtungen in 3i.° 27/ 3o" der
Breite und 228.0 32.*: 45" der Länge liegt, nimmt die Küste
eine etwas westlichere Richtung, bis zu einer andern Spitze,
die uns auf einer Insel zu hegen schien. Sie bildet die NO
Spitze einer grofsen Bay, die sich uns um 7 Uhr zeigte Da
diese Bay, so, weit das Auge reichte', ganz rein zu seyn schien,
so glaubte ich, indem ich damals noch an die Existenz der Insel
Likeo glaubte, hier die Durchfahrt zu finden, welche auf der
Arrowsmithschen Charte zwischen der auf derselben Charte angezeigten
Insel Likeo, und der Insel Tenegasima liegt *). In
Rücksicht des Landes, welches in SW von dieser grofsen Bay
lag, hatte ich gar keinen Zweifel, dafs es nicht die Insel Likeo
seyn sollte. Die genaue Uebereinstimmung in der Breite erhob
diese Meinung bey mir damals zur Gewifsheit. Ich habe mich
aber durch die Japaner während unsers Aufenthalts in Nangasaky
überzeugt, dafs das Land, welches die Nordseite der Strafse Van
Diemen bildet, nicht die Insel Likeo, sondern die Provinz Sat-
zuma sey, welche man auch auf den D’Anvillschen Charten findet.
Da ich lange ein Mifsverständnifs argwohnte, so befragte ich
mich fast bey allen Dollmetschern der holländischen Factorey
hierüber. Die bekannte Lage der Volcan - Insel; die Nähe, in
*) Auf einer spätem Ausgabe von Arrowsmitb’s grofser Charte des Südmeers
in 9 Blättern ist die Strafse Van Diemen mit den Inseln Tene-
gasimo und Likeo ganz weggelafsen. Arrowsmith hat nur die einzige
Insel Tanaosima in 3o.° 43' N und i 3 l .° 081 Ost beyfcehalten.