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Jetzt, liefs ich das Schiff ganz abtakeln, und alle Stengen
und Raen nach Kibatsch bringen, welchen Platz, obgleich wir
unsere Lage geändert, wir doch nicht verloren hatten.
Den 24steM November berichtete man dem Gesandten, der
Courier wäre aus Jeddo noch nicht angekommen, der Gouverneur
sey aber erbötig, ihm auf seine eigene Gefahr ein Haus einzuräumen,
fordere aber zugleich, dafs die Soldaten zurückgelafsen
werden müfsten. Dafs der Gesandte hierin nicht einwilligte,
habe ich schon früher erwähnt. Der Gouverneur liefs zu gleicher
Zeit versprechen: der Gesandte würde hey der Ankunft
des Couriers aus Jeddo unfehlbar ein gröfseres Gebäude beziehen,
obgleich selbst die Wohnung in Megasaky, von welcher die Doll-
mejtscher einen Plan mit sich brachten, sehr geräumig schien.
Es ist schwer zu bestimmen, was die Gouverneure *), deren
Betragen immer Würde und Consequenz verrieth, und die auch zuletzt
mehrere Beweise ihres gutmüthigen Charakters gaben, bewegen
konnte, uns beständig unwahre Berichte zu senden. So waren
zum Beyspiel alle Versprechungen, die man uns bey unserer Ankunft
machte, nur leere Worte. Wir erfuhren später, welches
in der That auch aus Kaempfer und Thunberg bekannt ist, dafs
man aus Jeddo in 00Tagen eine Antwort haben könne, und es selbst
Beispiele, gegeben, dafs man in 21 Tagen die Hin- und Rückreise
von Nangasaky nach Jeddo gemacht hat. Dieses wollten die Doll-
metscher nie zugestehen; sie gaben vor, nur bey guten Wegen wären
wenigstens drey Monate zu. der Hin- und Rückreise erforderlich,
■ *) Die Stadt Nangasaky wird von zwey Gouveriieuren, die sicli alle sechs
Monate ablösen, verwaltet. Einige Tage nach unserer Ankunft kam
der zweyte aus Jeddo an, allein der vorige durfte nicht abreiseu, we il
w ir während seiner Regierung angekomnlen waren. E r muiste also
die ganze Zeit in Nangasaky bleiben.
zu der damaligen Jahrszeit aber viel mehr, und alles, was der
Gouverneur erlaubte, erlaubte er, seinen Worten nach, nur auf
seine eigene Gefahr. Unmöglich konnte er dem Gesandten eine
Wohnung in der- Stadt einräumen, und zu den Geschenken
grofse Packhäuser anweisen, ohne hiezu ausdrücklichen Befehl
bekommen zu haben. Sein ängstliches Verfahren, als er in Kibatsch
einen Platz zum Spazieren-Gehen abstecken liefs, beweist
hinlänglich seine eingeschränkte Gewalt. Unsere Ankunft in
Nangasaky war ein zu wichtiger Gegenstand der allgemeinen
Aufmerksamkeit in Japan, als dafs der Hof nicht von dem geringfügigsten
Umstand unterrichtet werden sollte; und ich bin
überzeugt, dafs nach jedem Besuche der Dollmetscher auf dem
Schiffe ein Courier abgeschickt ward, um jedes gesprochene
Wort, jede Aeufserung, die oft von einer Art waren, welche bey
einem ohnehin mifstrauischen und stolzen Volke noch mehr
Mifstrauen erregen, und seinen Stolz reitzen mufste> dahin zu
melden. Wir erfuhren später, dafs- der Cubo, oder weltliche
Kaiser, ohne den Dairy, in dieser wichtigen Sache nichts
habe beschliefsen wollen, dafs er sogar eine Ambafsade an ihn
abgeschickt habe, um den Willen dieser noch immer wichtigen
Person, vor dem die Japaner, ungeachtet er keine execut: ive, Gewalt
besitzt, seiner geistlichen Würden wegen, die tiefste Ehrfurcht.
haben, in Betreff unserer Ambafsade zu erfahren. Es ist
also sehr wahrscheinlich, dafs der Gouverneur von Nangasaky
seine Verhaltungs-Befehle aus Miaco' (bekanntlich der Sitz des
Dairy) und nicht aus Jeddo erhalten, und ich habe nicht den
geringsten Zweifel, dafs der streitige Punkt in Betreff der Soldaten,
von. dem. Gouverneur allein nicht entschieden werden konnte.
Es verflofsen auch, von dem Tage der ersten Unterhandlung