Regierung ging sogar so weit, dafs man es uns versagte, Briefe
durch die nach Batavia gehenden Schiffe abzuschicken, und wir
wurden daher der Freude beraubt, unsern Familien von uns
Nachrichten geben zu können. Nur dem Gesandten erlaubte
man, dem K aiser einen Rapport zu Schicken, doch mufste er
sich den Befehl gefallen lafsen, in seinem Berichte nichts anders,
als eine kurze Relation unserer Fahrt von Kamtschatka bis Nafl-
gasaky zu machen, und Se. Majestät von dem Wohlseyn aller
auf dem Schiffe befindlichen Personen zu benachrichtigen. Dieser
an den Kaiser geschriebene Brief mufste durch die Dollmetscher
ins Holländische übersetzt, ja sogar eine Copie des Originals
beym Gouverneur niedergelegt, und die Copie genau so geschrieben
werden, dafs jede Zeile sich mit. dem nämlichen Buchstaben
wie im Original endigte. Diese Copie wurde dem Gouverneur
eingehändigt, und das Original, nachdem er es mit der-Copie
verglichen, durch zwey von seinen Secretairen an Bord geschickt,
in deren Gegenwart es erst versiegelt werden durfte. Als endlich
die holländischen Schiffe absegelten, so ward uns der Befehl
mitgetheilt, auf keinen Fall ein Boot zu ihnen an Bord zu
schicken; und als ich den Gapitains Musquetier und Beimark im
Vorbeysegeln eine glückliche Reise wünschte, und mich nach
ihrem Wohlbefinden erkundigte, so bestand die Antwort, die ich
erhielt, in einer Bewegung mit dem Sprachrohr, welches der
Chef der holländischen Factorey in einem Briefe an den Gesandten
dadurch entschuldigte, dafs es den Capitains aufs strengste
verboten sey, irgend einen Laut auf unsere Fragen von sich zu
geben. Man kann nicht leicht Ausdrücke finden, welche das
schimpfliche, das barbarische einer solchen Begegnung stark ge-
jiug darstellen. Wie sehr ist es zu bedauren, dafs eine gebildete
europäische Nation, welche der Liebe zur Freyheit ihre politische
Existenz verdankt, und die sich durch grofse Thaten glänzenden
Ruhm erworben hat, blofs aus Liebe zum Gewinn sich so weit
erniedrigen kann, die gehäfsigsten Befehle von Sklaven mit so
vieler Demuth und Ergebung anzunehmen. Empörend, unbeschreiblich
empörend ist .der Anblick, brave Männer mehrere
Minuten in der verworfensten Lage vor einem Banjos, der oft
zum niedrigen Pöbel gehört, zu sehen, während dem dieser
Banjos die ihm gezollte demüthige Ehrfurcht nicht einmal mit
einem Kopfnicken erwiedert.
Als endlich der Gesandte die Erlaubnifs erhielt, ans Land
zu gehen, wiefs man ihm zwar eine sehr anständige Wohnung
an, schwerlich sind indefs die sieben Thürme in Constantinopel
so wohl verwahrt, wie das Megasaky unsers Gesandten, denn
diei's war der Name des Dez ima *) der Rufsen. Das Haus stand
auf einer Landspitze so nahe am Ufer des Meers, dafs nach
Süden und Osten zu, das Wafser zur Zeit der Fluth bis unter
die Fenster stieg. Wenn ich von Fenstern spreche, so wähle
ich wohl einen unrichtigen Ausdruck; denn dieses Wort schickt
sich eben nicht für Quadrate von einem Fufs Gröfse, die mit
einem doppelten Gitterwerk versehen waren, und dalief nur ein
schwaches Licht in die Zimmer sandten. Eine hohe Wand von
Bambusrohr umgab das ganze Gebäude, nicht nur von der Landseite,
sondern .auch von der See her, ungeachtet der Wellen,
deren Schutz den Japanern nicht hinlänglich schien. Aufserdem
waren zwey Reihen von Bambusrohr von der Pforte so weit ins
*) Dezima Keifst die kleine Insel, auf welcher die Holländer ihre Factorey
etablirt haben.
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